Computex: VIA zeigt DDR-Chipsatz für P4

In Taipei war VIA im Vorfeld seiner Pressekonferenz sichtlich bemüht, alle greifbaren Journalisten einzuladen. Man versprach den Launch des Notebook-Prozessors Ezra "und eine Überraschung". Die kam in Form des P4X266-Chipsets, komplett mit Benchmarks.

Zunächst jedoch stürzte VIAs Chipsatz für den Pentium 4 mit DDR-Speicher beim 3DMark2001 ab. Das lag allerdings nachweislich daran, dass ein VIA-Techniker beim Umstecken der Kabel an der AGP-Karte gerüttelt hatte. Beim zweiten Durchlauf erreichte der Rechner mit dem P4X266 1484 Punkte, die Maschine mit Intels 850-Chipsatz 1391. Das Mainboard mit dem 850-Chipsatz war ein Asus P4T.

Beide Rechner waren mit einer Asus-Grafikkarte mit GeForce2 GTS bestückt (V7700, 64 MByte). Die 850-Maschine hatte 128 MByte PC-800-Speicher, das VIA-System 128 MByte PC-266-DRAM. Als CPU diente jeweils ein Pentium 4 (Willamette) mit 1,5 GHz. Das VIA-System wurde vor dem Benchmark von Hand auf eine CAS-Latency von 2 gestellt.

Diese vergleichbaren Ausgangsbedingungen wurden jedoch dadurch verzerrt, dass VIA 1600 x 1200 Pixel bei 32-Bit Farbtiefe als Grafikmodus gewählt hatte. Bei 3DMark2001 wird so die Grafikkarte zum Flaschenhals, wie auch unsere Tests immer wieder zeigen. Eine Antwort auf die Frage nach dem Grund dafür blieb das VIA-Team am Dienstag zur Messe-Zeit schuldig. Man versprach jedoch eine neue Vorführung für die nächsten Tage.

Am späteren Abend gab ein VIA-Mitarbeiter an, dass der P4X266 bei kleineren Auflösungen den 850 noch deutlicher geschlagen hätte: "Diese Zahlen hätte mir doch dann niemand mehr geglaubt!" Trotz solcher Beteuerungen bleibt VIAs Demonstration des Chipsatzes unter den Journalisten in Taipei umstritten. Ein Einwand der Pressevertreter ist, dass DDR-DIMMs mit einer CAS-Latency von 2 bisher im Handel kaum zu finden sind. VIAs Test-System stellt somit das maximal technisch Machbare dar.

Somit bleibt vorerst nur festzuhalten, dass VIAs DDR-Chipsatz für den P4 schon als "first silicon" vernünftig funktioniert, und sich auf dem selben Leistungsniveau wie der 850 bewegt. Wenn sich das im dritten oder vierten Quartal mit der Markteinführung bewahrheitet, ist Rambus-Speicher auch für den Pentium 4 überflüssig.

Über die offiziell noch fehlende Lizenz für den Bus des P4 macht sich VIA keine Sorgen - man sieht sie durch das Jointventure mit S3 abgedeckt. Auch einer Klage von Intel sieht VIA-Chef Wenchi Chen gelassen entgegen: "Das machen die immer, und es zahlt sich für beide Seiten nicht aus." meinte er schmunzelnd. (nie)