Für Freiberufler und Gründer

Coworking: Schreibtisch zum Schnäppchenpreis

Ein schönerer Platz zum Arbeiten

Ihren Ursprung hatte die Idee in San Francisco: 2006 hatte die Werberin Tara Hunt die Nase voll vom heimischen Wohnzimmertisch. Sie suchte einen Ausweg. „Das nachbilden, was es ausmacht, in einer coolen Company wie Google oder Apple zu arbeiten", sagt sie über ihr Motiv, den ersten Coworking-Space zu gründen. „Wir wollten Beziehungen zu anderen Wissensarbeitern knüpfen und bei der Arbeit nicht einsam sein." Mit zwei Mitstreitern gründete sie den Citizen Space, das Credo ist bis heute geblieben: „A nicer place to work", übersetzt: Ein schönerer Platz zum Arbeiten.

Im Berliner Coworking Space Mobilesuite können Gründer jeden Monat ihre Gschäftsideen präsentieren.
Im Berliner Coworking Space Mobilesuite können Gründer jeden Monat ihre Gschäftsideen präsentieren.
Foto: Mobilesuite

Alle Coworking-Spaces haben sich zum Ziel gesetzt, ihren Mietern nicht nur eine Büroheimat, sondern auch Raum für neue Kontakte zu schaffen. „Die meisten Menschen sind auch im Beruf keine Einzelgänger. Sie wollen ein Gefühl von Zugehörigkeit haben, brauchen den sozialen Kontakt", sagt SAP-Vordenker Uhl. Wie diese Einbettung funktioniert, zeigt das Beispiel von Mobilesuite. Einmal in der Woche steht hier der Punkt „gemeinsames Frühstück" auf der großen Ankündigungstafel. Dann lassen Simon Schier und Philipp Roth, Betreiber dieses Berliner Coworking-Space, in ihren Räumen den Tisch decken. Sie stellen Brötchen, Kaffee und Cornflakes bereit und laden alle Schreibtischmieter ein, vor der Arbeit im lockeren Gespräch Kontakte zu knüpfen. „Um die 25 Gäste kommen zu diesen Anlässen", berichten die Geschäftsführer.

Auch für die, die geschäftliche Gelegenheiten suchen, gibt es Möglichkeiten. „Demoday" nennen Schier und Roth das, was sie einmal im Monat im Dienste des Networkings anbieten: Vier oder fünf „Members", wie die Nutzer genannnt werden, stellen ihr Geschäft vor. In zehnminütigen Präsentationen können sie Firma, Produkt und Leistungen erklären. „So erfahren die Members, was der Coworker am Nebentisch macht. Das schafft manchen Anknüpfungspunkt fürs Geschäft", erläutert Co-Chef Schier.

Auch im Betahaus gibt es ein reges Community-Leben. Das wöchentliche Frühstück, einer der Standards in der Coworking-Szene, heißt hier „Betabreakfast". Dazu steht an jedem letzten Donnerstag im Monat „Betabeer" auf der Aktivitätenliste, die Einladung zum Bierchen am Abend. Überdies bietet der größte Berliner Coworking-Space viele Kurse und Workshops für seine Mieter. Von „Lampen aus Pappmaché selber bauen" über „Projektfinanzierung" bis zu „Personal Coaching" reichen die Themen.

Angebote dieses Typs, die es in allen Coworking-Spaces gibt, zeigen: Ankommen, arbeiten und wieder gehen, das allein soll es nicht gewesen sein. Das ist das Arbeitsformat in den teuren Business-Centers, die etwa von Dienstleistern wie Pedus oder Regus betrieben werden. Sie vermieten voll möblierte Einzelbüros mit Teppich und Telefonzentrale, bieten aber keinen organisierten Kontakt. Beim Coworking dagegen ist das Networking Teil der Dienstleistung. Wer sich hier einmietet, soll eine Art Robinson-Club im Business-Format erleben. Das kommt bei den Nutzern an. „Komme ich mit einem Problem nicht weiter, finde ich immer jemanden, mit dem ich sprechen kann", freut sich Marco Peise über die Kontakte, die Coworking bietet.