Great Firewall beginnt zu bröckeln

Chinesische Blogger umschiffen Zensur

Chinesische Blogger lehnen sich immer stärker gegen die staatlichen Zensurmaßnahmen auf. Die sogenannte "Great Firewall" - die automatisierte Internetzensur seitens der Behörden - beginnt ein klein wenig zu bröckeln. Wie am Beispiel eines Aufstandes in der chinesischen Provinz Guizhou am vergangenen Wochenende deutlich wird, versuchen sich die Online-Regimekritiker mehr und mehr der Zensur zu wiedersetzen und die staatlichen Blockaden zu umschiffen.

Zuletzt hatten Aufständische rund um Regierungsgebäude in Guizhou Feuer gelegt, um dagegen zu protestieren, wie von Staatsseite mit dem Tod eines Teenagers in der Provinz Wenig'an umgegangen wurde. Die Zensoren waren wie üblich zur Stelle und säuberten offizielle Medien und Online-Plattformen von unliebsamen Berichten über die Aufstände, berichtet das Wall Street Journal.

Doch die Blogger in Foren wie Tianya.cn reagierten diesmal umgehend und veröffentlichten ihre Beiträge in Formaten, die nicht so einfach von der Zensur erfasst werden können. So kam zum Beispiel Software zum Einsatz, die Texte seitenverkehrt formatiert und alle Sätze von rechts nach links gelesen werden müssen oder vertikal statt horizontal. Das macht ein automatisiertes Sperren der Seiten um ein Vielfaches schwieriger. Einerseits hat China zwar das ausgeklügeltste Zensursystem überhaupt, andererseits "beheimate das Land aber auch die erfahrendsten und talentiertesten Internetnutzer, die immer einen Weg daran vorbei finden", heißt es seitens des Forum-Betreibers Hainan Tianya Online Networking Technology.

Obwohl die Olympischen Spiele immer näher rücken und China zuvor Lockerungen der Zensur sowie die Wahrung von Menschenrechten zugesichert hatte, zeigt die Regierung bisher wenig Geduld mit Dissidenten. Ausländische Kritik, unter anderem auch an Olympia-Sponsoren und Sportausrüstern, hat bislang wenig gefruchtet. Laut der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) wurden in China allein seit Jahresbeginn 24 Fälle bekannt, in denen Journalisten, Cyber-Dissidenten oder andere Aktivisten verhaftet oder zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurden.

Am Dienstag haben die Behörden in Guizhou die Untersuchung zum Todesfall der 17-jährigen Schülerin, der zu den Protesten führte, letztlich wieder aufgenommen. Zunächst war das Mädchen von der Polizei als Selbstmordfall abgestempelt worden. Wütende Einheimische allerdings verbreiteten den dringenden Verdacht, die 17-Jährige sei von mehreren Leuten mit guten Beziehungen zu den ansässigen Behörden vergewaltigt und getötet worden. Das Vorgehen der Polizei während der Aufstände wurde von offizieller Seite verteidigt und als "großartige Eindämmung" betitelt. (pte/cvi)