Heimcomputer-Emulatoren

Amiga, C64 und Co. auf dem Mac verwenden

Die goldenen Zeiten des Heimcomputers liegen mehr als ein Vierteljahrhundert zurück. Trotzdem gelten Amiga, C64 und Co. Ikonen der Computertechnik. Mit Heimcomputer-Emulatoren können Sie in nostalgischen Gefühlen schwelgen – und die alten Computer wieder zum Leben erwecken.

Für viele heutige Macuser war der erste Computer war ein C64 oder Amiga von Commodore oder ein Atari ST. Damals sprach niemand von 3D-Grafik, Gigahertz und Gigabyte: Der 1987 erschienene Amiga 500, damals Preis-Leistungswunder seiner Zeit, kam mit 7,09 MHz – man gab damals noch die Nachkommastellen an – und in der Basisversion 512 Kilobyte RAM aus. Der 1982 erschienene C64 als sein Vorgänger war noch schwachbrüstiger: Gerade einmal mit einem Megahertz taktete der aufgrund seines Erfolgs immerhin bis 1994 gebaute Rechenknecht, der Arbeitsspeicher betrug lächerliche 64 Kilobyte und von Festplatten oder gar SSDs sprach damals auch niemand, gespeichert wurde auf Disketten.

Heimcomputer sorgen für Nostalgie

Trotz dieser aus heutiger Sicht lausigen Leistungsdaten – selbst der erste iPod vom Oktober 2001 besaß deutlich mehr Rechenleistung und Arbeitsspeicher – ließ sich mit beiden Systemen erstaunlich viel anstellen. Im Kinder und Jugendzimmer oft nur als bessere Spielekonsole missbraucht, wurden Heimcomputer aufgrund ihrer speziellen, damaligen PCs deutlich überlegenen Konstruktion beliebte Spielzeuge für Musiker und Grafiker. Insbesondere die Amiga und Atari ST waren die Multimediakisten ihrer Zeit: Während die Grafik-Fraktion Amiga oder Mac bevorzugte, griffen Musiker aufgrund des integrierten Yamaha-Synthesizers gerne zum Atari, die drei Systeme galten als ewige Konkurrenten wie heute Mac und PC, ohne sich technisch all zu sehr zu unterscheiden. PCs gab es damals natürlich auch, aber die Nutzer dieser Kisten mussten sich mit MS-DOS herumquälen, während die Heimcomputer der 2. Generation seit 1985 schon allesamt über grafische Benutzeroberflächen und Maus verfügten. Doch egal, welches Gerät man damals hatte: Heute ist es schwer, noch funktionierende Hardware aufzutreiben, um sich in nostalgischen Gefühlen bei einem Spielchen oder der Arbeit mit einem der damals heiß geliebten Anwendungsprogrammen treiben zu lassen. Und selbst wenn, ist die Anschaffung nicht selten mit Kosten und Mühen verbunden, verbrauchen Strom, Platz und Zeit. Zum Glück geht es auch einfacher.

Emulatoren holen alte Technik auf aktuelle Macs

Genau wie schon bei den alten Spielekonsolen lösen Emulatoren dieses Problem auf elegante Weise: Sie bringen die alten Heimcomputer-Systeme auf den Mac und erlauben die Ausführung von Anwendungen und Spielen für diese Systeme im Fenster. Anders als die Konsolen-Emulation ist die Emulation von Heimcomputer-Systemen allerdings deutlich aufwändiger: Während Konsolen der 80er und 90er Jahre in der Regel nichts als Mainboards mit Modulsteckplatz, einem einfachen Prozessor, wenig RAM und einem simplen Soundchip waren, boten Heimcomputer seinerzeit bereits ausgesprochen hochspezialisierte Komponenten für die Grafikberechnung und Soundwiedergabe: Der Atari ST mit seinem bereits genannten Yamaha-Midi-Chip ist ein Beispiel, ein anderes das schon 1985 komplexe Chipsatz der Amiga-Rechner mit seinen Chips Paula, Denise und Agnus. Der Amiga hatte sogar noch eine technische Besonderheit: Zwei RAM-Typen, Chip- und Fast-RAM, die unterschiedlich vom System genutzt wurden, dazu einige spezialisierte Bauteile sowie natürlich die Erweiterungsschnittstellen.

Hinzu kommt die oft gegenüber den derzeit in Macs verwendete x86/64x-Architektur von Intel unterschiedliche Prozessortechnik: Der Motorola 68000, der seinerzeit nicht nur in Amigas, sondern auch in 68K-Macs, dem Atari ST und einigen Spielekonsolen wie Segas Mega Drive zum Einsatz kam, war damals bereits ein hochkomplexer Prozessor. Dessen Emulation ist zwar heute – anders als vor wenigen Jahren – unproblematisch, doch durch das Zusammenspiel der verschiedenen emulierten Hardwarekomponenten können selbst aktuelle Macs beim Nachbilden ins Schwitzen kommen, zumal die Abstimmung der einzelnen Komponenten das eigentliche Problem darstellt. Immerhin: Emulatoren gibt es kostenlos für alle alten Systeme und erlauben zahlreiche Einstellungen – insofern ist die Emulation zumindest einfacher Heimcomputer-Systeme für moderne Macs kein Thema mehr.

Zusatzsoftware nur halb legal

In der Praxis stellt die Emulation von Heimcomputer-Systemen Anwender vor ein anderes großes Problem: Ähnlich wie bei Spielen in der Konsolenemulation gibt es essentielle Teile des Systems, die nach wie vor urheberrechtlich geschützt sind, die aber für die Emulation unerlässlich sind. Bei Amiga-Systemen sind das die sogenannten Kickstart-ROMs, bei Ataris die TOS-Files: Dabei handelte es sich um eine im ROM fest installierten Teil des Betriebssystems, vergleichbar mit dem heutigem BIOS bei PCs oder EFI bei Macs. Das stellte die Basisfunktionen des Rechners bereit und ermöglichte erst die Ausführung weiterer Software. Jeder Amiga-User erinnert sich wohl noch an das klickende Geräusch des Diskettenlaufwerks nach dem Einschalten und die Grafik mit der Hand, die eine Diskette hält – das war das Kickstart-Basisbetriebssystem.

Kickstart: Das Basissystem des Amiga
Kickstart: Das Basissystem des Amiga

Dieser Teil des Amigas ist essentiell für den Betrieb – und nach wie vor urheberrechtlich geschützt. Wer es benötigt, muss zu einer offiziellen Emulator-Sammlung wie Amiga Forever Plus Edition greifen: Hier sind alle Kickstarts dabei, plus das Amiga-DOS-Betriebssystem in allen Versionen, außerdem eine Reihe von Spielen. Ein Emulator für OS X liegt allerdings nicht bei – aber das ist kein Problem, dafür gibt es ja die Macwelt.