3dfx baut keine Grafikkarten mehr

Knapp zwei Jahre nach der Übernahme des Kartenproduzenten STB plant der einstige 3D-Pionier 3dfx die Kehrtwende: Statt Grafikkarten will man nur noch Chips produzieren, die Board-Fabrik in Mexiko wird geschlossen.

Der Kurswechsel bei 3dfx deutete sich bereits Anfang der Woche an, als das Unternehmen bekannt gab, die High-End-Karte Voodoo 5 6000 mit vier VSA-100-Chips nicht mehr selbst produzieren zu wollen. In einer Pressemitteilung gab 3dfx an, dass die Firma Quantum3D das Projekt als Lizenznehmer zu serienreifen Boards für den professionellen Einsatz in 3D-Design und Simulation entwickeln wolle. In der Grafikbranche macht inzwischen das Gerücht die Runde, dass 3dfx die Timing-Probleme von vier Prozessoren, die synchron ein Bild berechnen sollten, nicht in den Griff bekommen habe.

Das Nichterscheinen der Voodoo 5 6000 stellt jedoch nur das vorläufige Ende einer langen Pannenserie bei 3dfx dar. Mit der Übernahme von STB im Dezember 1998 hatte 3dfx zunächst seine langjährigen Chip-Kunden wie Creative Labs und Diamond (die damals noch selbstständig waren) vor den Kopf gestoßen. Gekauft hatte man sich mit STB zwar einen in den USA bekannten, in Europa jedoch weitgehend bedeutungslosen Markennamen.

Doch auch der Vertriebskanal, den STB mitbrachte, arbeitete nicht so schnell für 3dfx wie erhofft. Als sich dann auch noch der Nachfolger des Voodoo-3-Chips immer weiter verzögerte rutschte 3dfx endgültig tief in die roten Zahlen. Zuletzt war sogar von einer Übernahme durch den schärfsten Konkurrenten NVIDIA die Rede. Die Abfolge dieser technischen und finanziellen Entwicklungen lässt sich in der tecHistory rechts nachlesen.

Das Weihnachtsgeschäft 1999 mit den Voodoo-4-Karten hatte 3dfx schließlich verpasst, und als im Sommer 2000 die ersten Boards auf den Markt kamen, waren sie bis auf das FSAA-Filtering technisch überholt. Dies belegen auch unsere gerade aktualisierten Tests von 3D-Karten. Gezehrt hat das Unternehmen bis heute von seiner treuen Fan-Gemeinde, die dem Markennamen Voodoo treu blieb. Dieser stand mit dem beginnenden 3D-Boom Mitte der neunziger Jahre lange Zeit für die schnellste Spiele-Grafik am PC.

Der Entschluss, aus dem Geschäft mit Grafikkarten auszusteigen, soll 3dfx jetzt wieder profitabel machen. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte dem Nachrichtensender CNN: "Wir versuchen finanziell verantwortungsvoller zu handeln."

Neben den Einsparungen durch die Einstellung der Kartenproduktion muss sich 3dfx jetzt aber schnell neue Kunden suchen, welche die Chips der Firma auch verbauen. Bei PC-Grafikkarten dominiert hier NVIDIA, 3dfx konzentriert sich nun verstärkt auf andere Betätigungsfelder. Erste Produkte sind bereits in einer Linie von TV-Karten sichtbar. Durch die Übernahme von Gigapixel will sich 3dfx auch im Geschäft mit Set-Top-Boxen, Handys und PDAs etablieren.

Ob das gelingt ist zweifelhaft. Die britische News-Site The Register untertitelte heute ihre Meldung zum Ausstieg aus dem Geschäft mit Grafikkarten mit "For whom the bell tolls" - Wem die Stunde schlägt. (nie)