Public Cloud-Giganten im Vergleich

Amazon Web Services versus Microsoft Windows Azure

Microsoft Windows Azure: Vielfältiger Cloud-Stack für Iaas und PaaS

Microsoft Windows Azure wurde ursprünglich als Platform-as-a-Service gestartet. Ziel war es, der Microsoft Entwicklergemeinde eine auf Microsoft Technologien basierte Entwicklerplattform in der Cloud zu bieten. Im April 2013 erweiterte Microsoft die Azure Plattform offiziell um ein eigenes Infrastructure-as-a-Service-Angebot, um den Bedürfnissen von Unternehmenskunden zu entsprechen. Microsoft verlagert stetig mehr eigene Services und Angebote auf die Windows-Azure-Plattform und ist demnach sein eigener größter Kunde. Dennoch kann der Windows-Konzern mit Toyota, BMW, 3M oder Trek ein paar große Namen zu seinen Azure Kunden zählen.

Ein Teil der Windows Azure Platform ist das Angebot von Rechenleistung (virtuelle Maschinen). Zwar richten sich die Preisangaben an Stunden aus, abgerechnet wird jedoch pro Minute. Wer sich für einen festen sechs- oder zwölfmonatigen Vertrag entscheidet, erhält Rabatt auf den Stundenpreis pro genutzter virtueller Maschine. Mit Windows Azure Storage lassen sich Daten permanent innerhalb der Azure-Cloud speichern und weiterverarbeiten. Wie auch Amazon AWS und Google bietet Windows Azure neben reiner Infrastrukturleistung noch weitere Services an, die genutzt werden können, um die virtuellen Maschinen gewinnbringend einzusetzen. Dazu gehören Big Data Dienste (HDInsight), Enterprise Application Integration (BizTalk) oder eine Cloud-basierte Active Directory (AD), die sich auch mit einer eigenen on-Premise AD verbinden lässt. Darüber hinaus lassen sich die virtuellen Maschinen, für die sowohl Windows- als auch Linux-Betriebssysteme zur Verfügung stehen, mit fertigen Images starten.

Windows Azure wird über acht Regionen weltweit betrieben. Dazu gehören Nordamerika, Europa und Asien. Neue Rechenzentren wurden für Australien und Japan angekündigt.

Service-Portfolio: Windows Azure Cloud Services, virtuelle Server

Windows Azure Cloud Services stellen PaaS-Funktionen über die Plattform bereit, indem Entwickler ihren Programmcode auf der skalierbaren Infrastruktur ausrollen und betreiben können. Neben .NET lassen sich auf Windows Azure auch Java, PHP, Ruby und Node.js-Applikationen ausführen. Im Juni 2012 hat Microsoft Windows Azure auch mit Infrastruktur-Services in Form von virtuellen Servern erweitert. Damit wurde die Lücke zu den Amazon Web Services etwas verkleinert. Auf den Windows Azure Infrastruktur Services können neben Linux Distributionen auch WebLogic Server betrieben werden.

Windows Azure Storage

Windows Azure Storage gehört zu den ersten Services, die als Teil der PaaS erschienen sind. Die Storage Services bestehen aus insgesamt drei Komponenten: Blobs, Tables und Queues. Blobs stellen ein permanenten und hochverfügbaren Speicherplatz zu Verfügung, der sowohl von den Windows Azure Cloud Services als auch von den Infrastruktur-Services genutzt wird, um die virtuellen Festplatten zum Speichern der Betriebssysteme und Daten zu verwalten. Nach Angaben von Microsoft sind auf dem Azure Blob Storage mehr als 8,5 Billionen Objekte gespeichert. Mit der Akquisition von StorSimple bietet Microsoft eine virtuelle Appliance, auf der Unternehmen ihre Daten nahtlos mit Windows Azure Storage archivieren können. Der Windows Azure CDN Service ist eng mit dem Speicherplatz integriert, um die Datr mehrere Edge Locations weltweit performant auszuliefern.

Windows Azure Virtual Network

Das Windows Azure Virtual Network ermöglicht den Aufbau eines logisch isolierten Bereichs innerhalb von Windows Azure. Damit lassen sich on-Premise Rechenzentren über eine IPsec-Verbindung mit Windows Azure verbinden. Kunden können mithilfe eines virtuellen Netzwerks Unternehmensrechenzentren mit Windows Azure erweitern. Ist eine Verbindung aufgebaut, lassen sich sämtliche virtuelle Maschinen und Services einem DNS-Server on-Premise oder innerhalb des virtuellen Netzwerk zuweisen. Kunden erhalten damit die Möglichkeit, ihre eigenen Domain Controller mit Windows Azure zu nutzen. Unternehmen, die ihre Applikationen sowohl auf der PaaS als auch auf IaaS betreiben, nutzen das virtuelle Netzwerk als Brücke zwischen beiden Angeboten.

Windows Azure SQL Database

Die Windows Azure SQL Database ist ein vollständig verwalteter relationaler Datenbank-Service, der auf der SQL-Server-Technologie basiert. Ein SQL Database Server besteht aus einer logischen Gruppe von Datenbanken. Innerhalb jedes logischen SQL-Datenbank-Servers können Kunden mehrere Datenbanken erstellen und Tabellen, Views, Stored Procedures, Indizes und weitere bekannte Objekte nutzen. Die Windows Azure SQL Database steht in drei Ausführungen zur Verfügung:

Web, Business und Premium. Die Web und Business Versionen laufen auf einer Shared-Infrastruktur, wobei die Daten innerhalb eines Rechenzentrums repliziert werden. Die Premium Version ist eine dedizierte Variante mit einer festgelegten Anzahl von Ressourcen, die nicht mit anderen Datenbanken geteilt werden.

