Fragezeichen Microsoft

Beschleunigte 3D-Grafik im Internet nimmt Gestalt an

Das Industriekonsortium Khronos Group hat erste Details rund um den geplanten Standard "WebGL" bekannt gegeben, der Hardware-beschleunigte 3D-Grafik im Browser auch ohne Plug-ins möglich machen soll.

WebGL wird moderne Webtechnologien nutzen, um hochwertige 3D-Grafik unter Ausnutzung von OpenGL direkt in den Browser zu bringen. Anlässlich der Computergrafik-Konferenz SIGGRAPH haben unter anderem Mozilla und Google, die der WebGL-Arbeitsgruppe angehören, ihre Unterstützung des Projekts unterstrichen. Im ersten Halbjahr 2010 soll der offene Standard veröffentlicht werden. Offen ist allerdings, wie Microsoft mit dem Browser-Marktführer Internet Explorer zu dem entstehenden Standard steht - was sich als Stolperstein entpuppen könnte.

Angekündigt wurde das Projekt auf der Games Developers Conference und nun steht fest, was damals nur als eine mögliche Option gehandelt wurde. Die WebGL-Spezifikation wird unter anderem auf das Canvas-Element aus HTML 5 sowie JavaScript setzen, um die Brücke zwischen Browser und der Grafikspezifikation OpenGL ES zu schlagen. Damit soll der Entwicklung von 3D-Anwendungen für Browser, die ohne Plug-ins auskommen, Tür und Tor geöffnet werden. "Wir denken, dass 3D der logische nächste Schritt für Firefox ist", meint in diesem Zusammenhang Mozillas Arun Ranganathan, Leiter der WebGL-Arbeitsgruppe. Dieser gehören auch andere wichtige Unternehmen wie AMD, Ericsson, Nvidia und der norwegische Browserhersteller Opera an.

Google hat zwar zuletzt selbst mit O3D eine native Grafikschnittstelle für den Browser Chrome in Aussicht gestellt. Doch anlässlich der SIGGRAPH betont man die Unterstützung des Khronos-Projekts. "Google ist offenen Webstandards verpflichtet und begeistert, Teil der WebGL-Initiative zu sein", sagt Googles Engineering Director Matt Papakipos, der auch mit dem O3D-Projekt in Verbindung steht. Mit Google, Mozilla und Opera stehen somit drei wichtige Browser-Hersteller ganz offiziell hinter WebGL. Apple ist immerhin Mitglied der Khronos Group und damit besteht die Hoffnung, dass auch der Safari-Hersteller bei WebGL problemlos mitziehen wird.

Fraglich ist jedoch nach wie vor, wie der Browser-Marktführer zu WebGL steht. Microsoft ist kein Mitglied der Khronos Group und der Internet Explorer (IE), der nach StatCounter-Statistiken global bei rund 60 Prozent Marktanteil liegt, unterstützt auch in der aktuellsten Version 8 das Canvas-Element nicht nativ. Somit erscheint fraglich, ob die weltweite Mehrheit der Web-Nutzer WebGL mit ihrem Standardbrowser nutzen können wird. Microsoft unterstreicht selbst gerne die Bedeutung von Interoperabilität und es wäre denkbar, dass zukünftige IE-Generationen WebGL-fähig sein werden. Allerdings sieht sich der Konzern gerade in Sachen Webstandards immer wieder mit Kritik konfrontiert. So gingen Opera-Chef Jon von Tetzchner die Standardisierungs-Schritte beim IE8 nicht annähernd weit genug. Im Herbst 2008 hat es sogar eine Rüge von Web-Pionier Tim Berners-Lee gegeben, was die fehlende IE-Unterstützung von skalierbaren Vektorgrafiken betrifft. Diesbezüglich hat der IE8 keine Fortschritte gebracht. (pte/cvi)