iCharts, Piktochart und mehr
Acht Tools für die Datenvisualisierung
Viele Unternehmen sind heute zu eifrigen Datensammlern geworden. Aber auch ihre Kunden sind fleißig dabei, Daten zu generieren: Laut Sciencedaily.com sind 90 Prozent der Daten auf der ganzen Welt in den letzten zwei Jahren entstanden - sicher eine Entwicklung, die dem Erfolg von sozialen Netzwerken zuzuschreiben ist.
Die Datenflut nutzt aber nur etwas, wenn sie in nützliche Information verwandelt werden. Zum Beispiel in Form von Trends, Reports oder Studien, aus denen sich strategische Schritte ableiten lassen. Das bedeutet heute meist mehr, als nur paar Charts aus Zahlen zu generieren, meist sollen Daten "eine Geschichte erzählen", was mit dem Buzzword "Storytelling" bezeichnet wird. Ein Beispiel dafür sind Infografiken. Jeder kennt die Hochkant-Schaubilder aus dem Web. Mit schicken Symbolen und kurzen Texblöcken lassen sie dröge Zahlen oder komplexe Themen unterhaltsam und verständlich werden.
Gute Infografiken sind nicht nur schnell erfassbar, sie werden dann gern über Social Media weitergereicht. Ob nun öffentlich oder nur für den internen Gebrauch, sind Infografiken auf jeden Fall ein attraktives Vehikel, Daten aufzubereiten. Eine gelungene, aber auch nicht so gelungene Beispiele zeigt folgende Galerie:
- OECD Better Life Index
Der OECD Better Life Index visualisiert die gefühlte Lebensqualität verschiedener Länder anhand von elf Themenfeldern. - Cholera Map
Der Londoner Arzt Dr. John Snow kartografierte schon 1854 den Wohnort von Cholera-Erkrankten und verzichtete bei seiner Darstellung sinnvollerweise auf jegliche topografische Details. - Wind Map 1
Bei "Wind Map" erzeugen viele animierte Punkte ein dynamisches Muster... - Wind Map 2
... durch das auf spielerische Art eine Strömungssimulation erzeugt wird. - Global Forest Change
Das größte Problem, das "Global Forest Change" innewohnt, ist die unglückliche Farbwahl - zugewonnene Waldflächen werden blau auf schwarz dargestellt und sind kaum erkennbar. Die Verluste, die in rot gehalten sind, fallen viel stärker ins Gewicht und verzerren die Wahrnehmung des Betrachters. - Dencity
"Dencity" veranschaulicht die weltweite Bevölkerungsdichte: Je kleiner und dichter die Ansammlung an Kreisen, desto dichter besiedelt ist ein bestimmter Fleck der Erde. - Nike City Runs
New York City für Läufer: An welche Straßenabschnitten sollte stärker auf Fußgänger und Jogger hingewiesen werden? Wo werden neue Fußgängerbrücken oder Zebrastreifen benötigt? - A Saturday on Strava
Wer ist am 20. Juli 2013 mit dem "Strava GPS Tracker" wo und wie viel gelaufen? Diese interaktive Karte gibt Antworten. - 2013 Year in NikeFuel 1
Auch das Projekt "2013 Year in NikeFuel" gibt den Nutzern des Nike-Fitness-Trackers die Möglichkeit, sich genau über die jeweils gemessenen Werte zu informieren. - 2013 Year in NikeFuel 2
So sind beispielsweise individuelle Fitnesspläne genau kontrollierbar. - Dissecting a Trailer - Beasts of the Southern Wild
Filmtrailer sollen den Zuschauern Appetit auf den nächsten Kinohit machen. Häufig halten die Filme dann aber nicht das, was die Trailer versprechen. Die New York Times nimmt aktuelle Trailer genauer unter die Lupe. Unter anderem "Beasts of the Southern Wild"... - Dissecting a Trailer - Silver Linings Playbook
... und "Silver Lignings Playbook". - The Refugee Project 1
Wie haben sich die Flüchtlingsströme der Erde in den vergangenen Jahren entwickelt? Das zeigt das "Refugee Project" auf. - The Refugee Project 2
Zum einen lassen sich die besonders betroffenen Regionen anschaulich machen... - The Refugee Project 3
... zum anderen aber auch einzelne Staaten ganz besonders unter die Lupe nehmen.
