Mail.next wird Verse

Wie IBM die E-Mail neu erfinden will

IBM kündigt heute sein neues E-Mail-Interface "Verse" an. Vereinfacht gesagt handelt es sich um ein Browser-UI für durch Analytics vorsortierte Nachrichten; im Backend läuft das gute alte Domino.

Eine seinerzeit noch etwas raue Vorabversion des unter dem Codenamen Mail.next entwickelten Interfaces hatte IBM bereits auf seiner Hausmesse Connect (vormals Lotusphere) in Orlando im Januar gezeigt. Mittlerweile hat IBM Verse den nötigen Feinschliff erfahren und macht die Inbox aus Sicht des Herstellers zum "intelligenten Assistenten für die Organisation und Priorisierung von Aufgaben und Geschäftskontakten" - Messaging-Erzrivale Microsoft bewegt sich mit Office Delve und dem Clutter-Filter in eine ähnliche Richtung, wenngleich noch weniger konsequent und integriert; Graph-Techniken gehört offensichtlich die Zukunft.

IBM Verse sei das Ergebnis einer 100-Millionen-Dollar-Investition und bringe erstmals führende Cloud-, Analytics-, Social- und Security-Funktionen zusammen, um dem Arbeiten mit E-Mail den Weg in die Zukunft zu bahnen, heißt in der Ankündigung von "Big Blue". Verse wird über die Softlayer-Cloud bereitgestellt. Für ausgewählte Partner und Kunden startet im November 2014 ein Beta-Test; ab Ende des ersten Quartals 2015 soll Verse dann über den IBM Cloud Marketplace im Freemium-Modell allgemein verfügbar sein. Für iOS und Android sind entsprechende Apps avisiert.

Das UI von Verse fasst verschiedene Kommunikationswege von E-Mail, Meetings und Kalender über File-Sharing, Instant Messaging und Social Media bis hin zu Videochats und anderen Tools zusammen. Bei einer Suche können die Nutzer sehr spezifische Informationen aus allen möglichen Content-Formaten in ihrer Inbox einsehen und abrufen. Die für IBM-Verhältnisse ungewöhnlich moderne Oberfläche von Verse wurde gemeinsam mit über 170 Kunden und Partnern im IBM Design Studio in Austin entwickelt und soll sich für alle Mobil- und Web-Umgebungen eignen, insbesondere auch für Touch-Geräte.

Die Lösung nutzt Analytics-Funktionen, um dem Nutzer auf einen Blick die wichtigsten Dinge zu zeigen, die an dem Tag zu erledigen sind. Das System "lernt" nach einiger Zeit die Vorlieben und Prioritäten des individuellen Nutzers selbstständig. Verse liefert ferner aktuelle Kontextinformationen zu laufenden Projekten: Der Anwender kann sich Mitarbeiterprofile anzeigen lassen, lernt die Beziehungen zwischen den Teams und einzelnen Teammitgliedern kennen, kann Aufgaben delegieren und Ergebnisse nachverfolgen. Informationen ans ganze Projektteam lassen sich als Blogpost bekanntmachen. Direkt daraus kann man wichtige Aufgaben direkt an einzelne Teammitglieder verteilen und deren Fortschritte nachverfolgen.

IBMs Referenzkunde Cemex konnte die Verse-Beta bereits ausprobieren. "Die Einfachheit und Zweckdienlichkeit, mit der die Informationen präsentiert werden, machen die Nutzung sehr intuitiv", zitiert die Ankündigung Gilberto Garcia, Chief Technology Officer des Baustoffkonzerns. "E-Mail, Social- und andere Collaboration-Funktionen gehen nahtlos ineinander über, man ist nicht mehr gezwungen, zwischen Inbox, Kalender und anderen Apps hin- und herzuspringen. E-Mail mag man das gar nicht mehr nennen - und das ist nur eine der Facetten, die IBM mit Verse abliefert."

Zukünftig will IBM nach eigenen Angaben insbesondere die Analytics- und "Cognitive-Computing"-Verfahren in Verse weiter ausbauen. Nutzer sollen beispielsweise Watson direkt aus Verse heraus zu Themen befragen können und umgehend nach Zuverlässigkeit sortierte Antworten bekommen.

In einem registrierungspflichten Webcast heute um 17:00 Uhr (MESZ) gibt es ausführlichere Informationen zu Verse. (hal)