Bald grünes Licht für Web-Apotheken

Das Bundesgesundheitsministerium will laut Financial Times Deutschland in Kürze eine Expertengruppe ins Leben rufen, die den Weg für Internet-Apotheken in Deutschland freimachen soll.

Anders als in den Niederlanden oder in Großbritannien ist in Deutschland die Rechtslage für den Handel von Medikamenten per Internet noch unklar. Wie berichtet, hatten in den vergangenen Monaten die Landgerichte in Berlin, Stuttgart und Frankfurt widersprüchliche Entscheidungen zum Onlineverkauf von Arzneimitteln getroffen.

Die Richter in Stuttgart und Berlin erlaubten der niederländischen Internet-Apotheke DocMorris aufgrund einer EU-Ausnahmevorschrift den Onlinevertrieb auch an deutsche Kunden. Die Frankfurter dagegen untersagten DocMorris mit einer einstweiligen Verfügung den Vertrieb in Deutschland. Nach dem Frankfurter Beschluss änderte DocMorris sein Webangebot und richtet sich jetzt an "deutschsprachige Europäer, aber nicht an deutsche Adressen".

Das Bundesgesundheitsministerium will nun mit der Expertengruppe Online-Apotheken den Weg ebnen. Noch in diesem Jahr sei mit ersten Vorschlägen zu rechnen, sagte der zuständige Referatsleiter Gert Schorn der Financial Times Deutschland. "Die herkömmlichen Apotheken in Deutschland werden sich umstellen müssen, wenn sie im Wettbewerb mit dem e-Commerce bestehen wollen", so Schorn. Seiner Meinung nach gebe es vor allem bei bettlägerigen Patienten ein ernstes Bedürfnis, Medikamente per Computer zu bestellen.

Wie berichtet, hatte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt im Februar ein Ende des strikten deutschen Verbots eines Versandhandels mit Arzneimitteln im Internet gefordert. "Wir können nicht eine Mauer um Deutschland ziehen", sagte sie. Von den Niederlanden oder anderen Nachbarländern aus würden schon heute Internet-Apotheken mit Kurieren in die Bundesrepublik liefern und so das Verbot umgehen. Einer Umfrage zufolge sind auch 89 Prozent der deutschen Internetnutzer der Meinung, dass der Vertrieb von Arzneimitteln über das Web zugelassen werden sollte.

Einzig die Apotheker und Teile der Pharmaindustrie lehnen den Versandhandel ab. Der Landesapothekerverband (LAV) Baden-Württemberg und der Pharmagroßhändler GEHE GmbH (Stuttgart) betonten, wenn der Verkauf von Medikamenten über das Internet in Deutschland zugelassen werde, hätte dies weit reichende Konsequenzen für Verbraucherschutz und medizinische Versorgung. Patienten könnten ohne den persönlichen Kontakt zum Apotheker nicht angemessen beraten werden, warnten sie. Die Konkurrenz aus dem Versandhandel gefährde außerdem die flächendeckende Versorgung mit Medikamenten, wie sie durch die 21.500 Apotheken in Deutschland gewährleistet sei. (jma)