Cyber-Kriminalität wächst

Krimineller Untergrund im Netz wird immer gefährlicher

Internet-Kriminelle greifen zu immer ausgeklügelteren Angriffsmethoden. Der Schwarzmarkt für Cyber-Attacken floriert. IT-Experten versuchen, die Löcher zu stopfen. Inzwischen hat sich eine eigenständige Parallel-Gesellschaft entwickelt.

Der Netzwerkausrüster Juniper Networks plädiert für ein Umdenken im Kampf gegen Cyberkriminelle. Eine Studie der amerikanischen Organisation Rand habe bestätigt, dass der "schwarze Markt" im Netz eine "beispiellose, globale Reife" erreicht habe, betonte das US-Unternehmen am Dienstag. Herkömmliche Mittel im Kampf gegen Internet-Kriminalität könnten allein kaum noch etwas dagegen ausrichten.

Von einem Untergrund könne man heute kaum mehr sprechen, Cyberkriminelle hätten inzwischen eine "blühende Metropole" errichtet, sagte Hendrik Davidson von Juniper Networks der dpa. Die Ökonomie sei weltweit organisiert und inzwischen viele Milliarden Dollar schwer. Dabei könnten die Kriminellen auf eine robuste Infrastruktur zurückgreifen. "Der schwarze Markt funktioniert auch bruchlos weiter, wenn ein Glied in der Kette ausgeschaltet wird", sagt Davidson. Es wachse sofort ein neues Glied nach.

Das Paralleluniversum der Cyberhacker funktioniert demnach über alle Länder hinweg. Dabei gebe es auch Spezialisierungen in einzelnen Ländern. Gruppen aus Vietnam hätten sich etwa auf Angriffe bei E-Commerce spezialisiert, Angreifer aus Russland auf Finanzkriminalität und die aus China auf geistiges Eigentum, erläutert Davidson.

Die Studie zeigt auf, dass die Infrastruktur der Kriminellen Komponenten einer realen Wirtschaft haben - Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten, Einkaufsläden, Service-Angebote, eigenen Währungen, eigene Gesetzen und eine hierarchische Struktur. "Spam-Attacken oder DDos-Angriffe können Sie heute mieten wie ein Auto", sagt Davidson. Die Nutzung eines Bot-Netzes, in dem Hunderte Rechner von meist ahnungslosen Besitzern zusammengeschlossen sind, wird laut Studie etwa für 50 Dollar pro Tag angeboten. Insgesamt seien 70 bis 80 000 Menschen darin beschäftigt.

Herkömmliche Strategien für den Schutz vor solchen Attacken sind nach Einschätzung von Juniper angesichts dieser Parallelwelt nicht mehr ausreichend. "Wir müssen in die Ökonomie der Hacker eingreifen und diese mit aktiver Verteidigung stören", sagt Davidson. Die IT-Sicherheits-Industrie müsse sich mit Regierungen zusammentun.

Für einen nachhaltigen Schutz müsse der Cyberhacker werden, indem der zeitliche und materielle Aufwand für die Angreifer zu hoch werde, sagte Davidson. Erfolgreich könnten etwa falsche Fährten zu bestimmte Daten oder einen fingierten Passwort-Ordner sein. Formen aktiver Verteidigung könnten die Angreifer identifizieren, blockieren und frustrieren.

Die Rand Corporation ist eine als Denkfabrik aufgesetzte Organisation, mit Unterstützung aus Wirtschaft und Politik. Der aktuelle Forschungsreport zu "Cybercrime" wurde zwischen Oktober und Dezember 2013 im Auftrag von Juniper erstellt. (dpa/hal)