Blitze aus der Steckdose

Zum Schutz gegen Spannungsausfälle oder -schwankungen haben die Hersteller von unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USVs) zahlreiche Angebote in petto. Allerdings müssen inzwischen auch Experten mit der Lupe nach Unterscheidungsmerkmalen Ausschau halten. Dies macht die Kaufentscheidung leichter, denn ist die Anforderung klar definiert, entscheidet nur der Preis.

Von: Rainer Miserre

Wer sich schon einmal mit einem eingefleischten "Batterieverkäufer" eingehend unterhalten hat, wird sich wundern, welche Gefahren aus einer Steckdose kommen können. Sicherlich gibt es zahllose Faktoren, die ein DV- oder TK-System beeinflussen können. Aber welcher Anwender glaubt noch die Geschichte vom Blitz, der in einen nahegelegenen Transformator einschlägt und durch die Kabel, Netzwerke, seriellen Leitungen und Telefonleitungen sowie andere Verbindungen in Ihren Computer gelangt und diesen dahinrafft? Dann müßten die Rechenzentren oder wichtigen Server schließlich auch gegen Erdbeben und Flugzeugabstürze gesichert werden, also gegen Ereignisse, die mit fast derselben Wahrscheinlichkeit eintreten wie der Blitz. Wer aber seinem Datenbestand höchste Aufmerksamkeit schenkt, sollte bedenken, daß ein Stromausfall genügt, um Daten für immer vom Bildschirm verschwinden zu lassen. Aber noch gefährlicher ist der Verlust von bereits früher angelegten Dateien oder sogar einer ganzen Festplatte, wenn der Stromausfall eintritt. Netzwerk-Fileserver, die ständig auf die Harddisk schreiben, sind hier besonders gefährdet.

In den letzten Jahren etablierten sich neben der Online-(Dauerwandler-)Technik Geräte mit Line-Interactive-Technik. Diese fand im rasch wachsenden Markt für kleine Netze schnell Anhänger. Der Sicherheitslevel ist zwar wegen der Umschaltzeiten von Netz- auf Batteriebetrieb nicht sehr hoch, dafür sind die Preise niedrig. Beispielsweise gibt es die "Yunto"-250-VA-Anlage (reicht für einen PC) bei Online inklusive der Managementsoftware "Data Watch" ab 199 Mark inklusive Mehrwertsteuer.

Rund 30 Anbieter teilen sich den USV-Markt in Deutschland. Unternehmen wie Online und American Power Conversion (APC) haben sich auf USVs für PCs- und Server spezialisiert. APC fertigt ausschließlich Line-Interactive USVs in der Leistungsklasse 250 VA bis 5 kVA. Neuestes Produkt ist die "Back-UPS MI", die insgesamt drei durch eine Batterie gepufferte Ausgänge mit Überspannungsschutz bietet und mit 300 VA, 500 VA und 650 VA angeboten wird. Bei niedrigem Ladezustand der Batterien oder wenn die USV auf Batteriebetrieb umschaltet, wird fünf Minuten lang ein Alarmton gesendet. Der Benutzer hat somit genügend Zeit, alle Daten zu sichern und den PC auszuschalten. Handelt es sich um einen längeren Stromausfall, schaltet die USV nach circa fünf Minuten ab. Die Batterien lassen sich auch bei laufendem Betrieb auswechseln. Dabei nimmt APC die alten Batterien zurück und achtet auf eine umweltgerechte Entsorgung.

Das Marktwachstum liegt analog zum Server- und Netzwerkmarkt bei rund 25 Prozent jährlich. Andere Anbieter wie Siemens, AEG oder MGE bedienen schwerpunktmäßig den Markt für große USV-Anlagen von zehn kVA bis zu einigen hundert kVA. In diesem Segment ist allerdings Wachstum schwer zu erzielen; beispielsweise machen die seit Jahren schrumpfenden Rüstungsetats den Anbietern das Leben schwer.

Wer aus Platzgründen kein Stand-alone-Gerät einsetzen kann und den damit verbundenen Kabelsalat meiden möchte, ist mit der "IUPS 300" von Bicker Elektronik gut bedient. Mit 5,25 Zoll Bauhöhe läßt sich das Produkt in vorhandene Rechnergehäuse integrieren. Mit zusätzlichen, einbaufähigen Akkus läßt sich auch nachträglich eine Veränderung der Leistung von 300 VA auf 500 VA vornehmen. Wird beispielsweise im Back-up-Betrieb der angeschlossene Verbraucher abgeschaltet, schaltete sich die IUPS 300 anschließend selbständig ab. Soll der Betriebszustand ständig überwacht werden, läßt sich die USV über eine Sub-D-Steckverbindung mit dem Rechner verbinden, wobei die entsprechende Managementsoftware für die gängigen Betriebssysteme erhältlich ist.

