Web of Data

NSA zum Selberbauen

Das Internet zu überwachen wird immer einfacher. Jeder kann Inhalte auswerten und für sich arbeiten lassen. Die Kombination kostenfrei verfügbarer Werkzeuge macht es beispielsweise möglich, automatisch Flugtickets zum Nulltarif aufzuspüren oder das eigene Unternehmen zu überwachen.

Als Edward Snowden im Juni 2013 gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian die Überwachung des weltweiten Internetverkehrs durch die NSA enthüllte, waren viele von dem Ausmaß überrascht. Grundsätzlich verwundert das Ganze aber nicht: Dass staatliche Organisationen und Konzerne mit großem IT-Budget die Inhalte im Netz auswerten, ist lange bekannt. Weniger bekannt ist, dass auch Nutzer ohne Programmierkenntnisse die Inhalte weitaus intensiver nutzen können als erwartet.

Das Internet stellt - für viele immer noch unbemerkt - Werkzeuge bereit, die ein "mitdenkendes" Netz für jeden schaffen. Sie helfen, gewinnbringend Entscheidungen zu treffen und Geld beim Einkauf von Produkten und Dienstleistungen zu sparen. Aber sie ermöglichen auch Ausspähung und Überwachung. Sie sind einfach zu bedienen und stehen jedem kostenfrei zur Verfügung. Das ist Bereicherung und Gefahr zugleich.

Fliegen für lau? Kein Problem!

Eine Bereicherung - im wahrsten Sinn des Wortes - erlebten einige Nutzer am 12. September 2013. An diesem Tag ermöglichte ein Fehler im Buchungssystem von United Airlines eine Stunde lang, über die Website der Airline Flüge für 0 (in Worten: null!) Dollar zu buchen. Die Nachricht über das "Sonderangebot" verbreitete sich in kürzester Zeit auf Twitter und Facebook. Haben auch Sie eines der "günstigen" Tickets gebucht? Nein? Wäre es nicht toll gewesen, das Netz hätte Sie rechtzeitig und automatisch über diese Gelegenheit informiert? Der Flug nach Hawaii wäre eine ganze Stunde lang nur einen Klick entfernt gewesen.

Ich bin sicher, viele denken jetzt, das sei ein Einzelfall gewesen. Weit gefehlt: Am 26. Dezember 2013 gerieten die Preise im Buchungssystem von Delta Airlines in "Unordnung". Zwei Stunden wurden Tickets für null US-Dollar verkauft. Auch in diesem Fall gab es bereits Berichte im Netz, während die Tickets noch verfügbar waren.

In beiden genannten Fällen war die Voraussetzung dafür, eines der "günstigen" Tickets zu erhalten, im richtigen Moment den richtigen "Online-Ort" zu überwachen oder rechtzeitig informiert zu werden. Einigen Nutzern ist das gelungen. Suchen Sie selbst einmal nach "Error Fares". Sie werden erstaunt sein, wie häufig solche Fehler auftreten.

Mit den Fehlern anderer selbst Kasse machen: Das gilt nicht nur für Flugreisende, sondern besonders für Portale, die nichts anderes tun, als auf fehlerhafte Buchungssysteme hinzuweisen.
Mit den Fehlern anderer selbst Kasse machen: Das gilt nicht nur für Flugreisende, sondern besonders für Portale, die nichts anderes tun, als auf fehlerhafte Buchungssysteme hinzuweisen.

Das Beispiel ist auf beliebige Produkte und Dienstleistungen im Internet übertragbar. Es steht exemplarisch für die Tatsache, dass im Netz für jeden Nutzer interessante Informationen stecken. Im Jahr 2012 wurden 43,5 Exabyte an Daten über das Netz transportiert. Mehr als 13 Milliarden Websites versorgen uns aktuell mit Inhalten. Da ist für jeden etwas dabei - ganz sicher. Die Frage ist allerdings: Wie schaffen es einige Nutzer, gezielt und wiederholbar die für sie individuell wertvollen Informationen zu gewinnen? Hilft ihnen dabei vielleicht das Netz selbst?