Beauftragen statt betreiben

E-Business verlagert immer mehr IT ins Netz. Dies stellt an das Management der Netze neue und oft ad hoc unlösbare Aufgaben. Jetzt haben Outsourcer auch dieses Segment als neuen Dienstleistungsbereich entdeckt.

Von: Konrad Buck

Als die häufigsten Gründe für das Outsourcing von Netzwerkmanagement nennt Martin Schütz, Geschäftsführer AT&T Global Network Services Deutschland, die internationale Ausbreitung der Geschäftsaktivitäten bei Unternehmen. Hinzu komme der Mangel an Personal mit adäquater Erfahrung.

Vor allem aber steigende Komplexität durch konvergierende Netzarchitekturen mache den Inhouse-Netzwerkern zu schaffen. Dabei müsse das Managementsystem in der Lage sein, Ereignisse aus unterschiedlichen Netzebenen und Protokollen zu korrelieren und Trends sowie Störungsursachen zu identifizieren. Darum sollte gewährleistet sein, dass die Netzwerkmanagement-Tools und -Techniken stets auf dem neuesten Stand sind. Wie in den klassischen Outsourcing-Bereichen gelte auch hier, dass ein Anbieter, der Prozesse gleich für eine Vielzahl von Unternehmen regele, dies zu einem niedrigeren Preis tue, als jeder einzelne Partner für sich. Kostenersparnisse und Effizienzsteigerungen könnten so an die Kunden weiter gegeben werden.

Mit den AT&T "Managed Data Network Services" bietet das Unternehmen sämtliche Netzdienstleistungen im Komplettmanagement an. Dieses enthält zunächst die Vorab-Unterstützung in den Bereichen Bedarfsanalyse und Planungsberatung, Netzwerk-Design und globalem Projektmanagement des Rollouts, inklusive Einkauf und Lieferverfolgung der notwendigen Geräte. Hinzu kommen die Folgeservices Change Management, Remote Monitoring und Alerting, wobei da die Fähigkeit besonders nützlich ist, im Falle einer defekten Zuleitung dennoch Wartungszugriff auf das AT&T-Equipment beim Kunden zu haben. Abgerundet werden die Dienste des Anbieters durch die Sektoren Problemmanagement, Helpdesk - meist in der jeweiligen Landessprache - und Reporting und Analyse. Das Netz des Kunden mit allen Facetten steht im Vordergrund, nicht das AT&T-Backbone. Preise dafür werden auf Projektbasis verhandelt.

Das Outsourcing von Netzwerk-management bietet sich als Servicebereich der traditionellen Carrier an. Oft sind aber auch Kooperationen mit anderen Providern an der Tagesordnung. So arbeitet AT&T nicht erst seit der Übernahme des IBM-Bereichs Global Services eng mit Big Blue zusammen. Daneben besteht eine Allianz mit Hewlett-Packard zwecks Bereitstellung von E-Business- und Hosting-Services.

Die Bedarfshaltung für Netzmanagement-Outsourcing beim Kunden nimmt Schütz in unterschiedlicher Ausprägung wahr: "Die Kosten für ein vom Kunden selbst durchgeführtes Netzwerkmanagement sind oft versteckt. So sind einigen unserer Interessenten in ersten Gesprächen die eigenen Gesamtkosten nicht klar. Auch muss zuweilen die kritische Bedeutung des Netzes für die Geschäftsprozesse erst im Dialog herausgearbeitet werden, um demzufolge die Messlatte für die Qualität des Netzwerkmanagements richtig zu setzen." Andere Interessenten, so Schütz weiter, kämen mit sehr konkreten Vorstellungen zum Anbieter und wollen die Verantwortung für das Netz inklusive Management einem zuverlässigen Provider anvertrauen, ohne die Kontrolle zu verlieren.

Als Paradebeispiel für die Expertise seines Unternehmens nennt der Manager das Komplettmanagement des weltweiten internen IP-Netzes auf Basis von Cisco-Routern bei der IBM. Das gehe sogar so weit, dass das separate SNA-Netz und auch in Teilbereichen die Outsourcing-Kunden der IBM selbst von AT&T mit betreut würden.

Schütz meint: "In Gesprächen mit Entscheidern unserer wichtigsten Kunden und Interessenten stelle ich immer wieder fest, dass beim Aufbau und Betrieb von Netzwerken das Management ein entscheidender Punkt ist. Das Netz ist Stützpfeiler der Geschäftsprozesse, besonders im Zeitalter des E-Business. Ohne ausgereiftes und innovatives Management kann kein Netzwerk lange den qualitativen Ansprüchen genügen." Diese Aufgabe werde immer schwieriger durch die Integration von Sprache und Daten, Quality-of-Service und den Bedarf an weltweiter, sicherer Kommunikation.

Auch der Wettbewerber und Outsourcing-"Erfinder" EDS führt als Gründe für Netzmanagement-Outsourcing die zunehmend globalisierte Wirtschaft ins Spiel. Hinzu komme vielerorts die Unsicherheit beim Einsatz neuer Techniken, gepaart mit Personalknappheit oder aber zu hohen Personalkosten. Dies alles spiele sich unter den Rahmenbedingungen immer stärkeren Wettbewerbs und dadurch grassierender Margensenkung ab. Dem könne man EDS zufolge nur mit gesteigerter Effizienz durch Neudesign und schrittweisem "Innovationseinbau" begegnen.

Das Management komplexer Systeme ist traditionell das Kerngeschäft von EDS. Wie der Outsourcing-Service in natura aussieht, zeigt ein Blick in das seit April 1998 in Rüsselsheim aktive Service Management Center (SMC). Hier laufen 500 Fernleitungen zusammen, über die mehr als 50 000 Endnutzer vernetzt sind. Bei SMC werden rund um die Uhr 50 000 Jobabläufe täglich abgewickelt und 20 000 Objekte, LAN, Server, Router und so weiter, über Monitore kontrolliert.