Kalender-Synchronisation

Für Profis: Raspberry Pi als Sync-Server nutzen

Es sprechen viele gute Gründe für die Einrichtung einer privaten Cloud. Dieser Artikel stellt eine Lösung zur Synchronisierung von Adressen und Terminen auf Basis des Raspberry Pi vor.

Wir alle haben uns längst daran gewöhnt, auf jedem Endgerät stets unsere aktuellen Termine und die Adressen von Freunden und Bekannten einsehen zu können. Die von Apple und Google unterhaltenen Infrastrukturen machen das möglich. Aber wer nicht möchte, dass die Nachrichtendienste dieser Welt auf Kontaktdaten zugreifen, braucht eine persönliche Cloud, die er selbst im Griff im hat.

Statt Owncloud das schlanke Baikal

Owncloud zählt zu den bekanntesten Lösungen, wenn es darum geht, eine private Cloud einzurichten. Das System bietet weit mehr als nur den Abgleich zwischen Kalendern. Dafür ist aber der Aufwand für Installation und Pflege recht hoch. Eine schlanke Alternative ist Baikal, das seit zwei Jahren entwickelt wird. Ein wenig Software-Bastelei dürfen Sie aber auch hier nicht scheuen. Die Software ist dazu gedacht, Kalender- und Kontaktdaten zentral zur Verfügung zu stellen und somit als Basis zur Synchronisation mit externen Geräten zu dienen. Die Anforderungen an den eingesetzten Server sind bescheiden, so dass sich Baikal perfekt zum Einsatz auf dem Raspberry Pi eignet. Sollten Sie jedoch vorhaben, auch Dokumente zentral über einen Server anzubieten, ist Baikal nicht die favorisierte Lösung.

Baikal installieren: Starten Sie die grafische Oberfläche Ihres Raspberry, und öffnen Sie dort ein Terminal. Die Verknüpfung zum „LX Terminal“ direkt auf dem Desktop führt Sie in eine Konsole. Geben Sie zunächst

sudo –i

ein. Damit erhalten Sie die Rechte des Systemverwalters. Die Rechte benötigen Sie, damit Sie die Installationsdateien an die korrekten Stellen kopieren dürfen. Selbstverständlich können Sie sich auch für jedes Kommando eigens die root-Rechte beschaffen, indem Sie bei den nachfolgenden Eingaben stets ein sudovoranstellen.

Im ersten Schritt müssen Sie auf dem Raspberry einen Webserver installieren. Sie haben hier mehrere Möglichkeiten. Die einfachste und schlankste Variante ist „lighttpd“. Baikal selbst kann optional auch mit einem My-SQL-Server kommunizieren. Aber aus Gründen der Leistung soll in diesem Fall darauf verzichtet werden. Geben Sie im Terminal

apt-get install lighttpd

ein. Jetzt benötigen Sie noch einige zusätzliche Komponenten, damit Baikal auch dynamische HTML-Seiten erzeugen kann:

apt-get install php5-common php5-cgi php5

Ist die Installation erfolgreich, gilt es, die Ausführung von PHP auf dem System zu erlauben. Dies geschieht mit dem Kommando

lighty-enable-mod fastcgi-php

Danach starten Sie den Server erstmals neu:

service lighttpd restart

Nach der Ersteinrichtung: Beim Aufruf der IP-Adresse des kleinen Computers begrüßt Sie nach der Installation von lighttpd eine Platzhalterseite.
Nach der Ersteinrichtung: Beim Aufruf der IP-Adresse des kleinen Computers begrüßt Sie nach der Installation von lighttpd eine Platzhalterseite.

Dies quittiert der Raspberry mit einem Herunterfahren des Dienstes und der Rückmeldung, wenn der Webserver wieder gestartet ist. Der Raspberry Pi hat im internen Netzwerk vom Router bereits eine IP-Adresse zugewiesen bekommen. Um die Adresse herauszufinden, verwenden Sie im Terminal ifconfig. Das System meldet jetzt eine Menge an Informationen zurück. Suchen Sie dort nach einem Eintrag „eth0“, wenn die Verbindung per Kabel hergestellt wird. Die Ziffernfolge neben „inet addr“ ist die gesuchte IP-Adresse. Öffnen Sie dann einen Browser auf einem anderen PC in Ihrem Netzwerk, und geben Sie dort die IP-Adresse des Raspberry ein. Sie sollten nun eine Begrüßungsseite des Webservers sehen.

Wechseln Sie im Terminal mit cd /var/wwwin das Verzeichnis für die Webdokumente. Dort liegen zum Beispiel statische HTML-Seiten, wenn Sie den kleinen Computer als Webserver betreiben. Nun geben Sie ein:

wget http://baikal-server.com/get/baikal-flat-0.2.7.zip

Das Tool wget sollte eigentlich immer installiert sein. Ist das nicht der Fall, so installieren Sie es mit apt-get install wgetnach. wget holt die Installationsdateien von Baikal auf Ihren Rechner. Falls es zu einer Fehlermeldung kommt, besuchen Sie die Projektseite http://baikal-server.com/und kontrollieren, ob sich möglicherweise die Versionsnummer der Software geändert hat. Ist die Übertragung abgeschlossen, entpacken Sie mit

unzip baikal-flat-0.2.7.zip

das heruntergeladene Archiv. Dessen Inhalt verschieben Sie jetzt in ein Verzeichnis, dessen Namen Sie sich einprägen. Ist der Ort bereits passend, genügt das Umbenennen des entpackten Ordners. Das folgende Beispiel geht davon aus, dass der Ort passt und dass Sie die Installation später im Ordner „kalender“ erreichen wollen:

mv baikal-flat kalender

cd /kalender/

mkdir db

Damit die Installationsroutine starten kann, wird eine zusätzliche Datei benötigt. Diese legen Sie mit

touch Specific/ENABLE_INSTALL

Jetzt gilt es noch, einen speziellen Benutzer und eine passende Gruppe einzurichten

sudo groupadd www-data

sudo adduser www-data www-data

sudo usermod -a -G www-data www-data

und abschließend die Rechte am Verzeichnis zu ändern:

chown -R www-data:www-data /var/www/kalender

Statt „kalender“ benutzen Sie den Verzeichnisnamen, den Sie sich vorher ausgesucht haben. Ab sofort können Sie Ihren neuen Server besuchen. Dazu nutzen Sie die IP-Adresse des Raspberry und fügen nach einem Schrägstrich den Namen des Verzeichnisses hinzu. Ihr Server sollte Sie mit der Startseite der Installation begrüßen.