Künftig lenkt und bremst der Computer

CES 2015 - So sehen die Autos der Zukunft aus

Smartwatch holt das Auto

Angesichts der Fortschritte, die Mercedes und Audi sowie andere Hersteller in Las Vegas in Sachen autonomes Fahren zeigten, war eher enttäuschend, was BMW und VW in Las Vegas zeigten - beide Hersteller scheinen die aktuelle Entwicklung verschlafen zu haben. Konzepte zum fahrerlosen Parken, wie etwa von BMW, rissen die Besucher nicht mehr vom Hocker, zumal diese von anderen Herstellern schon auf früheren CES-Messen präsentiert wurden. Und über das Konzept, Fahrzeuge per Touch- oder Gestensteuerung zu bedienen, wie es neben BMW auch VW mit dem Golf Touch zeigte, streiten Experten zurecht. Führt das Rumgehampel hinter dem Lenkrad, um etwa das Schiebedach zu öffnen oder einen Gang hoch- oder runterzuschalten wirklich zu mehr Verkehrssicherheit und Komfort?

Ebenso lässt sich über die Unsitte, immer mehr Touchscreens als Innovation im Auto zu verbauen trefflich streiten. Dient es wirklich der Sicherheit, wenn der Fahrer nicht auf die Straße blickt, sondern auf den Touchscreen, um etwa den Scheibenwischer einzuschalten? Hier mag zwar die Flut an Knöpfen in manchem Mittel- und Oberklassenwagen verwirrend sein, aber sie lenkt den Fahrer nicht von seiner primären Tätigkeit, dem Steuern des Fahrzeugs ab - solange dies noch nicht autonom fährt, wie die Versuchsfahrzeuge auf der CES.

Auto trifft Big Data

Ganz andere Themen neben dem autonomen Fahren sprach Ford-CEO Mark Fields in seiner Keynote an. Fields stellte dabei den "Smart Mobility Plan" vor, bei dem es um Themen wie intelligente Mobilität, die Nutzung von Kunden-Feedback und die Anwendung von "Big Data" geht. Fields erklärte in seiner Grundsatzrede, dass Ford weltweit 25 Mobilitäts-Pilotprojekte realisiert, darunter sieben in Europa, und davon wiederum eines in Deutschland (Ford Carsharing), um innovative Technologien zu fördern und um einen Mehrwert für die Menschen im Verkehrsalltag zu schaffen. Ein ähnliches Sharing-Angebot verfolgt Ford in London mit City-Driving-on-Demand. Und eine "Digitale Datenbox" analysiert das individuelle Fahrverhalten, um so spezifische Versicherungsangebote zu erstellen. Dank der App "Painless Parking" soll künftig die Parkplatzsuche in Großstädten ihren Schrecken verlieren. Ein Plug-in-Device soll dabei Daten auf Basis des Verkehrs und der freien Parkplätze verarbeiten und den Fahrer so zum nächsten Parkplatz lotsen, den er dann per Smartphone bezahlt. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das System Parking Spotter, das Ford in Atlanta testet. Hier misst das Fahrzeug im Vorbeifahren freie Parklücken aus und meldet diese in die Cloud. Aus der Cloud erhalten dann andere suchende Fahrer Informationen über passende Parkplätze. Ein weiteres Beispiel für die Vernetzung von IT und Fahrzeug ist das Dynamic Social Shuttle. Hier können die Kunden individuell per Smartphone Mini-Busse anfordern und selbst spezifische Haltepunkte festlegen. In der Cloud werden dann die optimalen Routen für die Busse berechnet.

Die 25 Experimente, die Ford-Chef Fields auf der CES vorstellte, strahlen sicher nicht die Faszination aus, die vom autonomen Fahren ausgeht, aber sie zeigen welche neuen Services sich aus der Verknüpfung von Auto, Big Data und Cloud generieren lassen. Und dass dies auch fernab von Google Android Auto oder Apple Car Play möglich ist.

Kontakt und Vernetzung der Fahrzeuge unter einander ist auch ein Thema von NXP. Die Niederländer, die auch zu den Miterfinder der NFC-Technologie zählen, haben eine Kommunikationstechnologie entwickelt, bei der Fahrzeuge über Entfernungen von über zwei Kilometern noch bei relativen Geschwindigkeiten von mehr als 500 km/h zuverlässig miteinander kommunizieren können. (mje)