Auf dem Weg zu 100 Gigabit

Nächster Schritt: 10-Gigabit-Ethernet

Mitte September wurden zwei Meilensteine erreicht: Zum einen lag der erste Entwurf der 10-Gigabit-Ethernet-Spezifikation (10GE) vor, zum anderen eine Definition von vier Transceivern für Multimode- und Monomode-Glasfasern. Die IEEE 802.3 Higher Speed Study Group (HSSG) definierte folgende Mindestanforderungen für 10GE:

- Das bisherige Ethernet-Rahmenformat wird beibehalten, einschließlich der maximalen und minimalen Rahmenlänge.

- Nur Vollduplex-Betrieb ist zulässig.

- Als Topologie ist ein Stern mit Punkt-zu-Punkt-Verbindungen vorgegeben.

- Der Standard 802.3ad (Link Aggregation) für Anwendungen mit Lastausgleich (Load Balancing) muss unterstützt werden.

- Zwei physikalische Schichten (PHY) sind vorgesehen: eine LAN-PHY mit einer Datenrate von exakt 10 GBit/s sowie eine WAN-PHY mit 9,95328 GBit/s, die zu SONET/SDH OC-192c/STM-64 mit der VC-4-64c-Struktur kompatibel ist.

- Ein spezieller "Übersetzungsmechanismus" passt die unterschiedlichen LAN- und WAN-Datenraten an.

- Glasfasern sollen folgende Entfernungen überbrücken: mindestens 65 Meter mit installierten Multimode-Fasern, 300 Meter mit neuen Multimode-Fasern sowie 2, 10 oder 40 Kilometer mit neuen Monomode-Fasern.

Die HSSG sieht durch das rapide Wachstum des Internet-Verkehrs eine signifikante Marktchance. Eine 10-Gigabit-Ethernet-Variante erweitert die Einsatzmöglichkeiten von Ethernet, vor allem auf den Feldern Multimedia, verteilte Rechnerarchitekturen, Video, Medizin, CAD/CAM und in der Druckvorstufe. Neben dem Einsatz in LANs soll die Highspeed-Version auch in MANs, WANs, RANs (Regional Area Networks) und SANs (Storage Area Networks) Verwendung finden. Die Technik wird in etwa dreimal so viel kosten wie 1000Base-X.

Dass Gigabit-Ethernet auch in Weitverkehrsnetzen eingesetzt werden kann, hat der schwedische Carrier Utfors bewiesen. Er baut auf eine Netzwerkarchitektur, die heute als weltweit größtes IP-Netz auf Basis von Ethernet gilt - sowohl in Bezug auf die geografische Ausdehnung als auch die Kapazität. Das Backbone-Konzept beruht auf einer Infrastruktur mit Glasfaserkabeln in Verbindung mit der DWDM-Technik (Dense Wavelength Division Multiplexing) von Sycamore Networks. Speziell für Utfors wurden Einschubkarten als Gigabit-Ethernet-Service-Module für den "SN 8000 Intelligent Optical Network Node" entwickelt, sodass Ethernet direkt auf DWDM aufgesetzt werden kann. Das vereinfacht den Anschluss von Routern der Firma Nortel Networks, weil keine aufwändigen Schnittstellen für WAN-Techniken wie SDH, ATM oder Frame Relay erforderlich sind. Es kommen Terabit-Router im Kernnetz und Edge-Router für den Netzwerkzugang zum Einsatz. Das IP-Backbone wird mithilfe von Multiprotocol Label Switching (MPLS) mit der Ethernet-Ebene gekoppelt.