IBM, Microsoft, Oracle und SAP

Wie IT-Konzerne ihre Cloud-Umsätze frisieren

Wieviel Umsatz generieren IBM, Microsoft, Oracle und SAP wirklich im Cloud-Geschäft? Die Frage lässt sich kaum seriös beantworten, berichten Gartner-Analysten. Denn die Branchenschwergewichte weisen ihre Cloud-Einnahmen ausgesprochen kreativ aus.

Sagenhafte 9,4 Milliarden Dollar Umsatz will IBM innerhalb von zwölf Monaten im Cloud-Geschäft erzielt haben, Microsoft berichtet von mehr als 8,2 Milliarden Dollar. Können diese Zahlen stimmen? Dieser Frage gehen die Analysten David Mitchell Smith und Ed Anderson in einem aktuellen Gartner-Report nach. Eine Antwort lautet: Die Herstellerangaben zu den erzielten Cloud-Umsätzen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Wer versuche, Licht ins Dunkel zu bringen, vergleiche in der Regel Äpfel mit Birnen.

Die Branchenriesen weisen ihre Cloud-Einnahmen ausgesprochen kreativ aus.
Die Branchenriesen weisen ihre Cloud-Einnahmen ausgesprochen kreativ aus.
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"Schon seit längerem gehen einige Anbieter mit irreführenden Cloud-Umsatzzahlen hausieren", erläutern die Auguren. "Sie nutzen Cloud-bezogene Wachstumsraten als Marketing-Tool, um ihr Profil in den hart umkämpften Cloud-Wachstumsmärkten zu schärfen." Häufig wollten die Konzerne damit vor allem ihre Börsenbewertungen beeinflussen.

CIOs sollten den Cloud-Zahlen der IT-Hersteller nicht vertrauen, rät Gartner-Analyst David Mitchell Smith.
CIOs sollten den Cloud-Zahlen der IT-Hersteller nicht vertrauen, rät Gartner-Analyst David Mitchell Smith.
Foto: Gartner

9 Milliarden Dollar Cloud-Umsatz: zu schön, um wahr zu sein?

Besonders undurchsichtig erscheinen den Analysten die einschlägigen IBM-Zahlen. Erst kürzlich reklamierte Big Blue 9,4 Milliarden Dollar Cloud-Umsatz innerhalb von 12 Monaten für sich. Zugleich sprach das Management von jährlichen Einnahmen in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar mit sogenannten "As-a-Service"-Produkten. Wo liegt der Unterschied? Dazu lassen sich im Zahlenwerk keine eindeutigen Angaben finden. Bestandteil letzterer Kategorie sind laut IBM etwa Infrastruktur-, Software-, Platform-, Business-Process-, Data- und Analytics-as-a-Service-Umsätze. Daneben hebt der Konzern aber auch noch andere Leistungen hervor, darunter das Implementieren von Public-, Private- und Hybrid-Umgebungen beim Kunden.

Wenn sich beim Thema Cloud Computing am Ende doch alles um Services drehe, stelle sich nun die Frage: "Welcher Cloud-Umsatz der IBM fällt nicht in die Kategorie As a Service?", sticheln die Gartner-Experten. Möglichkeiten gebe es viele, darunter etwa klassische Professional Services, Private Cloud, Enabling-Technik, Hosting oder schlicht Outsourcing.

Interessant finden Smith und Anderson die Aussage der IBM-Spitze, der Cloud-Umsatz sei im Jahresvergleich um 70 Prozent gewachsen. Denn damit wird auch deutlich, wie schlecht andere Segmente im Vergleich dastehen. Der Umsatz in den traditionellen IBM-Geschäftsbereichen ist nämlich im gleichen Zeitraum um ein Prozent gesunken. Dazu gehören etwa Global Technology Services, Global Business Services, Software, Systems Hardware und Global Financing.