Moderne Kühlung drückt RZ-Kosten
Ratgeber: Energieeffizienz im Data Center
Die Leistungsdichte moderner IT-Infrastrukturen im Rechenzentrum nimmt kontinuierlich zu. Gleichermaßen wächst der Energiebedarf für die Stromversorgung und eine effiziente Kühlung der Systeme. RZ-Verantwortliche und auch der Branchenverband BITKOM sehen im Bereich Kältetechnik aktuell das größte Potenzial zum Eindämmen des Energieverbrauchs. Beträgt der Energieanteil für die Klimatisierung eines Data Centers, gemessen am Gesamtverbrauch, heute rund 33 Prozent, wird er sich durch technische Innovationen und Investitionen der Betreiber bis zum Jahr 2015 voraussichtlich auf 15 Prozent reduzieren, schätzen Experten des IT-Dienstleisters Computacenter.
Doch wie können kostengünstige und energieeffiziente Kühlungslösungen aussehen? Eine Möglichkeit besteht schlicht darin, Rechenzentren dort zu bauen, wo niedrige Temperaturen herrschen. Die Großen der Branche machen es vor und siedeln neue Data Center in der Nähe des Polarkreises an, um ihre gewaltigen Serverkapazitäten effizient mit kalter Luft oder mit Meerwasser zu kühlen. Eine massentaugliche Lösung ist die Verlagerung in die nördlichen Regionen allerdings nicht. In vielen Fällen sind andere Kühltechniken gefragt, die von einer einfachen Kaltgangschottung über wassergekühlte Server bis hin zu Absorptionskältesystemen reichen.
Direkte freie Kühlung von RZ-Komponenten
Ob eine effiziente und damit kostengünstige Kühlung der RZ-Komponenten möglich ist, bestimmen verschiedene Faktoren im Data-Center-Umfeld. Eine direkte freie Kühlung mit kalter Außenluft ist die effizienteste Variante. Allerdings sind dazu Außentemperaturen unterhalb von 18 Grad Celsius nötig. An einem Standort wie beispielsweise Hamburg wird dieser Wert durchschnittlich an zehn Monaten im Jahresmittel erreicht. Sollte die Außentemperatur zu weit absinken, kann der kalten Zuluft warme Abluft des Rechenzentrums beigemischt werden. Ein Zuschalten der Kältemaschine ist mit Blick auf das Beispiel Hamburg im Durchschnitt lediglich an 50 Tagen im Jahr erforderlich. Der klimatisierungsbedingte Stromverbrauch kann auf diese Weise gegenüber der ausschließlichen Nutzung einer Kompressions-Kältemaschine um bis zu 50 Prozent reduziert werden.
- Verdunstungskühlung
Modulare Verdunstungskühleinheiten wie Ecobreeze von Schneider Electric ermöglichen es in vielen Regionen, Rechenzentren hauptsächlich mit Außenluft zu kühlen. - Natürliche Luftströmungen und ein Vertikaldesign für die optimierte Kühlung
Das im Bau befindliche Marilyn-Rechenzentrum in Paris verwendet natürliche Luftströmungen und ein Vertikaldesign für die optimierte Kühlung des Gebäudes. - Thermisches Rad
Das thermische Rad schließt Innen- und Außenluft voneinander ab und schafft gleichzeitig einen Temperaturausgleich, dessen Ausmaß sich nach der Drehgeschwindigkeit richtet. - Submersionskühlung
Die Idee, IT-Systeme direkt flüssig zu kühlen – ohne Umweg über die Luft – feiert zur Zeit fröhliche Urständ. So verwendet der britische Rechenzentrumsbauer und –betreiber Ark Continuity Submersionssysteme der Marke CarnotJet von Green Revolution Cooling. Man muss sie sich als eine Art Hightech-Wanne vorstellen, in die das gesamte Hitze abstrahlende IT-Equipment gehängt wird. - Submersionskühlung in der Maschine
Den wohl konsequentesten Weg der Flüssigkühlung geht das junge amerikanische Unternehmen Hardcore Computer. Auch Hardcore verwendet zum Kühlen ein dielektrisches Öl, das gut Wärme leitet. - Liquiblade
Jedes der angebotenen „Liquidblades“ – ausgestattet mit aktuellen Prozessoren und entsprechender Connectivity – wird in sich gekapselt. - Liquiblade
Die Kühlflüssigkeit, die mehr als 1300 mal so gut isoliert wie Luft, fließt über tropffreie Zu- und Abflüsse und damit verbundene Schläuche kühl in den gekapselten Rechner ein und warm wieder hinaus. Das übrige Kühlsystem besteht aus Pumpen und einer Einheit, die die Kühlflüssigkeit ihrerseits kühlt, bevor sie in die Rechner zurückfließt.
Die Nutzung dieser Technik ist jedoch nur dann möglich, wenn in der Umgebung des Rechenzentrums keine Gefahren, zum Beispiel Brandlasten (brennbare Materialien), lauern. Zudem darf die Staub- und Partikelbelastung bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten. Ein weiterer Nachteil: Bedingt durch die relativ warme Außenluft muss ein sehr großes Luftvolumen in das Rechenzentrum hinein- und aus diesem hinausbefördert werden. Die dafür benötigten Leitungsquerschnitte der Lüftungsanlage sind in bestehenden Rechenzentren oft nicht realisierbar. Bei weit im Gebäudekörper liegenden Rechenzentrumsräumen ist zudem die Länge der Leitungen zu berücksichtigen, durch die die Außenluft strömen muss. Die Luft erwärmt sich umso mehr, je länger die Strecke ist.