Die schlimmsten IT-Fehler

Die zehn größten IT-Irrtümer und -Fehlprognosen

Irrtum 4: Schach und KI

„Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird ein Computer Schachweltmeister werden und innerhalb der nächsten zehn Jahre ein wichtiges und neues mathematisches Theorem entdecken und beweisen.“ Herbert Simon, KI-Forscher und Nobelpreisträger, 1957

Es war 1957 in Dartmouth, als Herbert Simon und andere sich erstmals einem Thema widmeten, das sich fortan „Künstliche Intelligenz“ nenne sollte. Das Ziel: Computern menschliches Denken beibringen. Die Annahme: Zwischen menschlichem Gehirn und Rechnern besteht kein grundsätzlicher Unterschied, beide sind informationsverarbeitende Systeme. Diese laufen zwar auf unterschiedlichen Plattformen ab (biologische „Wetware” versus Hardware), arbeiten aber nach denselben Grundprinzipien.

Also müsse es möglich sein, menschliche Sprache, Schlussfolgern und andere kognitive Fähigkeiten maschinell nachzubauen. Der Erfolg des Projekts sollte an „hard facts” gemessen werden – siehe Zitat.

Simons Prognose ist nicht in Erfüllung gegangen – so wie die ganze KI mit ihren überzogenen Ansprüchen bislang gescheitert ist. Zwar hat der IBM-Rechner „Deep Blue” tatsächlich den damals amtierenden Schachweltmeister Gary Kasparov in sechs Partien besiegt. Aber dies war erst 1996 der Fall. Zudem arbeitet Deep Blue mit Brute-Force-Techniken und Ausreizung hardware-technischer Tricks. Simon hatte sich seinen Schachcomputer aber als Maschine vorgestellt, die über dedizierte Nachahmung menschlicher Schachspieler zum Sieg führt.

Auch der zweite Teil der Prognose schlug fehl. Zwar können „Automatische Theorembeweiser” einfache mathematische Sätze beweisen. Aber der Computer-Beweis eines neuen und wichtigen Theorems steht noch aus. Der Vier-Farben-Satz war das erste große mathematische Problem, das mit Hilfe von Computern gelöst wurde – allerdings agierten die Rechner hier nur als Helfer und führten keinen vollständigen Beweis durch.