Tipps zum Projektmanagement

Ratgeber Projekte - Mehr Mut zum Abbruch

Wie schafft man einen Projekabbruch ohne Gesichtsverlust?

"Ich kenne Leute", so berichtet Brustbauer aus seiner Projektleiter-Erfahrung, "die ein Leben lang nicht aus der Ecke der Versager herausgekommen sind." Und das nur, weil kurz vor Ende ihrer Projekte klar wurde, dass das Produkt einfach nicht den Qualitätskriterien entsprach, weshalb wohl oder übel nochmal ein bis zwei Jahre Tests hineingesteckt werden mussten.

Für Brustbauer liegt das Problem aber beileibe nicht nur beim Projektverantwortlichen. Vielmehr fehle in Europa meist die Unternehmenskultur, in der man auch mal einen kalkulierten Fehler machen dürfe: "Aus Amerika höre ich immer, ein Unternehmer, der nicht dreimal in Konkurs gegangen ist, ist kein guter Unternehmer. So was wäre in Europa undenkbar. Ein Projektleiter ist ja auch ein kleiner Unternehmer. Wenn er einmal einen Fehler macht, wird ihm hierzulande nie mehr verziehen."

Anstatt diese Leute zu ächten, sollte man ihre Erfahrungen nutzen - zum Beispiel in Projektleiterschulungen. Hier können sie den anderen Teilnehmern berichten, was eigentlich schief gelaufen ist. Das nähme allen die Angst davor, selbst mal einen Fehler zu machen.

Fazit: Abhaken und besser machen

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich vor dem völligen Gesichtsverlust zu schützen. Zum einen ist es wichtig, die Konsequenzen aufzuzeigen, die das Weiterführen des Projekts hätte; meist handelt es sich um einen hohen Geldverlust und das Verschwenden von Ressourcen. Damit findet man sicher das Gehör der Verantwortlichen. Zum anderen muss sich der Projektleiter trauen, Fehlentscheidungen einzuräumen und schlechte Leitungen beim Namen zu nennen. Auch hier beginnt der Fisch vom Kopf her zu stinken: Die Führung muss diese Form der Einsicht auch vorleben. Wer meint, keine Fehler gemacht zu haben, hat nicht gearbeitet.

Ist einem also tatsächlich mal ein Projekt danebengegangen, sollte man für sich und das Team die Fehler offen analysieren und ganz schnell ein kleines, aber erfolgreiches Projekt hinterherschieben. So lässt sich nach außen demonstrieren, dass zwar das eine Vorhaben gescheitert ist, dass man selbst aber in der Regel erfolgreich ist.