Kauf-Suchmaschine

Amazon steigt mit dem Fire Phone in den Smartphone-Markt ein

Eine Art Kauf-Suchmaschine für die reale Welt und ein breites Inhalte-Angebot - mit diesen Argumenten tritt Amazon gegen etablierte Smartphone-Rivalen wie Apple und Samsung an. Und mit dem "Fire Phone" in der Hand soll es noch einfacher werden, bei Amazon einzukaufen.

Der weltgrößte Online-Händler Amazon steigt ins Smartphone-Geschäft ein. Konzernchef Jeff Bezos präsentierte am Mittwoch das Computer-Telefon mit dem Namen "Fire Phone". Amazon will sich mit innovativen Funktionen und direktem Zugriff auf seine Dienste von der Konkurrenz abheben. Das Smartphone mit einem 4,7 Zoll großen Bildschirm und einer 13-Megapixel-Kamera kommt Ende Juli zunächst nur in den USA auf den Markt. Amazon äußert sich nicht zu einem möglichen Start in Deutschland.

Im harten Wettbewerb mit etablierten Rivalen wie Apple und Samsung will Amazon mit dem Angebot an Diensten punkten. So bekommen die Nutzer uneingeschränkten Online-Speicherplatz für Fotos und kostenlosen Zugriff auf Amazons Video-Angebot und den jüngst vorgestellten Musik-Streamingdienst.

Eine neue Schlüsselfunktion heißt "Firefly" und funktioniert wie eine Art Suchmaschine für die reale Welt. Wenn man damit Gegenstände fotografiert, wird man zum entsprechenden Produkt im Amazon-Angebot weitergeleitet. Die Funktion kann aber auch bis auf die einzelne Serienfolge erkennen, welche Sendung gerade im Fernsehen läuft und funktioniert auch für Musik, Text, Telefonnummern oder Kunstwerke.

Ein System aus vier Kameras rund um den Bildschirm verfolgt permanent die Kopf-Position des Nutzers und passt die Darstellung auf dem Display entsprechend an. Das soll eine nahezu dreidimensionale Optik ermöglichen. Infrarot-Sensoren folgen den Bewegungen auch in der Dunkelheit. An der Funktion sei vier Jahre gearbeitet worden, sagte Bezos.

Sowohl bei "Firefly" als auch bei der Display-Technik gibt es Schnittstellen für App-Entwickler. Das soll die Integration in verschiedene Anwendungen ermöglichen - so wird es eine App geben, die Informationen über Weine nach einem Foto des Etiketts anzeigt.

Amazon wagt sich mit seinem Smartphone in einen heftig umkämpften Markt. Samsung ist der größte Anbieter mit rund einem Drittel der weltweit verkauften Geräte, Apples iPhone liegt bei etwa 15 Prozent. Damit wird nahezu die Hälfte des Marktes bereits von den beiden größten Anbietern besetzt, um den Rest ringt eine Vielzahl von Herstellern. Bei den Betriebssystemen ist die Lage noch klarer: Die Google-Plattform Android deckt bis zu 80 Prozent des Marktes ab.

Während Amazon bisher dafür bekannt war, seine Geräte deutlich günstiger als die Konkurrenz zu verkaufen und sich das Geld später über den Verkauf von Inhalten zurückzuholen, läuft es beim "Fire Phone" anders. Das Gerät kostet in den USA 199 US-Dollar mit einem Vertrag beim Mobilfunk-Anbieter AT&T und liegt damit auf dem Niveau anderer Premium-Smartphones.

Das Smartphone schließt eine Lücke in Amazons Geräte-Angebot neben den Kindle-Fire-Tablets und der TV-Box Fire TV. Über eine Cloud-Synchronisation sollen die Geräte gut zusammenspielen. Amazon hatte in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt das Inhalte-Angebot ausgebaut, das über seine Geräte erreichbar ist.

Die Amazon-Aktie schloss nach der Vorstellung des Geräts um 2,7 Prozent höher. Das Gerät war zwar nach diversen Medienberichten erwartet worden, einige Funktionen wie "Firefly" waren dennoch eine Überraschung.

Nach Informationen der "Financial Times" verhandelte Amazon mit O2 und Vodafone bereits auch über einen Start des Geräts in Großbritannien. Es gab bisher aber keine Hinweise darauf, wann das Gerät in Europa eingeführt werden könnte. (dpa/mje)