10 Stunden mehr als vereinbart

Arbeitszeiten im Projektmanagement

Vertraglich festgelegte Arbeitszeiten werden selten eingehalten. So lautet das Ergebnis einer Studie der der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement.
Die meisten Befragten -wünschen sich "eine souveräne Gestaltung ihrer Arbeitszeit".
Die meisten Befragten -wünschen sich "eine souveräne Gestaltung ihrer Arbeitszeit".
Foto: apops - Fotolia.com

Flexibilisierung der Arbeitszeit - das scheint im Projektmanagement nur für die Menge der Zeit zu gelten, aber nicht für die Gestaltung. Das legt eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) nahe. Mehr als hundert Männer und Frauen haben sich daran beteiligt, wobei das Geschlechterverhältnis 60 zu 40 entspricht.

Die GPM wollte wissen, wie hoch die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit ist und wie lange tatsächlich gearbeitet wird. Formal weichen die Vereinbarungen wenig voneinander ab. Das heißt: Bei Männern stehen durchschnittlich 38,05 Stunden pro Woche im Vertrag, bei Frauen 36,73. Wer eine Führungsposition übernimmt, legt sich auf 38,54 Wochenstunden fest, Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung auf 37,30.

Allerdings erklärt nur jeder Dritte (33 Prozent), dass diese Arbeitszeit auch eingehalten wird. Bei einer deutlichen Mehrheit von 67 Prozent liege eine "Differenz" vor, schreibt die GPM. Differenz heißt, dass die Projektmanager mehr arbeiten.

Im Schnitt arbeiten sie 9,60 Stunden länger als vereinbart. Die Standardabweichung beträgt dabei 7,9. Leider werden diese knappen zehn Stunden nicht nach Geschlechtern sowie Managern mit und ohne Führungsverantwortung aufgegliedert.

Weniger Wochenstunden - mehr Arbeitszeit-Souveränität

Jeder Zweite würde gerne weniger arbeiten, so ein weiteres Ergebnis. Ginge es nach den Wünschen dieser Befragten, hätten sie durchschnittlich 11,3 Stunden mehr Freizeit. Hier liegt die Standardabweichung bei 7,4.

Eine noch größere Zahl der Befragten - 78 Prozent - wünscht sich "eine souveräne Gestaltung ihrer Arbeitszeit", so die GPM. Dieser Wunsch lässt sich leichter verwirklichen, je länger man im Projektgeschäft tätig ist: Wer länger als zwei Jahre in einem Unternehmen tätig ist, verteilt seine Arbeit ungleichmäßiger auf die Wochentage und muss sich nicht mehr täglich mit dem Chef abstimmen. Dinge wie Arbeitszeitkonten und die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, sind für "alte Hasen" selbstverständlicher als für Neulinge.

Den Begriff der Arbeitszeitsouveränität will sich die GPM genauer ansehen. Die Gesellschaft gibt an, ein weiteres Forschungsprojekt dazu vorzubereiten.

Den Bedarf daran bestätigen jedenfalls Bücher wie "Wer wir sind und was wir wollen". Das Buch stammt von dem 1994 geborenen Philipp Riederle. Über Arbeitszeit und -ort selbst zu bestimmen, ist für den jungen Mann eine Selbstverständlichkeit.

Etabliert ist der Begriff noch nicht, Wikipedia liefert vor allem Verwandtes wie Arbeitszeitpolitik und flexible Arbeitszeit. Die Psychologin und Buchautorin Helga Knigge-Illner bezeichnet Zeitsouveränität als eine Fähigkeit. Wer sie hat, kann zum Beispiel selbst einschätzen, wie viel Zeit er jeweils für bestimmte Aktivitäten braucht.