Anwendungsbeispiele für VPNs

Zu den klassischen Anwendern von Virtuellen Privaten Netzen zählt die Automobilindustrie. So baute die "Automotive Industry Action Group" (AIAG), in der die amerikanischen Automobilfirmen und Händler organisiert sind, das Extranet ANX auf. Über dieses Netz kommunizieren mehrere Tausend Hersteller, Zulieferer und Händler. Ein vergleichbares Projekt setzte die deutsche Automobilindustrie auf, das zu einem europäischen Netz namens ENX ausgebaut werden soll (Informationen dazu unter www.enx.de).

ENX nutzt Transportdienste wie ATM, Frame Relay und ISDN. Bei Bedarf bilden Teilnehmergruppen, beispielsweise Hersteller und Zulieferer, ein VPN auf Basis von IPSec. Als Serviceprovider fungieren die Deutsche Telekom beziehungsweise deren Tochter Detesystem. Die VPN-Gateways stammen von der israelischen Firma Radguard. Die IPSec-Zertifikate stellt das Trustcenter Telesec zur Verfügung. Es handelt sich dabei um X.509v3-Zertifikate, die über X.500-Directories weitergegeben werden.

Der Nutzen von ENX besteht nach Angaben der beteiligten Firmen in der höheren Sicherheit und Leistungsfähigkeit des Netzes, dem zentralen Management und einer erheblichen Verbesserung der Entwicklungs-, Liefer- und Vertriebsprozesse. Zudem lassen sich kleinere und mittlere Zulieferer besser einbinden. Hinzu kommen niedrigere Kosten, weil

mittelfristig nur eine logische Schnittstelle zur Kommunikation mit den Geschäftspartnern besteht, keine herstellerspezifischen Netzwerklösungen Verwendung finden, die Übertragungskosten, abhängig von Bandbreite und Datenaustauschvolumen, niedriger ausfallen und sich Dienstleistungen auslagern lassen (Outsourcing).

Dem stehen zusätzliche Aufwendungen gegenüber, bedingt durch

die höhere Sicherheit, sprich den Kauf und die Verwaltung von IPSec-Gateways und Firewalls, die Schnittstelle zum Corporate Network, die konfiguriert werden muss. Außerdem ist eventuell zusätzliche Hard- und Software erforderlich, die Migration vorhandener Systeme.

Nach einer Studie der Technischen Universität Berlin lassen sich die Logistikkosten durch Optimierung der Prozesse um bis zu 40 Prozent verringern. Dieser Block macht in der Automobilindustrie etwa 7 bis 8 Prozent der gesamten Herstellungskosten aus. Die Basis für diese Optimierung ist eine bessere Kommunikation zwischen allen an der Lieferkette beteiligten Unternehmen. Über ENX haben die Firmen jederzeit Zugriff auf den aktuellen Datenbestand, etwa den Status des Wareneingangs oder den Materialbedarf.

Ein sicheres Breitbandnetz bildet die Grundlage für neue Techniken wie den integrierten digitalen Zusammenbau ("Digital Mock-up") und die gemeinsame Nutzung von digitalen 3D-Produktdaten. Mit Hilfe dieser "virtuellen Techniken" gelang es beispielsweise der Volkswagen AG, bei einigen Projekten die Entwicklungszeit um bis zu 33 Prozent zu verkürzen und die Kosten um 17 Prozent zu senken. (re)