Fazit: Microsoft Windows Azure

Dass Microsoft als eines der weltweit führenden IT-Unternehmen einmal mit einem "Online-Shop" um Marktanteile kämpfen muss, hätte sich in Redmond lange Zeit kaum jemand vorstellen können. Ebendies ist heute die Realität. Amazon ist mit seinen Amazon Web Services (AWS) mit Abstand der Innovationsmotor im Cloud-Computing-Markt. Im Bereich Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ist AWS der unangefochtene Marktführer. Und hier greift nun auch Microsoft an. Nachdem Windows Azure zu Beginn als reine PaaS am Markt positioniert wurde, sind sukzessive IaaS-Komponenten hinzugefügt worden. Das Release der Windows Azure Infrastruktur Services war für viele ein zu später Schritt, da bereits große Marktanteile in diesem Bereich an AWS abgeflossen sind. Allerdings gibt es durchaus einige Gründe, die für Microsoft sprechen.

Microsoft ist einer der wenigen Cloud-Computing-Anbieter, der aufgrund seiner Historie und Erfahrungen auf Unternehmenskunden eingehen kann und deren Bedürfnisse und Sorgen kennt. Mit weiteren neuen Services wie Azure AD Premium, den Active Directory Federation Services, Express Route oder eines bald vollständig Cloud-fähigen Identity Management richtet der Konzern sein Azure-Service-Portfolio konsequent auf Unternehmenskunden aus.

Allerdings sollte dabei eines beachtet werden: Etwas Neuartiges oder gar echte Innovationen lassen sich in aktuellen Azure-Releases nicht finden. Stattdessen wird lediglich versucht, den Technologievorsprung von Amazon AWS durch die Erweiterung von Infrastruktur-Ressourcen aufzuholen. Die Innovationskraft Amazons ist in diesem Kontext nicht zu unterschätzen. In regelmäßigen Abständen baut der Anbieter seine Cloud Plattform mit zusätzlichen disruptiven Services und Funktionen aus.

Dennoch ist Microsoft im lukrativen Segment der Unternehmenskunden in einer sehr guten Ausgangsposition. Der Konzern hat sein Portfolio mit einigen Infrastruktur-Services um wichtige Komponenten erweitert. Darüber hinaus verfügt Microsoft bereits über eine sehr große on-Premise-Kundenbasis, die in die Cloud überführt werden muss. Dazu gehören renommierte und finanziell gut aufgestellte Unternehmen. Genau in diesem Bereich muss Amazon erst noch Vertrauen aufbauen. Zudem sollte man den stetig wachsenden Private-Cloud-Markt nicht vernachlässigen. Hier sieht das Kräfteverhältnis gleich ganz anders aus. Dass Microsoft im IaaS-Bereich noch nicht auf Augenhöhe mit Amazon ist, bedeutet nicht, dass der Anbieter nicht erfolgreich sein wird. Denn am Ende ist es nicht entscheidend, als Erster am Markt zu sein und das beste Produkt zu haben. Wichtiger ist es, seine bestehenden und potenziellen Kunden davon zu überzeugen, dass sie einen echten Mehrwert erhalten. Es wäre nicht das erste Mal, dass Microsoft dies schafft.

Cloud OS Partnernetzwerk: Vorteil Microsoft

Einen strategischen Vorteil baut sich Microsoft derzeit über sein Cloud OS Partnernetzwerk auf. Es besteht aus weltweit mehr als 25 Cloud-Serviceprovidern, die sich nach Microsoft-Angaben auf hybride Cloud-Szenarien speziell mit der Microsoft-Cloud-Plattform konzentrieren. Hierzu setzen sie auf eine Kombination des Windows Server mit Hyper-V, System Center und dem Windows Azure Pack. Microsoft möchte damit seine Vision unterstreichen, sein Cloud OS als Basis für Kunden-Rechenzentren, Service-Provider Clouds und der Microsoft Public Cloud zu etablieren. Hierzu bedient das Cloud OS Partner Netzwerk mehr als 90 verschiedene Märkte mit einer Kundenbasis von insgesamt drei Millionen Unternehmen weltweit. Insgesamt 2,4 Millionen Server und mehr als 425 Rechenzentren bilden die technologische Basis.

Für Microsoft ist das Cloud OS Partnernetzwerk ein kluger Schachzug, um weltweit mehr Marktanteile zu gewinnen. Hinzu kommt, dass es gut in Microsofts bewährte Strategie passt, Kunden überwiegend nicht direkt, sondern über ein Netzwerk von Partnern zu versorgen. Auch den Kunden kommt das Partnernetzwerk prinzipiell entgegen. Unternehmen, die bisher aus Gründen der Datenlokalität oder lokaler Richtlinien zum Datenschutz die Microsoft Public Cloud (Windows Azure) gemieden haben, können sich nun einen Anbieter in ihrem eigenen Land suchen, ohne auf die gewünschte Technologie zu verzichten. Für Microsoft eröffnet sich damit ein weiterer Vorteil: Der Konzern ist nicht gezwungen, in jedem Land ein Rechenzentrum zu bauen und kann sich auf bestehende oder strategisch wichtige Standorte konzentrieren.