Lebensechte Farben

Monitor und TV professionell kalibrieren

Die Farben des Monitors sind flau, Urlaubsfotos am PC entsprechen kaum der Realität? Das lässt sich ändern. Mit den richtigen Kniffen finden Sie schnell die optimale Einstellung.

Hardware anschließen - Treiber installieren - fertig. So funktioniert es meist beim PC. Es gibt jedoch Geräte, die mehr Aufmerksamkeit erfordern. Eines davon ist der Monitor, der erst mit den richtigen Einstellungen ein optimales Bild liefert. Bei einem einfachen Flachbildschirm für den PC ist die Konfiguration eher unkompliziert. Schwieriger wird es dagegen, wenn Sie ein TV-Gerät als ersten oder sekundären Bildschirm verwenden.

Monitor optimal konfigurieren

Bei der Bildschirmqualität gibt es sehr unterschiedliche Ansprüche. Wer nur Textverarbeitung und Browser nutzt, wünscht sich ein scharfes und kontrastreiches Bild. Wird der PC-Monitor auch für Videos oder TV verwendet, sollte das Bild nicht zu dunkel und die Farben möglichst leuchtend ausfallen. Und ein Hobbyfotograf möchte natürliche Farben sehen.

Unabhängig vom Einsatzgebiet sollen Sie auf jeden Fall die Grundeinstellungen anhand von Testbildern vornehmen. Windows 7 und 8 enthalten dafür ein Tool für die Farbkalibrierung. Drücken Sie Win-R, tippen Sie dccw ein, und klicken Sie auf OK. Bevor Sie loslegen, setzen Sie den Monitor über das Gerätemenü auf Werkseinstellungen zurück. Lesen Sie sich die Anleitungen im Fenster durch, nehmen Sie die Einstellungen vor, und klicken Sie jeweils auf Weiter.

Zum Kalibrieren der Monitorfarben nutzt Dccw verschiedene Testbilder, mit denen sich das Display korrekt einstellen lässt. Zum Schluss vergleichen Sie die über die Schaltflächen Vorherige Kalibrierung und Aktuelle Kalibrierung die alte mit der neuen Einstellung. Wenn Sie nicht zufrieden sind, klicken Sie auf Abbrechen und rufen Dccw erneut auf, andernfalls wählen Sie Fertig stellen. Das Tool speichert ein Profil für das ICC-Farbmanagement (International Color Consortium). Danach startet der Cleartype Tuner, der Assistent zur Verbesserung der Lesbarkeit von Text. Der Assistent zeigt in vier Schritten unterschiedliche Textproben. Indem Sie jeweils auf das am besten lesbare Textbeispiel klicken, stellen Sie die Schriftdarstellungen optimal ein.

Alternativen: Das kostenlose Tool Calibrize, mit dem Sie die Farbeinstellungen auf einem anderem Weg einstellen können. Wenn Sie etwa als Hobbyfotograf den Bildschirm noch besser kalibrieren möchten, greifen Sie zu einem Farbsensor wie dem Spyder 4 Express (circa 90 Euro).

Farbräume und Farbprofile

Auch wenn Sie den Monitor eingestellt haben wie im vorherigen Abschnitt beschrieben, werden Sie zwischen einem Foto aus dem Labor und dem gleichen Bild auf dem PC-Monitor wahrscheinlich Unterschiede bemerken. Farben sind zwar physikalisch durch die Wellenlänge des Lichts eindeutig definiert, das menschliche Auge nimmt sie jedoch nicht immer gleich wahr. Farben erscheinen in natürlichem und hellem Sonnenlicht anders als unter dunklerem Kunstlicht. Auch die Oberfläche eines Fotos wirft Licht anders zurück, als es der Monitor erzeugen kann. Dazu kommt, dass Monitore, Kameras, Scanner und Drucker mit unterschiedlichen Farbräumen arbeiten. Daher gibt es keine absolute, sondern nur eine relativ "richtige" Farbdarstellung.

