CeBIT: Ein Open Talk über Linux in München

Auf der CeBIT führten Vertreter der Stadt München, der involvierten Software-Anbieter und Verbände ein offenes Gespräch über die Entscheidung der Stadt München, 14000 Clients auf Linux zu migrieren.

Die Gesprächsrunde war hochkarätig besetzt: Christian Ude (Oberbürgermeister von München), Fritz Fleischmann (Geschäftsführer Adobe Central Europe), Willi Berchtold (BITKOM-Präsident), Richard Seibt (EMEA-Chef von Novell) und Marcel Schneider (Vice President Sun Deutschland). Ebenfalls eingeladen - aber nicht erschienen - war Jürgen Gallmann, Chef von Microsoft Deutschland.

Als erstes klärte Oberbürgermeister Ude noch einmal das "Warum" der Migration. Der gekündigte Support für Windows NT sei der Auslöser nach der Suche einer neuen Lösung gewesen. Auch sei hier die Abhängigkeit gegenüber proprietärer Software-Hersteller deutlich geworden. Er betonte, dass die Entscheidung weder politische, antiamerikanische noch ideologische Gründe gehabt habe. Die Entscheidung beruhte allein auf der Frage: "Was ist auf lange Sicht am besten unter der Berücksichtigung von Abhängigkeit, IT-Sicherheit und der Vielzahl der einzelnen Anwendungen in den zahlreichen Referaten?" Er habe auch nicht damit gerechnet, dass dieser Entschluss international derart große Beachtung finden und sehr emotionale Reaktionen hervorrufen würde.

Den Beifall aus der Open Source Gemeinde, der auf das Ideologische abzielt, könne er teilweise nicht nachvollziehen, sagte Ude. Die Stadt München werde auch weiterhin im Schulsystem mit Microsoft zusammenarbeiten. Hier handle es sich um 25.000 PCs. Die Schüler sollen mit dem Betriebsystem an die IT-Welt herangeführt werden, mit dem sie nach hoher Wahrscheinlichkeit auch im Arbeitsleben konfrontiert werden, sagte Ude.

Die Migration auf Linux solle 2006 beginnen und Schritt für Schritt bis 2008 abgeschlossen sein. Die Vergabe des Projekts sei noch nicht entschieden. Dies geschehe erst in diesem Jahr. Zu Software-Patenten sagte der studierte Jurist Ude: Er fände die Reaktionen aus der Community etwas übertrieben. Dieses Thema habe die Stadt München ausreichend prüfen lassen. Es gäbe keinen Grund zur Beunruhigung und sie sähen dem gelassen entgegen.

Zum Thema Vor- und Nachteile von Open Source und Closed Source gaben die Teilnehmer folgende Statements ab:

Das Konkurrenzverhältnis zwischen Open Source und Closed Source fördere auf jeden Fall den Wettbewerb, sagte BITKOM-Präsident Willi Berchtold.

Closed Sourced habe den Vorteil einer klaren Linie, fördere aber die Monopolbildung, sagte Marcel Schneider von Sun. Die Open-Community verfüge aber über ein höheres Innovationskonzept. Er betonte auch, dass Open Source nicht mit "kostenlos" gleichzusetzen sei. Eine Kombination aus beiden Welten sei der richtige Weg.

Die höhere Felxibilität sei der Vorteil von Open Source, sagte Fritz Fleischmann von Adobe. Bei Closed Source dagegen sei die Standardisierung einfacher.

Richarb Seibt sagte im Bezug auf Open Source, dass sich keine Firma der Welt 1,2 Millionen Entwickler leisten könne. Er hob die Flexibilität und Dynamik der Community hervor. Um Businessprobleme zu lösen, käme man aber nicht an Closed Source vorbei.

Die Open Source Community habe ein geringeres Innovationstempo, war von Willi Berchtold zu hören. Richard Seibt und Marcel Schneider bestätigten ihm das.

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