Chancen der Digitalisierung oft ungenutzt

BITMi will den Mittelstand vernetzen

Der Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (BITMi) fordert eine umfassende Vernetzung von mittelständischen IT-Anbietern und -Anwendern. Nur so könnten diese sich im internationalen Wettbewerb behaupten. Zugleich übt der Verband heftige Kritik am Gesetzentwurf zur Störerhaftung.

Um der scheinbar übermächtigen Konkurrenz aus dem Silicon Valley zu begegnen, muss sich der deutsche IT-Mittelstand stärker vernetzen, forderten BITMi-Vertreter auf der CeBIT. "In vielen Bereichen sind wir abhängig von ausländischer IT-Technologie und setzen unsere eigene digitale Souveränität aufs Spiel", klagte Martin Hubschneider, Vizepräsident des BITMi. "Gute Lösungen 'Made in Germany' können aber dem deutschen Mittelstand und der Gesamtwirtschaft zur erfolgreichen Digitalisierung verhelfen."

Der BITMi fordert in diesem Kontext eine Vernetzung auf den drei Ebenen IT-Cluster, IT-Anbieter und IT-Anwender. Das vom Verband aufgebaute Mittelstands-Netzwerk etwa, die sogenannte "Mittelstandsallianz", wachse kontinuierlich weiter. Mit der Kölner Internet-Union e.V. (KIU), dem Open Source Automation Development Lab (OSADL) und dem Cloud Ecosystem e.V. habe der BITMi weitere starke Partner für die Initiative gewinnen können.

BITMi-Präsident Grün: "Wir brauchen ein digitales Ökosystem des gesamten IT-Mittelstands."
BITMi-Präsident Grün: "Wir brauchen ein digitales Ökosystem des gesamten IT-Mittelstands."
Foto: Bundesverband IT-Mittelstand

Auf der Ebene der kleinen und mittelständischen IT-Anbieter verhindere häufig das operative Geschäft eine stärkere Vernetzung, berichtete Oliver Grün, Präsident des BITMi: "So entgehen dem IT-Mittelstand Gewinne durch fehlende Internationalisierung und ausbleibende Teilnahme an Großprojekten. Wir brauchen jetzt ein digitales Ökosystem des gesamten IT-Mittelstands." Hier entwickle der BITMi derzeit konkrete Konzepte, mit denen bestehende Strukturen verbunden würden, sodass sich gemeinsame Stärken und Synergien entfalten könnten. Durch eine effektive Vernetzung könnten sich mittelständische IT-Unternehmen zu flexiblen Wertschöpfungspartnerschaften als "virtuelle Fabriken 2.0" zusammenfinden und so mit großen Konzernen mithalten.

Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung sieht der Verband auch auf Seiten der mittelständischen IT-Anwender. Eine Enigma Studie von August 2014 zeige beispielsweise, dass sich lediglich die Hälfte aller befragten mittelständischen Unternehmen mit der Digitalisierung beschäftigten, ein Drittel habe sogar angegeben, das Thema Digitalisierung hätte für sie überhaupt keine Relevanz. Hier müsse der Mittelstand aufwachen und reagieren, bevor es zu spät sei. Der BITMi will an dieser Stelle mit der Initiative "Allianz Mittelstand 4.0" gegensteuern, die heute auf der CeBIT in Hannover an den Start gehen soll.

Scharfe Kritik übte der BITMi-Präsident am Gesetzentwurf zur Störerhaftung, der eigentlich die Verbreitung kostenloser WLANs fördern soll. Für Privatpersonen entstehe ein enormer bürokratischer Aufwand, wenn sie als Betreiber privater WLANs auf Nachfrage die Namen von Mitnutzern nennen können müssten. Grün: "Die Energie der Bundesregierung geht mit diesem Gesetz erneut in die falsche Richtung. So entstehen unzählige Barrieren statt Chancen." Von einem kostenlosen, umfassenden WLAN für alle könne keine Rede sein. (wh)