Big Data, Linux, Open Source, PowerKVM

IBM setzt auf Power Systems S-Class mit Power8

RISC-Unix-Server verlieren seit Jahren an Bedeutung und ihre Hersteller an Umsatz. IBM setzt ab Power8 auf breiter Front auf Offenheit und Linux, um seine Power Systems vor der Bedeutungslosigkeit zu bewahren.

Mit neuen Servern aus der "Power Systems S-Class" zielt IBM in erster Linie auf Big Data ab. In den Maschinen stecken die neuen Power8-Prozessoren, deren Spezifikationen der Konzern über die OpenPower Foundation offenlegt - im Prinzip handelt es sich also jetzt um "Open-Source-Hardware".

Der Power8 bringt laut Hersteller auf 2,5 Quadratzentimetern mehr als vier Milliarden Transistoren und Schalter sowie über 16 Kilometer Highspeed-Kupferverkabelung unter. Mehr als drei Jahre Entwicklung und rund 2,4 Milliarden Dollar habe man in die neue Plattform investiert, so IBM. Wichtige Teile des neuen Chips wurden im IBM-Labor in Böblingen mit Außenstelle in Mainz entwickelt, unter anderem die Arithmetik-Unit (damit kennen sich die deutschen Entwickler aus, sie machen diese auch für die System-z-Großrechner).

IBM hatte Ende vergangenen Jahres mit der Gründung der offenen Entwicklungsallianz OpenPower Consortium eine strategische Kehrtwende in seiner Server-Strategie vollzogen. Der Konzern öffnete sein geistiges Eigentum rund um die Power-Plattform für Marktbegleiter und lizenzierte seine Chiptechnik an Dritte. Zu den Gründungsmitgliedern zählten unter anderen Google und der Grafikchip-Spezialist Nvidia.

Mit seiner Initiative setzt IBM im Wettbewerb vor allem gegen den Chipriesen Intel und dessen Skaleneffekte auf einen Open-Source-Ansatz und hofft damit, das Ökosystem rund um die Power-Architektur zu vergrößern und seiner Systems and Technology Group, deren Ergebnisse zuletzt wenig Anlass zur Freude gaben, wieder neuen Schwung zu verleihen.

Dabei helfen sollen auch die ersten fünf neuen Power8-Server-Systeme aus der Power Systems S-Class. Die Modelle "Power Systems S812L" und "S822L" laufen ausschließlich unter Linux. Bei den drei anderen Modellvarianten "S814", "S822" und "S824" haben die Anwender die Wahl zwischen Linux, IBMs Unix-Derivat AIX sowie IBMs i-Betriebssystem (das noch besonderen Microcode benötigt).

Der Hersteller verspricht seinen Kunden mit der neuen S-Klasse eine verbesserte Workload-Performance sowie einen im Vergleich zu aktuellen x86-Commodity-Systemen doppelt so hohen Datendurchsatz. Damit ließe sich der Flächenbedarf im Rechenzentrum annähernd halbieren. IBM zufolge sollen die neuen Server ab dem 10. Juni zu haben sein. Die Preise der sogenannten Scale-Out-Systeme beginnen bei knapp 8000 Dollar und reichen bis etwa 150.000 Dollar (noch größere "Scale-Up"-Server mit Power8 sollen später im Jahr angekündigt werden, dürften allerdings nicht vor 2015 beim Kunden stehen).

Im Zuge der neuen Power-Plattform hat IBM auch sein Linux-Engagement ausgeweitet. Erst im vergangenen Jahr hatten die Konzernverantwortlichen angekündigt, rund eine Milliarde Dollar in Linux und andere Open-Source-Technologien für Power-Systems-Server investieren zu wollen. Künftig wird neben Red Hat Enterprise Linux (RHEL) und Suse Linux auch der Ubuntu Server von Canonical auf allen Power8-Systemen zu haben sein. Außerdem gab der Hersteller die Verfügbarkeit von "PowerKVM" bekannt, einer Power-Systems-kompatiblen Version der Linux-basierten Kernel-Infrastruktur für Virtualisierung KVM.

Neben den neuen Servern hat IBM auch drei darauf basierende neue Big-Data- und Analytics-Lösungen angekündigt: "IBM Solution for BLU Acceleration", "IBM Solution for Analytics" und "IBM Solution for Hadoop" bauen auf Power8-Systemen auf und sollen Anwendern helfen, strukturierte und polystrukturierte Daten effizienter auszuwerten. Benchmark-Ergebnissen zufolge seien die Power-Systeme in der Lage, Daten bis zu 50-mal schneller zu analysieren als x86-basierte Systeme. In besonders geeigneten Fällen ließen sich Laufzeiten gar von Stunden auf wenige Sekunden verkürzen, verspricht der Hersteller.

OpenPower-Mitglieder zeigen Entwicklungsergebnisse

Neben IBM präsentieren heute auch andere Mitglieder der OpenPower Foundation erste Entwicklungsergebnisse. Auf dem Open Innovation Summit in San Francisco werden erste Schritte für künftige System-Designs auf Basis von Power8 gezeigt.

IBM zufolge ist OpenPower mittlerweile auf mehr als zwei Dutzend Mitglieder angewachsen, darunter Micron, Hitachi und Emulex. Aus Deutschland ist das Forschungszentrum (FZ) Jülich neu dabei. "Die OpenPower Foundation wächst als offene Entwickler-Community schnell und weitet bereits das Potenzial der Power-Architektur aus", lautet die Bilanz von Gordon MacKean, Chairman der OpenPower Foundation.

Zu sehen sind auf dem Summit erste Entwicklungs- und Referenzdesigns von Tyan. IBM, Google und Canonical präsentieren neue Firmware-Entwicklungen, der Suchmaschinenspezialist darüber hinaus ein erstes White-Box-Power-System-Design. IBM kündigt außerdem an, dass noch in diesem Jahr erste OpenPower-basierte Systeme auch in der zugekauften Cloud-Infrastruktur von Softlayer verfügbar sein sollen. (hal)