Online USV-Systeme ist seit 1988 im Geschäft mit USVs für PCs und Server. Neuestes Produkt ist die über Internet überwach- und steuerbare "Xanto" im Leistungsbereich von 250 VA bis sechs kVA.

Zu den Verbesserungen gehören die Reduzierung von Gewicht und die Größe um 40 Prozent, verlängerte Überbrückungszeiten bis zu drei Stunden durch Battery Packs und ein größerer Eingangsspannungsbereich. Über einen Erweiterungs-Slot lassen sich SNMP-Adapter und AS-400-Interface nachrüsten. Das Gerät wird mit der Managementsoftware "Datawatch" für Netware, Windows NT und Unix-Systeme ausgeliefert.

Eine neue Version der "Best 610" von Best Power sichert TK- und Server-Anlagen bis 20 kVA. In einer Umgebung mit häufigen Störungen der Stromversorgung sorgt die Anlage durch den Einsatz von zusätzlichen Batterieerweiterungen für lange Autonomiezeiten. Für Netzwerkanwendungen ist die Best 610 auch in 19-Zoll-Technik lieferbar. Das Gerät ist sowohl mit ein-, als auch mit dreiphasigem Eingang erhältlich. Die Anlage läuft auf Hochfrequenzbasis. Deshalb kommt sie ohne Transformator aus. Vorteil: die USV ist leichter und benötigt weniger Platz. Eine Erweiterung der Anlage ist durch die Installation zusätzlicher Batterieschränke möglich. In Verbindung mit der mitgelieferten Software können alle USV-Daten visualisiert sowie angeschlossene Rechner automatisch heruntergefahren werden. AS-400-Schnittstelle oder SNMP-Adapter lassen sich ebenfalls integrieren.

Die Geräte der Serie "Sentry" von Aros sind in den Ausführungen HPS und RPS erhältlich. Die Anlagen sind von acht kVA bis 160 kVA erhältlich. Durch Parallelschaltung von bis zu sechs Anlagen kann eine maximale Leistung von 960 kVA realisiert werden. Auch Anlagen unterschiedlicher Leistungen lassen sich parallel schalten. Dadurch ist es möglich, ein bestehendes System nachträglich leistungsmäßig anzupassen.

Die USV "Powerware Prime" von Exide Electronics bietet mit den Leistungsbereichen von 7,5 bis 15 kVA sowie 25 bis 45 kVA Spannungsschutz bei Server-Gruppen, TK-Systemen und industriellen Anwendungen. Zusätzlich enthalten ist der "Efficiency Optimiser". Ist diese Option aktiviert, kann die USV zwischen On-Line- und By-Pass-Modus entsprechend den Netzspannungsbedingungen wechseln, wodurch ein Wirkungsgrad von maximal 99 Prozent erreicht wird. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist die neue Version der "Lan Safe III"-Software, die eine automatische Netzwerkabschaltung sowie das USV-Management für die gängigen Betriebssysteme Netware, Windows NT, OS/2 und Unix ermöglicht. Optional erhältlich ist die "Power-Vision"-Software für die Überwachung von USVs und anderen aktiven Komponenten. Beide Versionen lassen sich auch zusammen einsetzen, wobei das Monitoring lokal oder über das Netzwerk erfolgen kann.

Eine CD-ROM mit der Software "Solution-Pac 98" gehört zum Lieferumfang der USV-Anlagen der "Pulsar"-Reihe von MGE. Die WAN-Version steuert das geregelte Herunterfahren mehrerer Server über SNMP und TCP/IP. Optional bietet das Unternehmen ein "Management-Pac an, welches ein Fernmanagement der USV-Funktionen erlaubt. Darin integriert sind Applikationen für den Einsatz beispielsweise unter Openview, Netmanager, Netview und Managewise. Neben SNMP-Alarmmeldungen (Traps) zeigt die Software weitere Betriebsparameter wie Auslastung der USV, Restautonomiezeit oder die Eingangsspannung.

Die Baureihen "Telm" und "Terk" werden von Manßhardt bis 14 kVA angeboten. Als Zubehör steht eine SNMP-fähige Managementsoftware zur Verfügung, wodurch der automatische Shutdown aller an die USV angeschlossenen Rechner möglich wird. Steht kein Server zur Installation der Software zur Verfügung, lassen sich die Geräte über einen SNMP-Agenten direkt in das Netzwerk (Ethernet) einbinden.

Literatur

[1]

Schilder, Hans-Jörg: Stromlos glücklich; Gateway 5/96, Seite 54 ff.; Verlag Heinz Heise, Hannover 1996

[2]

Miserre, Rainer: Gleichung ohne Unbekannte; Gateway 8/97, Seite 70 ff.; Verlag Heinz Heise, Hannover 1997