Call-by-Call im Ortsnetz kommt Ende 2002

Ab Ende 2002 können Kunden der Deutschen Telekom auch bei Ortsgesprächen Call-by-Call-Angebote nutzen. Die Bundesregierung werde bis Dezember die entsprechende EU-Richtlinie umsetzen, sagte Horst Ehrnsperger, für Telekommunikation zuständiger Abteilungsleiter im Wirtschaftsministerium, dem "Handelsblatt".

Bislang ist die freie Auswahl der Telefongesellschaft (Call-by-Call) nur bei Ferngesprächen möglich. Die Bundesregierung will nun bis Ende 2002 das Telekommunikationsgesetz ändern, um auch das Ortsnetz für Call-by-Call zu öffnen. Dies geschieht nicht freiwillig, sondern auf Druck der EU-Kommission.

Die europäische Behörde hatte eine Richtlinie ausgegeben, nach der spätestens zum 1. Januar 2002 Call-by-Call-Gespräche auch in den Ländern der EU möglich sein müssen. Da dies in Deutschland nicht der Fall ist, hatte die EU-Kommission bereits im Juli 2000 ein förmliches Vertragsverletzungs-Verfahren gegen die Bundesrepublik eingeleitet und mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gedroht. Dort hätte die Regierung schlechte Aussichten auf Erfolg, da die EU-Regeln für die Mitgliedsstaaten verbindlich sind und in allen Ländern bis auf Griechenland und Deutschland umgesetzt wurden.

Call-by-Call im Ortsnetz stößt hier zu Lande auf Skepsis. So hat etwa RegTP-Chef Matthias Kurth Bedenken, ob ein weiterer Preiskampf auf dem Markt tatsächlich zu mehr Wettbewerb führen wird. Unter dem Preiskampf würden dem Handelsblatt zufolge beispielsweise Stadtnetzbetreiber oder DSL-Anbieter wie QSC leiden, die seit 1998 eigene Netze aufbauen und die letzte Meile von der Telekom mieten. Die Anbieter fürchten bei einem Preiskampf um den Wert ihrer bisherigen Investitionen. (jma)