ADSL2+: Der schnelle DSL-Nachfolger

Alles Verhandlungssache - Wie eine Verbindung entsteht

Die Leitungsparameter wie Dämpfung, SNR-Margin und viele andere werden nach dem Einschalten des ADSL-Modems in der Aushandlungsphase, dem so genannten Training gemessen und übermittelt. Dabei tauschen ADSL-Modem und ADSL-Vermittlungsstellenausrüstung (Digital Subscriber Line Access Multiplexer, DSLAM) alle notwendigen Parameter über Leitungsbeschaffenheit, Datenrate, Latenzpfad (Fast/Interleaved) aus. Zusätzlich etablieren sie einen Kommunikationspfad auf Ebene1, über den anschließend der Transport von Nutzdaten in Form von synchronisierten Frames (Rahmen) möglich ist. Die ausgehandelte Datenrate bleibt bis zum Verlust der Synchronität gültig. Wenn die Übertragungsbedingungen sich nicht verschlechtern, freut sich der Kunde über eine stabile DSL-Verbindung und der Netzbetreiber über niedrige Servicekosten.

In der Realität sind gleich bleibende Umweltbedingungen eher selten. Es gibt eine Vielzahl von Störquellen, welche die unverfälschte Datenübertragung auf der ADSL-Leitung gefährden. Hierzu zählen neben den relativ harmlosen POTS- und ISDN-Anschlüssen auch ältere HDSL- und T1-Verbindungen. Auch Mittelwellensender stellen eine effektive Fremdstörquelle dar. Bei der Standardisierung von ADSL war man sich dessen bewusst und hat ADSL bereits mit einer beachtlichen Robustheit gegenüber diesen Störungen versehen, die sich noch weiter verbessern lässt.

Eine weitere Herausforderung ist die zunehmende Penetration der Kabelbündel mit ADSL-Anschlüssen. Voraussichtlich 10 Millionen Kupferdoppeladern nutzen hierzulande demnächst den Frequenzbereich bis 1.10 4kHz. ADSL ist zwar darauf ausgelegt, die Trägernutzung den vorherrschenden Bedingungen anzupassen, so dass trotz der gegenseitigen Beeinflussung durch Crosstalk (Nebensprechen) auch mehrere ADSL-Anschlüsse störungsfrei koexistieren können. Das Arrangement ist nur während dieses Aushandlungsphase möglich. Spätere Anpassungen der genutzten Träger sind bei ADSL nur sehr begrenzt vorgesehen (Bit-Swapping), bei sukzessiver Zunahme der genutzten Leitungen im Kabelbündel wird es für die später dazugekommenen ADSL-Anschlüsse immer schwieriger, noch einen ungenutzten Frequenzbereich zu finden. Dieses Problem ist aber lösbar.