Software ersetzt Mitarbeiter

Auch Manager werden überflüssig

Nach Verkäufern, Call-Agents und Personalern sollen zukünftig auch Führungskräfte durch Computer ersetzt werden. Technisch machbar ist das bereits.

In der New Economy-Ära - also der digitalen Steinzeit - waren die kleinen Fabelwesen in aller Munde: Stets charmant, gut gekleidet und freundlich, erklärten Avatare in ihrer unvergleichlich künstlichen Art Besuchern unzähliger Webeseiten, wie ein dort angebotenes Produkt funktioniert, sie beantworteten Rückfragen oder leiteten zu anderen spannenden Seiten eines Online-Shops über.

Die Vision lautete: Es dauert nicht mehr lange, dann ersetzen wir Avatare sämtliche Kundendienst-Menschen, oder jedenfalls alle, die die Kunden über eine Webseite oder eine Hotline ansprechen. Motto: Das geht alles auch automatisch. Und wird dadurch nicht nur billiger, sondern auch besser.

Studie "Die Roboter kommen"

Gefühlte 100 Jahre später kommt das Phänomen zurück. Die Research-Abteilung der Direktbank ING-DiBa hat unter Leitung ihres Chief Economist Carsten Brzeski eine Analyse mit dem Titel "Die Roboter kommen" vorgestellt. Die Bänker beschäftigen sich darin mit den Folgen einer bestimmten Form von Automatisierung für den deutschen Arbeitsmarkt.

Zentrales Ergebnis: 59 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Jobs in Deutschland sind direkt oder indirekt durch die "fortschreitende Technologisierung" bedroht.

Den Check-in erledigt ein Roboter

Projektmanagement: Wirkt komplex und kreativ, können aber bald auch Maschinen.
Projektmanagement: Wirkt komplex und kreativ, können aber bald auch Maschinen.
Foto: Rawpixel - Fotolia.com

Und diese Bedrohung betreffe keineswegs nur Hilfsarbeitskräfte und Dienstleistungsjobs, sondern fräse sich sozusagen durch die Qualifizierungspyramide nach oben und erreiche immer elaboriertere Tätigkeiten.

Roboter im Henn-na Hotel

Als Beleg dient der ING-DiBa das Personal des Japanischen "Henn-na Hotels". Wenn das Haus im Juli 2015 öffnet, sitzen am Empfang keine professionell-höflichen jungen Menschen, sondern noch jüngere Roboter, die nicht nur den Check-in dreisprachig erledigen, sondern auch das Gepäck aufs Zimmer bringen und selbiges reinigen können. Hardware-Avatare sozusagen.

Administrative Tätigkeiten wie der Job an der Hotelrezeption, so die Studie, sind tendenziell am meisten von der Roboterisierung bedroht, gefolgt von Ähnlichem wie Sekretariat oder Sachbearbeitung.

Chefs müssten sich dagegen weniger Sorgen machen: "Führungskräfte sowie Akademiker in wissenschaftlichen und kreativen Berufen unterliegen der geringsten Wahrscheinlichkeit einer Automatisierung", so ING-DiBa-Economist Carsten Brzeski und seine Kollegin Inga Burk. Und: "Berufe, die eine Spezialisierung oder Expertenwissen erfordern, sind demnach mit lediglich elf beziehungsweise zwölf Prozent betroffen."