China: Linux soll Standard-OS werden

Die Volksrepublik China scheint zum Linux-Land zu werden. Der Zeitschrift "Taiwan Economic News" zufolge hat die chinesische Regierung entschieden, die neue einheimische Linux-Distribution "Chinese 2000" zum Standard-OS zu machen. Microsoft würde damit der Weg in einen der interessantesten IT-Märkte erschwert.

"Chinese-2000"-Entwickler Chu Bong-foo hat sein Linux-OS diese Woche vorgestellt. Das Betriebssystem soll im Paket mit Kai Office 6.0 etwa 50 US-Dollar kosten, berichtet die Taiwan Economic News. Windows XP und Office XP hingegen sind mit 700 US-Dollar um einiges teurer. Neben den Kosten spielen auch Sicherheitsbedenken der chinesischen Regierung gegen die Microsoft-Software eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für Chinese 2000.

Wie berichtet, hatte Microsoft im Januar bei einem IT-Großauftrag der Stadt Peking das Nachsehen. Die Stadtverwaltung setzte beim Betriebssystem auf eine einheimische Linux-Distribution von Redflag Software, könnte aber diese möglicherweise bald durch Chinese 2000 ersetzen. In der freien Wirtschaft sieht es etwas anders aus. Im Dezember 2001 etwa hatten vier führende chinesische PC-Hersteller beschlossen, ihre Computer künftig mit Windows XP auszustatten (wir berichteten).

Die Entscheidung gegen Microsoft-Software bestätigt die Politik der chinesischen Regierung, bei Betriebssystemen und Programmen auf einheimische Opensource-Produkte zu setzen. So beschäftigt sich denn auch die größte staatliche Software-Schmiede Chinasoft vorrangig mit Linux und darauf basierenden E-Government-Lösungen.

Die chinesische Affinität zu Opensource-Software ist möglicherweise auch durch den Beitritt der Volksrepublik China zur Welthandelsorganisation WTO Mitte Dezember zu erklären. Als WTO-Mitglied müssten die Chinesen die dem Vernehmen nach weit verbreiteten Raubkopien von MS-Produkten offiziell lizenzieren und teuer bezahlen. (jma)