Carrier in der Mangel

Kriterien für die Anbieterauswahl

Die Zahl der neuen Carrier wächst kontinuierlich. Bis August dieses Jahres hat die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post 96 Lizenzen der Klasse 4 erteilt. Für eine Vorauswahl sollte der TK-Entscheider nur diejenigen näher betrachten, deren Strategie mit den Zielen des eigenen Unternehmens vereinbar ist. Für verschiedene Bereiche (Festnetz national, Festnetz international, Mobilfunk, Daten) kann die Selektion dabei durchaus unterschiedlich ausfallen.

Um den am besten geeigneten Carrier zu finden, ist ein Ausschreibungsverfahren am effizientesten und erfolgreichsten. Es macht die differenzierte Situation im gegenwärtigen Markt transparent. Bild 1 zeigt anhand von zwei Projekten, wie stark sich allein auf der Kostenseite die Carrier unterscheiden. Bei dem Beispiel handelt es sich um zwei unterschiedlich strukturierte Betriebe: ein Großunternehmen an einem Standort (Fall 1) und eines mit vielen Niederlassungen (Fall 2). Je komplexer die Situation, um so stärker die Differenzierung.

Im Einzelfall bestimmen folgende Einflußgrößen die Preisstruktur:

Verteilung des Telefonverkehrs auf Tarifzonen, Umfang des Telefonverkehrs, geographische Struktur, funktionale Anforderungen, Anforderungen an Sicherheit, Dienstegüte, Funktionsumfang.

Ein Wechsel des Carriers muß aber nicht unbedingt das Ziel der Optimierungsbemühungen sein. Die Angebotsauswertung und die anschließenden Verhandlungen können durchaus ergeben, daß ein Kunde beim bisherigen Anbieter bleibt. In aller Regel lassen sich dabei jedoch erhebliche Einsparungen und ein höherer Qualitäts- und Servicegrad erreichen. Auch eine vermeintliche strategische Bindung an einen bestimmten Carrier, zum Beispiel durch Zugehörigkeit zum gleichen Konzern, sollte nicht von einem offenen Auswahlverfahren abhalten. Gerade in dieser Situation sind erhebliche Einsparungen zu erzielen, die durchaus im Bereich von 30 bis 50 Prozent der bisherigen TK-Ausgaben liegen können. Die Wettbewerber beteiligen sich allerdings nur dann an einer Ausschreibung, wenn sie eine faire Chance sehen, zumindest in Teilbereichen auch berücksichtigt zu werden. Eine Scheinausschreibung bringt höchstens kurzfristigen Erfolg.

Der TK-Verantwortliche eines Unternehmens sollte die Auswahl des Carriers nach erprobten Verfahren durchführen. Bild 2 zeigt den Ablauf eines typischen Ausschreibungsprojekts.