Aus der Ferne ins heimische Netz

Mehr Funktionen fürs gleiche Geld

BASF IT Services B.V. ist im April 2001 durch den Zusammenschluss aller EDV-Aktivitäten einzelner Gesellschaften der BASF-Gruppe in Europa entstanden. Ziel war es, das Know-how im Konzern zu bündeln und externen Kunden ebenso wie dem Mutterkonzern leistungsfähige IT-Lösungen anzubieten. Derzeit betreibt der Chemie- und Pharmariese Netze und Großrechner für rund 50 000 Nutzer an mehr als 250 Standorten in Europa. Dabei unterstützt die Servicegesellschaft unter anderem E-Business- und ERP-Anwendungen (Enterprise Resource Planning) sowie das Management verschiedener Human-Resources-Systeme. Als das Problem "Remote Access auf die zent-ralen IT-Ressourcen" aufkam, sollten die Planer der Dienstleistungsgesellschaft auch hierfür eine Lösung finden.

Bislang hatten Manager wie Martin Schmidt herkömmliche Dial-in-Verfahren genutzt, um sich direkt in einen Server in Ludwigshafen einzuwählen. Dabei musste der Support den rund 2500 reisenden Mitarbeitern in Europa unterschiedliche Access-Varianten bereitstellen. Je nachdem, ob die Einwahl über eine analoge oder ISDN-Leitung, über DSL (Digital Subscriber Line) oder (TV-)Kabel erfolgte, war die Verbindung zu einem anderen Zugangspunkt innerhalb des Konzerns herzustellen. Zu diesem internen Aufwand addierten sich Kosten, die Angestellte wie Martin Schmidt unfreiwillig durch hohe Verbindungsgebühren verursachten. "Das war aber nicht alles: unsere Kunden haben sich auch immer wieder über mangelnde Bandbreiten, schlechte Antwortzeiten und die oft miese Leitungsqualität beschwert", so Gerhard Glaser, europäischer Produktverantwortlicher für Dial-in- und VPN-Remote-Access (Virtual Private Network) bei der BASF IT Services GmbH.

Auf der Suche nach einer Lösung trugen die Planer von Anfang an der weltweiten Aufstellung des Unternehmens und den daraus resultierenden Kommunikationsanforderungen Rechnung. Zwar gehen die drei BASF-Regionen "Americas", "EMEA" (Europe, Middle-East, Africa) und "Asia Pacific" in der Regel technisch ihre eigenen Wege. Doch weil dieses Projekt interne Kunden bedienen sollte, die weltweit unterwegs sein würden, suchte das Unternehmen eine möglichst einheitliche Lösung. Und da nicht jeder reisende Manager ein Informatiker oder PC-Freak ist, kam der einfachen Bedienbarkeit eine große Bedeutung zu. Global, einheitlich und einfach - so lautete die Vorgabe, als BASF IT Services eine Ausschreibung startete. Einer Gruppe von international tätigen TK-Anbietern wurde ein umfangreiches Pflichtenheft zugeleitet. Um die einfache Bedienbarkeit der Lösung für die reisenden Kollegen in jedem Fall zu gewährleisten, wünschte sich das Unternehmen die Unterstützung durch ein Helpdesk, das in allen Zielländern der Konzernmutter zur Verfügung stehen sollte. Eine finanzielle Vorgabe erhielten die Vertragsaspiranten insofern, als die neue Lösung nicht mehr kosten durfte, als die vorhandene, dafür aber deutlich mehr Funktionen bieten musste.

Die per E-Mail erbetenen Rückläufe lehrten die IT-Dienstleister in mancher Hinsicht das Staunen. "Wir hatten natürlich sehr konkrete Vorgaben gemacht, wie wir die Lösung technisch realisiert haben wollten", sagt Harald Endres. "Einige der Global Player wollten oder konnten das nicht akzeptieren." Auch konnten sie zum Teil den Wunsch nicht erfüllen, die Kosten des Services anhand eines Umbrella-Vertrages zumindest auf die drei Regionen zu verrechnen. "Überhaupt tat sich mancher Anbieter bei betriebswirtschaftlichen Fragen schwer." Es zeigte sich, dass Accounting und Billing oft gar nicht so global waren, wie der Carrier sich selbst positionierte. Einer verlangte ein Konto in Deutschland, der nächste konnte wohl Einzelabrechnungen liefern, aber nur an einen Standort. "Wir hätten uns mehr Aufwand in der Finanzbuchhaltung geschaffen, als wir durch die neue Technik auf der anderen Seite gespart hätten", kritisiert Glaser.

Pragmatische Erwägungen haben dazu geführt, dass schließlich ein amerikanischer Konzern den Zuschlag für das Projekt erhalten hat. "AT&T hat weltweit am meisten eigene Einwahlpunkte ins Internet", so Harald Endres. Die anderen Anbieter haben stattdessen meist Verträge mit lokalen Serviceprovidern abgeschlossen. Bei diesem Verfahren befürchtete BASF IT Services jedoch Qualitätsunterschiede.