Außenseiter gegen Spitzenreiter

Gleich und doch anders

Wer schon Erfahrungen mit dem Apache-Server gesammelt hat, kann die dafür eingesetzten Skripte und Konfigurationsdateien teilweise weiterverwenden. Die benutzten .htaccess-Dateien zur Zugriffsregelung beispielsweise sowie die unter Apache verwendbaren CGI- und Perl-Skripte lassen sich problemlos auch unter dem Roxen-Server einsetzen. In vielen Fällen bietet der Roxen-Daemon jedoch zusätzliche proprietäre Vereinfachungen und modulare Erweiterungen.

Unter dem Apache-Web-Server nur umständlich zu realisierende Formulierungen sind dadurch über neue proprietäre Tags sowie Zusatzmodule einfacher und schneller zu erreichen.

Roxen basiert nahezu vollständig auf der Skriptsprache "Pike", deren Sourcen Bestandteil der Distribution sind. Pike besitzt große Ähnlichkeit mit "LPC" (Lars Pader C), das aus dem sogenannten "MUDs"-Genre kommt. MUDs sind "Multi User Dungeons" und damit so etwas wie die technische Ursuppe, aus der sich vor gut 30 Jahren einmal Unix entwickelte, dessen erster Einsatz in Form der "Multics"-Vorversion auch spielerischen Zwecken diente. Neben dem Spielwert sind derartige Multiuser-Anwendungen auch immer ein guter Prüfstein für die Leistungsfähigkeit eines Systems. Ein auf den Roxen-Web-Server zugeschnittenes Spiel ist "Stellar Crisis", dessen Quellcode beispielsweise über den Web-Server

http://david.hedbor.org/sc/ frei kopierbar ist. Diese Anwendung zeigt auch gut, welche Möglichkeiten der Roxen-Web-Server bietet. Datenbankanbindung sowie grafische Elemente, die sich leicht über neue Tags einbinden lassen, sind Bestandteil des Strategie-Epos, das in Pike umgesetzt wurde.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, daß bedingt durch die Skriptsprache die Performance des Web-Servers leiden muß. Durch ein gutes Caching ist jedoch eher das Gegenteil der Fall, und in einigen Bereichen verfügen die modulorientierten Roxen-Funktionen über einen höheren Datendurchsatz als vergleichbare Apache-Dienste.

Alle proprietären Möglichkeiten sind über Module realisiert, die ebenfalls in Pike geschrieben sind. Ähnlich der modularen Kernel-Erweiterungen unter Linux lassen sich alle Module im laufenden Betrieb einbinden, ohne den Web-Server-Daemon oder gar das ganze System neu starten zu müssen. Die Basisfähigkeiten sind fast unbegrenzt durch diese Module erweiterbar. Es gibt frei verfügbare Ergänzungen. Zudem haben sich auch einige Entwickler an der Programmierung kommerzieller Erweiterungslösungen für den Roxen-Server versucht (siehe auch Tabellen). Außer den frei verfügbaren Roxen-Lösungen und Modulen bietet die Firma Idonex einige kommerzielle Tools an, wie beispielsweise ein Programm zur grafischen Zugriffs-Protokollauswertung, das besonders auf die kommerzielle Nutzung des Systems ausgerichtet ist (http.//www.roxen.com/products/db_api/). Die Konfiguration des Servers ist vollständig über eine Web-Schnittstelle via Browser möglich. Das System läßt sich komplett mausgesteuert administrieren und auch starten beziehungsweise deaktivieren. Der zur Web-Server-Administration eingerichtete Root-Zugang ist unabhängig vom eingerichteten System-Account auf dem Rechner. Dadurch läßt sich die Administrierung des Web-Servers komplett von der eigentlichen Systemadministration abtrennen. Eine Besonderheit ist dabei die optionale Nutzung der User-Systemdatenbank wie beispielsweise der /etc/passwd unter Unix zur vollautomatischen Einrichtung von privaten Anwender-Web-Verzeichnissen.