Strategien der Konkurrenten

Die Angreifer von Amazon

Amazons Cloud-Geschäft ist unter Druck: Telekom-Riesen, Serviceprovider kleine Anbieter punkten mit mehr Flexibilität, Service sowie Beratung und Nischen-Angeboten.

Das Wortspiel war wohl unvermeidlich: "Dunkle Wolken über Amazons Geschäften", so überschrieb das Wall Street Journal Ende Juli eine Geschichte über die Umwälzungen auf dem US-Markt für Cloud-Computing. Kernthese: Amazons Webservices geraten durch den Wettbewerb massiv unter Druck.

Zu nennen sind hier erstens die Konkurrenten "mit den tiefen Taschen" wie Verizon, Cisco, VMware oder IBM. Zweitens etablieren sich in den USA immer mehr kleinere Anbieter, die mit individuellen Cloud-Angeboten die unterschiedlichsten Nischen bedienen. Zu ihnen gehören Digital Ocean, Joynet oder Contegix LLC.

Das Cloud-Geschäft wird von der Tatsache befeuert, dass mittlerweile fast kein Businessmodell mehr ohne Digitalisierung auskommt.
Das Cloud-Geschäft wird von der Tatsache befeuert, dass mittlerweile fast kein Businessmodell mehr ohne Digitalisierung auskommt.
Foto: ra2 studio, Fotolia.com

Egel, ob groß oder klein: Wer Amazon Kunden abjagen will, versucht das aktuell weniger mit Hilfe von großen, billigen Leitungskapazitäten, und mehr durch ausdifferenzierte Angebote mit hohem Serviceanteil. IBM zum Beispiel wirbt mit "Cloud-Beratung durch Experten" mit Private und Hybrid Clouds, wahlweise zu Betreiben als Self Service oder komplett gemanaged.

Amazon nicht flexibel genug

Das Wall Street Journal zitiert in diesem Zusammenhang Eric Singleton, CIO des US-Modehändlers Chico’s FAS, der von Amazons AWS zu Contegix gewechselt ist. Der Grund: mehr Flexibilität. Der neue Dienstleister ermögliche es nicht nur, Kundendaten über Tablets abzurufen, sondern man könne auch selbst wählen, auf welcher Art von Server die eigenen Anwendungen laufen. "Wir brauchen einfach mehr Kontrolle über die Konfiguration unserer Anwendungsumgebung", so Singleton.

Lieber Hybrid Cloud aus Sicherheitsgründen

Hinzu kommt, dass die weltweite Security-Debatte auch in den USA dazu geführt hat, dass Unternehmen mit sensiblen Daten - Banken vor allem - verstärkt auf Hybrid Clouds setzen. Also auf Angebote, die es ihnen erlauben, Cloud Computing intelligent mit On Premise-Lösungen zu verbinden.

Amazon senkt Preise für AWS

Das es schwieriger wird, mit horizontalen Angeboten, die vor allem auf viel Leistung für wenig setzen, Geld zu verdienen, belegen aktuelle Zahlen: Amazon musste in seiner Cloud-Sparte AWS die Preise für einige Produkte zwischen 28 und 51 Prozent senken, die Bruttomarge in diesem Geschäftszweig sank von 60 auf 38 Prozent.

Seit der NSA-Affäre spielen Sicherheitsfragen beim Thema Cloud eine überragende Rolle.
Seit der NSA-Affäre spielen Sicherheitsfragen beim Thema Cloud eine überragende Rolle.
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Investoren und Analysten zeigten sich zuletzt besorgt, der (einzig) profitable Teil des Unternehmens könnte dauerhafte Probleme bekommen. Amazons Aktienkurs bekam bei Verkündung oben genannter Zahlen mit minus zehn Prozent einen deutlichen Dämpfer, erholte sich seitdem allerdings wieder etwas.