Computex: NVIDIA zeigt 3D-Chipsatz nForce

NVIDIA hat in Taipei am Montag (Ortszeit) seinen unter dem Codenamen "Crush 12" entwickelten Chipsatz für AMD-Systeme enthüllt. Die offiziell nForce220 und nForce240 getauften Chipsets sollen nicht nur die schnellste integrierte 3D-Grafik am Markt bieten, sondern auch das schnellste Memory-Interface für den Hauptspeicher.

NForce ist ein Chipsatz für AMDs Athlon oder Duron. Die beiden Komponenten IGP (Integrated Graphics Processor) und MCP (Media and Communications Processor) als North- und Southbridge zu bezeichnen, wäre jedoch stark untertrieben.

Der MCP enthält neben den Interfaces zu CPU und Hauptspeicher auch den Kern von NVIDIAs Grafikchip GeForce2 MX. Die Grafiklogik teilt sich dabei wie andere Lösungen mit integrierter Grafik den Hauptspeicher mit der CPU. Da das in der Regel beide Teile (Prozessor und Grafik) bremst, hat sich NVIDIA eine Art Crossbar ausgedacht, die man TwinBank nennt.

Dieses Speicherinterface für CPU und Grafik ist 128 Bit breit, wenn zwei DDR-DIMMs im Rechner stecken. Dazu kommt ein Cache im MCP, der DASP beherrscht. So bezeichnet NVIDIA einen "Dynamic Adaptive Speculative Pre-Processor", der vor allem das Lesen und Schreiben in den Hauptspeicher spekulativ ausführt. NVIDIA verspricht dadurch 20 Prozent mehr Systemleistung als bei anderen Chipsets. Um das zu belegen, hat der Grafik-Marktführer auf der Computex eigene Benchmarks vorgelegt, die jedoch einer Erläuterung bedürfen.

Die Messungen in der obigen Grafik basieren auf dem nForce 420, der nur bei zwei DDR-Modulen mit 128-Bit-Zugriffen so schnell arbeiten kann. Da DDR-Module bisher nur ab 128 MByte zu haben sind, treibt das den Systempreis in die Höhe: Ohne 256 MByte RAM kein nForce240. Dass NVIDIA aber aus dem Stand das Rambus-Interface von Intels 850-Chipsatz schlägt, ist dennoch beeindruckend.

Noch drastischer werden die Unterschiede, wenn man die 3D-Performance des nForce mit anderen integrierten Chipsets vergleicht. Der hier verwendete Test 3DMark2000 bevorzugt jedoch generell NVIDIA-Chips, so dass auch diese Benchmarks mit Vorsicht zu genießen sind. Da aber ein GeForce2 MX auch als AGP-Karte einen KM133 von VIA oder 815 von Intel um Längen schlägt, ist die Tendenz von NVIDIAs Test als realistisch einzuschätzen.

NVIDIA traut dem nForce so viel zu, dass man auch Benchmarks im Vergleich mit AGP-Karten zeigte. Hier wird nochmals der Unterschied zwischen nForce 220 und 440 deutlich.

Sollten sich diese Performance-Daten auch bei unabhängigen Tests bestätigen, wäre der nForce die erste Wahl für preiswerte PCs, die auch zum Spielen taugen. Andere integrierte Chipsets waren in unseren Tests bisher für moderne 3D-Spiele viel zu langsam. Aufrüsten lassen sich solche Rechner auch noch: nForce bietet einen AGP-4x-Steckplatz.

Dazu kommen die Fähigkeiten des MCP. Er bietet neben den normalen Funktionen einer Southbridge (PCI, ATA, USB, PS/2) auch einen vollwertigen AC3-Encoder. Damit lassen sich auch Spiele erstellen, die echten digitalen Mehrkanal-Ton beherrschen und über einen externen Decoder wiedergeben können. Bisher sind dafür immer integrierte Lösungen nötig, die beispielsweise auf Creatives EAX basieren. Bei nForce soll für digitalen 3D-Sound ein Digitalausgang und der heimische Dolby-Digital-Receiver genügen.

Der MCP soll außerdem für isochrone Transfers taugen. Da er über AMDs HyperTransport an den IGP angebunden ist, kann den verschiedenen Funktionseinheiten eine definierte, zeitrichtige Bandbreite zugeordnet werden. Laut NVIDIA soll dadurch beispielsweise das CD-Brennen auch ohne Techniken wie BURNProof oder JustLink keine Buffer-Underruns mehr provozieren, wenn parallel ein 3D-Spiel läuft.

Bis man die Versprechen von NVIDIA überprüfen kann, sollen noch knapp zwei Monate vergehen. Im Juli oder August will das Unternehmen die Massenproduktion des nForce starten. Nach dem viermonatigen "Launch" des GeForce3 darf man gespannt sein, ob die Kalifornier diesmal den selbstgesteckten Zeitplan einhalten.

Wenn alles klappt, sollen die ersten Mainboards mit nForce im Herbst in den Läden stehen. Zumindest deren Entwicklung scheint schon weit fortgeschritten zu sein. Abit, Asus, Gigabyte und MSI zeigen auf der Computex Prototypen. Stellvertretend hier das Board von Gigabyte.

Großes Rätselraten herrscht in Taipei ob des Preises für den nForce - NVIDIA machte dazu keine konkreten Angaben. Die Board-Hersteller sind sich jedoch einig, dass der Chipsatz kein billiger Spaß werden wird. Mainboards über 500 Mark seien jedoch kaum noch an den Mann zu bringen, gab ein Firmenvertreter an. Es ist also zu vermuten, dass sich auch NVIDIA an dieser Schmerzgrenze orientieren wird. Immerhin hatte man ja auch, quasi als Trostpflaster für die ständigen Verspätungen, den Preis der GeForce3-Karten noch vor dem Marktstart von 1499 Mark auf 999 Mark gesenkt.

Klar ist jedoch, warum der nForce vorerst nur für AMD-CPUs angeboten wird: "NVIDIA hat im Moment keine Lizenz für Intels Front-Side-Busse...." meinte Tony Tomasi, Senior Director Product Management bei Nvidia. Sein nett gespieltes Bedauern bei dieser Aussage war ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Santa Clara. (nie)