Um Daten in schicke Grafiken zu wandeln, braucht heute nicht unbedingt mehr spezielles Fachwissen und einen teuren Grafik- oder Programmier-Profi. Selbst Animationen, Interaktion oder Echtzeit-Datenvisualisierung sind heute mit ein paar nützlichen Helfern aus dem Web oft in kürzester Zeit für jeden machbar. Viele davon sind kostenlos und verlangen erst beim Zugriff auf bestimmte Funktionen eine Monatsgebühr. Wichtig ist nur, die Tools zu kennen: Einige sind allgemeintauglich, andere spezialisieren sich auf eine bestimmte Art von Visualisierung. Im folgenden finden Sie unsere Empfehlungen im Überblick. Zunächst kompakt als Galerie, dann noch einmal ausführlich beschrieben.
Piktochart
Nach der Anmeldung stellt der Präsentations-Webdienst Piktochart Vorlagen für alle möglichen Zwecke bereit, darunter auch für Geschäftsthemen wie Agendas oder Statistiken. Ein Klick reicht, um die Vorlage in den Editor-Modus zu holen, mit dem sich dann Block für Block die Inhalte modifizieren oder überschreiben lassen. So schaffen es auch komplette Nicht-Grafiker ihre Inhalte aufzubereiten. Icons lassen sich austauschen, so sind die Vorlagen thematisch einigermaßen flexibel. Wer möchte, kann außerdem mit einem komplett leeren Blatt anfangen oder eigene Grafiken hochladen.
Die Ergebnisse lassen sich als JPG oder PDF direkt im Web veröffentlichen, per E-Mail als "Pictocard" verschicken oder auf Facebook & Co. teilen. Mit der kostenlosen Version lässt sich zwar frei editieren, jedoch sind die Grafiken mit einem Wasserzeichen gekennzeichnet, die Hochladefunktionen für eigene Bilder, wie die Auflösung der Ausgabe eingeschränkt. Zum Testen reicht es - wer jedoch Piktochart öfter einsetzen möchte, kommt wohl kaum um einen Pro-Account für 29 Dollar monatlich herum, der zudem viel mehr Auswahl bei Business-Designvorlagen zu bieten hat. Piktochart kann übrigens auch Geschäftsreports und Präsentationen erstellen, die optisch top aussehen und genauso leicht zu gestalten sind.
Google Charts
Bei Tools für die Datenvisualisierung darf natürlich Google, der König der Datensammler, nicht fehlen. Sein hauseigener Google Charts-Dienst ist sehr flexibel und hat erwartungsgemäß ein ganzes Set an Entwicklerwerkzeugen dabei, die auch dynamische Echtzeit-Daten im Web darstellen können. Für die Ausgabe stehen schlanke Formate wie HTML5 und SVG bereit, die über Browser hinweg kompatibel und auch auf den wichtigen mobilen Geräten mit iOS und Android darstellbar sind. Die "Quick Start"-Lektion zeigt, wo die Stärke des programmierorientierten Ansatzes liegt: Um ein Tortendiagramm in ein Balkendiagramm zu konvertieren, reicht es im Quellcode die Zeile "google.visualization.PieChart" in "google.visualization.BarChart" zu ändern.
Gleichzeitig steigen hier vermutlich die Nicht-Programmierer aus und werden auch später kaum zur Umkehr überredet, denn es wird beim Zeichnen der Diagramme natürlich noch anspruchsvoller. Google Charts können mit Interaktivität und Animationen aufgepeppt werden. Trotzdem bleiben sie - da code-basiert - schlank sowie kompatibel und können aus dem Webbrowser ausgedruckt werden. Wem das nicht reicht, der kann noch per Google Visualizations API auf den Dienst mit eigenen Lösungen zugreifen. An Möglichkeiten fehlt es also nicht, Nicht-Entwickler sind jedoch schnell überfordert. Google Charts ist übrigens komplett kostenlos und garantiert seinen Nutzern Abwärtskompatiblität für drei Jahre.