Grundlagen und Neuerungen

Open-Source-Virtualisierung mit Proxmox Virtual Envrionment 3.4

Die quelloffene Virtualisierungsmanagement-Plattform Proxmox Virtual Envrionment ist in einer neuen Version 3.4 erschienen. Mit Features wie der Live-Migration von VMs und einer ausgereiften Snapshots-Funktion hat die Enterprise-Virtualisierungslösung deutlich an Reife gewonnen.

Proxmox Virtual Envrionment (PVE) ist eine von der Wiener Proxmox Server Solutions GmbH entwickelte, ausschließlich auf Open-Source-Komponenten beruhende, cluster-fähige Virtualisierungsumgebung mit einigen Besonderheiten. Nutzer verwalten mit PVE virtuelle Maschinen (KVM, Kernel-based Virtual Machine), OpenVZ-Ressource-Container, Storage, virtuelle Netzwerke und HA-Cluster in einem ansprechenden Web-Interface. PVE erlaubt gleichermaßen das Bereitstellen echter virtueller Maschinen auf Basis von Qemu/KVM und virtueller Container mithilfe von OpenVZ. Allerdings verwendet Proxmox VE lediglich den gleichen Kernel wie das OpenVZ-Projekt.

Das gesamte übrige Ökosystem der Containervirtualisierung ist eine Eigenentwicklung von Proxmox. Kleine Notiz am Rande: Seit einiger Zeit kursiert in der Community ein Blogpost, wonach OpenVZ künftig unter der Bezeichnung "Virtuozzo Core" als quelloffene Variante von Parallels Cloud Server weitergeführt werden soll, um Doppelentwicklungen zu vermeiden.

Besonderheiten von Proxmox VE

Das als Appliance bereitgestellte System basiert auf einer minimalen Debian/GNU-Linux-Umgebung (derzeit Wheezy 7.8) mit einem Red-Hat-Enterprise-Kernel 2.6.32. Die auf den ersten Blick angestaubte Versionsnummer ist erforderlich, weil OpenVZ im Gegensatz zum im Standard-Linux-Kernel enthaltenen LXE (Linux Containers) einen speziell gepatchten Kernel benötigt. Der von Proxmox verwendete RHEL-Kernel befindet sich aber auf einem aktuellen Patch-Level.

Die Kombination der wahlweisen Bereitstellung voll-/para-virtualisierter Fullsize-VMs auf Basis von KVM und reiner Linux-Betriebssystemvirtualisierung ergibt Sinn, denn bei den weitaus meisten virtuelle Linux-Maschinen handelt es sich um GUI-freie Server (etwa als Webserver, LAMP-Umgebung, Mailserver oder DNS). In Form einer quasi-virtuellen Linux-Systemumgebung mithilfe von OpenVZ-Containern benötigen diese weitaus weniger Ressourcen als vollständige virtuelle Maschinen. Das über die Jahre ausgereifte OpenVZ sorgt für eine sichere Abgrenzung der einzelnen Linux-Container. Wer virtuelle Windows-Server benötigt, muss allerdings auf vollständige virtuelle Maschinen auf KVM-Basis zurückgreifen, wobei mit den paravirtualisierten Windows-Treibern von Fedora für virtuelle Disks, NICs und Memory Ballooning eine nahezu native Performance erreicht wird.