Einschätzung von Marktbeobachtern

Blackberry – Neuanfang oder herausgezögertes Ende?

Unrentabel ohne Endkundengeschäft

Jan Dawson, Ovum
Jan Dawson, Ovum
Foto: Ovum

Ovum-Analyst Jan Dawson wiederum sieht im geplanten Rückzug Blackberrys von der Börse keine Lösung für die fundamentalen Probleme der Company. Erstens breche der Geräteverkauf derzeit ein und die von Blackberry angekündigte Abkehr vom Endkundenbereich bedeute das endgültige Aus für den Geschäftsbereich. Ohne die dazugehörigen Stückzahlen, so Dawson, könne Blackberry mit Geräten kein Geld verdienen und werde sich somit spätestens Mitte nächsten Jahres komplett aus dem Bereich zurückziehen.

Eine weitere Herausforderung ist laut dem Ovum-Mann, dass auch Blackberrys andere Geschäftsbereiche mehr oder weniger mit dem Device-Business zusammenhängten. So setze die breite Nutzerschaft von Blackberry Messenger (BBM) aktuell nur Blackberrys ein. Das MDM-Geschäft rund um BES10 wiederum basiere voll und ganz auf der Möglichkeit, damit Blackberry-Geräte zu managen, während die plattformübergreifende Verwaltungslösung bei weitem nicht so weit verbreitet sei wie die von Wettbewerbern wie Airwatch oder MobileIron.

Der einzige Bereich, der laut Dawson momentan einen deutlichen Wert darstellt, ist das Patent-Portfolio. Auch dieses würde aber den Kaufpreis nicht rechtfertigen. "Normalerweise werden Unternehmen von der Börse genommen, damit sie Zeit haben, bis sich ihre langfristige Strategie auszahlt, ohne Rücksicht auf die kurzfristigen Interessen der Aktionäre nehmen zu müssen", so Dawson. Über die letzten Jahre hinweg sei es jedoch das Hauptproblem von Blackberry gewesen, dass eine solche Strategie fehlte. Der Ovum-Mann sieht entsprechend wenig Chancen für einen Turnaround- es sei denn, Fairfax plant, die Strategie von Blackberry radikal zu ändern oder zu beschleunigen.

Unnötigen Ballast abwerfen

Gerade was die Fähigkeiten des Investors anbelangt, hat Gartner-Analystin Carolina Milanesi so ihre Zweifel. "Was könnte Fairfax anderes tun, als Blackberry in Teilen zu verkaufen?", fragte die Mobile-Expertin. Fairfax weise weder besondere Kenntnisse noch Assets auf, um die Probleme von Blackberry zu adressieren. Ihr Kollege bei Gartner, Bill Menezes, schlägt vor, Fairfax sollte stattdessen versuchen, auf Basis von Blackberrys Service- und Patent-Portfolio zukunftsfähige eigenständige Geschäfte aufzubauen: "So grausam es klinge, so Menezes weiter, aber Fairfax oder ein anderer potenzieller Käufer sollte das Endgerätegeschäft "als Ballast abwerfen, dicht machen oder als viel kleineren Bereich behalten". Die von Blackberry angekündigte Abschreibung von einer Milliarde Dollar auf Smartphones zeige, dass der Markt sich von Blackberry-Geräten wegbewegt habe und in absehbarer Zeit nicht wieder zurückkomme.