Bei TUI

Das letzte Mainframe geht vom Netz

Mainframes haben in vielen Unternehmen über Jahrzehnte gute Arbeit geleistet – dem Stand der Technik entsprechen sie in Zeiten von Mobile und Cloud-Konzepten nicht mehr. Doch die Trennung fällt oft schwer. Deshalb sind Fingerspitzengefühl und intensive Planung notwendig.

Der Abschied von den verlässlichen, hochverfügbaren und insbesondere für transaktionsorientierte Systeme perfekt ausgelegten Großrechnern ist kein leichter Schritt. Er wird jedoch nicht nur deshalb nötig, weil ihr Betrieb im Vergleich zu virtualisierten Serverarchitekturen immer teurer wird. Es gibt auch immer weniger IT-Personal, das sich mit der Mainframewelt auskennt - qualifizierte Fachkräfte werden zum Problem. Doch die Hürden sind hoch: Viele der Anwendungen auf Mainframes werden allein deshalb im Betrieb gehalten, um Migrationsprobleme- und Kosten, aber auch Rechtsunsicherheiten zu vermeiden.

Je komplexer und unternehmenskritischer die Systeme auf einem Mainframe sind, desto mehr Geduld und Vorsicht erfordert die Ausmusterung. Meist gehen mehrere Jahre ins Land, bis "der Stecker gezogen" werden kann. Am Anfang eines solchen Projekts kommt es vor allem auf eine Dokumentation aller Anwendungen und Schnittstellen an, denn die Anwendungen müssen auf Serverbasis neu angebunden werden. Insgesamt gilt sowohl für interne IT-Abteilungen als auch für Dienstleister: Der Abschaltungsprozess sollte so gestaltet werden, dass der Anwender so gut wie nichts davon mitbekommt. Zudem sind eine zentrale Steuerung, am besten mit einem zentralen Ansprechpartner beim Kunden, permanente Transparenz und genaue Kenntnis der Prozessreihenfolgen wesentliche Erfolgsfaktoren.

Kostenvorteile sind schwer kalkulierbar

In der Regel sind die Kosten neben dem Wunsch nach Modernisierung der stärkste Treiber für eine Mainframeablösung. Dazu zählen Lizenzkosten und Hardware, Schnittstellen hin zu Speichereinheiten und der Kostenblock des Personals, das die Mainframe-Systeme administriert und Schnittstellen weiterentwickelt. Ob der Wechsel zu neuen Plattformen wirklich wirtschaftlich ist, lässt sich allerdings schwer quantifizieren. Auf dem Weg zur Abschaltung ergeben sich in der Regel vielfältige Entscheidungen, die geplante Kosteneinsparungen sprengen - an anderen Ecken kann es hingegen besser laufen als geplant. Die Weltraumbehörde NASA beispielsweise hat ihren letzten Mainframe IBM z9 in 2012 abgeschaltet. Man hatte das Gerät noch behalten, um Applikationen zu betreiben, die ohnehin auf Sicht "in Pension" gehen sollten. "Es war kosteneffizienter, die bestehende Architektur zu behalten, als auf eine Server-Umgebung zu migrieren", schrieb NASA-CIO Linda Cureton in einem Blog und ließ auch ein bisschen Sentimentalität durchschimmern. Im Vordergrund für eine Abschaltung sollte vor allem die strategische Entscheidung für eine modernere Plattform stehen. Wer nicht mit der Zeit geht, läuft irgendwann in eine Sackgasse: Zeitgemäße Applikationen machen es einfacher, neue IT-Mitarbeiter zu finden und erschließen neue technologische Möglichkeiten.