BSA: Mitarbeiter sollen Raubkopien petzen

Die Business Software Alliance (BSA) will Mitarbeiter in Unternehmen dazu animieren, ihre Brötchengeber anzuschwärzen, sollten diese illegale Softwarekopien einsetzen.

Nachdem es dem Lobbyverband der Softwareindustrie in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist, die Piraterierate in Deutschland zu senken, fährt die Business Software Alliance nun härtere Geschütze auf. Im Rahmen der Kampagne "Raubkopierer bereichern sich auf ihre Kosten" fordert die BSA Firmenmitarbeiter dazu auf, Arbeitgeber, die Raubkopien einsetzen, beim Verband anzuzeigen. Dazu hat die BSA, der unter anderen Softwarehersteller wie Adobe, Microsoft, SAP und Symantec angehören, eine eigene Website eingerichtet (www.legalesoftware.de), auf der die entsprechenden Anzeigen an den Verband weitergeleitet werden können. Um Missbrauch vorzubeugen, verlangt die BSA allerdings umfassende persönliche Angaben des Informanten. Alle Angaben würden jedoch streng vertraulich behandelt, heißt es.

Auslöser für die Aktion ist der Anstieg der deutschen Piraterierate auf 28 Prozent im Jahr 2006. Diesen Trend führen die Verbandsverantwortlichen in erster Linie auf das "mangelnde Unrechtsbewusstsein in bestimmten Unternehmenskreisen" zurück. Damit räumt der Verband allerdings auch indirekt ein, mit seiner Strategie der vergangenen Jahre gescheitert zu sein. "Wir haben in den letzten beiden Jahren vor allem Aufklärung betrieben und Hilfestellungen gegeben", sagte BSA-Direktor Georg Herrnleben. "Angesichts der gestiegenen Piraterierate müssen wir annehmen, dass es gleichwohl zahlreiche Unternehmer gibt, die auf den Einsatz illegaler Software vertrauen und den damit verbundenen Rechtsbruch in Kauf nehmen."

Laut der jüngsten Pirateriestudie, die das Marktforschungsinstitut IDC im Auftrag der BSA anfertigt, lag 2006 der weltweite Anteil illegal eingesetzter Software bei 35 Prozent und stagnierte damit im Vergleich zum vorangegangenen Jahr. Die damit verbundenen Verluste für die Softwarekonzerne stiegen allerdings von knapp 34,5 auf rund 39,6 Milliarden Dollar. Hierzulande ergibt sich bei einer Piraterierate von 28 Prozent (Vorjahr 27 Prozent) ein Umsatzausfall von 1,6 Milliarden Dollar (Vorjahr: 1,9 Milliarden Dollar). Damit liegt Deutschland weltweit auf dem 7. Rang hinter den USA, China, Frankreich, Russland, Japan und Großbritannien. Insgesamt mussten überführte Firmen in Deutschland im vergangenen Jahr über 1,1 Millionen Euro für Schadenersatz und Nachlizenzierung berappen.

Der Einsatz unlizenzierter Software sei ein Faktor, der die deutsche Wirtschaft als Ganzes schädige, klagen die BSA-Verantwortlichen. Bis 2009 könnten rund 30.000 neue Arbeitsplätze entstehen sowie 3,6 Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen in die Staatskassen fließen, sollte es gelingen, die Piraterierate auf zehn Prozent zu drücken. "Deswegen appellieren wir an diejenigen, die über unlizenzierte Software in ihrem oder anderen Unternehmen Bescheid wissen, mit uns in Kontakt zu treten und uns einen Hinweis zu geben", fordert Herrnleben potenzielle Informanten auf.

Die Softwarehersteller ziehen alle Register, um den illegalen Einsatz ihrer Produkte zu verfolgen. In den USA hat die BSA mittlerweile Prämien von bis zu einer Million Dollar ausgesetzt. Jeder, der illegale Machenschaften aufdecken seien es Endanwender oder Vertriebspartner, könne einen Teil des Kopfgelds einstreichen. (Computerwoche/hal)