Für Freiberufler und Gründer

Coworking: Schreibtisch zum Schnäppchenpreis

Als Arbeitsplatz ist ein Coworking-Space konkurrenzlos günstig. Freiberufler, ­mobile Projektarbeiter oder Gründer mieten sich einen Schreibtisch auf Zeit, nutzen die Büroinfrastruktur und knüpfen neue Kontakte.

Seinen Arbeitsort hat Marco Peise dort, wo früher eine Feuerwache untergebracht war. Er teilt sich mit anderen einen großen Raum unter dem Dach, 15 Schreibtische stehen hier. Jeden der Plätze hat ein anderer Kleinunternehmer gemietet, jeder betreibt sein eigenes Geschäft. WLAN, Drucker, Kopierer und Kaffeeküche nutzen alle gemeinsam. Sein Mietschreibtisch erspart Peise das Büro in seiner Wohnung. „Home Office wäre keine Alternative. Zu Hause kann ich mich schlecht konzentrieren. Es gibt zu viel Ablenkung."

Mietschreibtisch statt Home Office

Seit Mai hat Peise seinen Arbeitsplatz bei Fireworks gemietet. Der Dienstleister im Berliner Wedding betreibt einen Coworking-Space, ein Großraumbüro, in dem jeder Platz einzeln vermietet wird. Geboten ist alles, was Büroarbeiter brauchen, damit sie ihren Beruf ausüben können. „Meinen Rechner, das Mobiltelefon, Zettel, Stifte, Drucker, ein Glas Wasser", zählt IT-Mann Peise auf. Wenn er von „Arbeit" spricht, meint er das Web-Portal Sunride, das er mitbegründet hat. Es betreibt eine Online-Beratung zum Einsatz regenerativer Energien.

Der Mietschreibtisch erspart Peise eine langen Arbeitsweg. Gäbe es diesen Coworking-Space nicht, müsste der Gründer jeden Morgen vom Wedding nach Potsdam pendeln, an die dortige Fachhochschule, wo seine Kollegen arbeiten: „Aber dank Coworking spare ich jeden Tag zweimal eine Stunde Fahrzeit." Damit ist Peise Teil einer Bewegung, die immer mehr Anhänger findet. Wie der Berliner machen sich weltweit 250.000 Menschen jeden Morgen auf den Weg zur Arbeit in den Coworking-Space, schätzt der Informationsdienst Trendscanner. Ihr Büro ist der Schreibtisch zum Mieten, der oft eine Menge Zeitersparnis bietet: „Jeden Morgen im Stau stehen ist Stress. Pendeln ist suboptimal", beschreibt Axel Uhl von der Business Transformation Academy (BTA), einer Denkfabrik von SAP, den neuen Trend. Statt Stunden in der Bahn oder im Auto zu verbringen, suchen sich viele den Zugang zu einem Coworking- Space in ihrem Stadtteil.

So verhält es sich auch bei Michael Stoss. Er ist Mitinhaber von Voice-Choice, dem Anbieter einer Software zur Bearbeitung von Stimmaufnahmen. Der Unternehmer schätzt vor allem den Kostenvorteil: Coworking ermögliche die professionelle Arbeitsumgebung zum Aldi-Tarif. „Ich habe eine Zehnerkarte. Für sie zahle ich 130 Euro, ein Superpreis, dafür bekomme ich zehn Tage Zugang zum Büro", beschreibt er das Preismodell, das dem eines Fitness-Studios ähnelt. Wer Coworking nutzen will, kauft ein Abonnement. Das erlaubt den Zugriff auf die Infrastruktur. Ein Monat beim Hamburger Dienstleister Intooffice, den Stoss nutzt, würde 300 Euro kosten. Probekarten für einen Tag gibt es für 13 Euro. Dieses Niedrigkosten-Angebot ist einer der Gründe, weshalb es heute in vielen Städten Coworking-Spaces gibt: Das neue Arbeitsformat ist konkurrenzlos günstig. Ein normales Mietbüro in teuren Städten wie Hamburg oder München käme leicht auf 1000 Euro im Monat – zu viel für viele Selbständige, mobile Projektarbeiter und Gründer.