Der gesamte, maximal mögliche Farbraum ist in der Referenz CIE-Lab (Commission internationale de l’éclairage) definiert. Alle anderen Farbräume bilden eine Untermenge davon. Der kleinste gemeinsame Nenner ist sRGB (Standard-RGB - Rot-Grün-Blau) mit 8 Bit pro Kanal und 16,7 Millionen (256 x 256 x 256) Farben oder genauer gesagt: Farbabstufungen und Sättigungen. Das kommt den etwa 20 Millionen Farben schon recht nahe, die ein Mensch unterscheiden kann.

Die Abbildung zeigt die Farben des SRGB-Farbraums. die hellen Linien stellen den Adobe-RGB-Farbraum dar. 3D-Darstellungen für den Vergleich von Farbprofilen können Sie auf www.iccview.de abrufen.
Die Abbildung zeigt die Farben des SRGB-Farbraums. die hellen Linien stellen den Adobe-RGB-Farbraum dar. 3D-Darstellungen für den Vergleich von Farbprofilen können Sie auf www.iccview.de abrufen.

Der Farbraum zeigt jedoch Schwächen bei gesättigten Rot-, Grün- und Blautönen und im Bereich von Grün bis Türkis. Das soll der Farbraum Adobe-RGB beheben. Die Bit-Zahl (und damit die Menge der Farben) ist zwar mit der von sRGB identisch, aber es werden Farben aus einem größeren Spektrum abgebildet. Es gibt bei Adobe-RGB vor allem weitergehende Abstufungen im Bereich von Grün bis Türkis, allerdings etwas zu Lasten von gesättigtem Blau.

Die Farbprofile kommen ins Spiel, wenn Sie in den Einstellungen Ihrer digitalen Spiegelreflexkamera von sRGB auf Adobe-RGB wechseln. Die Info über das verwendete Farbprofil speichert die Kamera in der Bilddatei. Das ICC-Farbmanagement ist jetzt für die Umwandlung der Farben zuständig. Es rechnet die Adobe-RGB-Farbwerte für jedes Pixel des Fotos zuerst in den Wert um, der ihm im CIE-Lab-Profil entspricht, und danach in den zugehörigen sRGB-Wert für den Monitor. Die Farben stimmen dann zwar relativ zum Ausgangsmaterial, aber die Farbsättigung ist geringer, weil sRGB ja einen kleineren Farbraum umfasst als Adobe- RGB. In der Praxis ist der Unterschied meist nur im direkten Vergleich sichtbar, denn in der Natur kommen stark gesättigte Farben eher selten vor.

Damit das Farbmanagement arbeiten kann, sind ein Ausgangs- und ein Ziel- Profil erforderlich. Windows bringt standardmäßig einige Farbprofile mit, und über das Tool Dccw erstellen Sie ein neues Profil für Ihren Monitor. Für Kameras, Scanner und Drucker erhalten Sie Farbprofile vom Hersteller. Das sind meist ICC-Dateien, die Sie per Doppelklick installieren. Starten Sie in der Systemsteuerung die "Farbverwaltung". Darüber können Sie ermitteln und festlegen, welches Farbprofil Ihre Geräte standardmäßig nutzen. Farbprofile sind jedoch nur sinnvoll für Programme, die das Farbmanagement beherrschen, etwa Adobe Photoshop.

TV-Geräte richtig einstellen

TV-Geräte bieten meist deutlich mehr Einstellmöglichkeiten als PC-Monitore. Testen können Sie diese mit Burosch Universal Testbild First Check, das Sie über eine DVD oder den PC auf den TV-Bildschirm bringen. Es zeigt insgesamt fünf Testzonen für Bildformat, Helligkeit, Kontrast, Farbe und Bildschärfe. Stellen Sie das TV-Gerät so ein, dass die Testbereiche wie im Bild beschrieben dargestellt werden.

Mit einem speziellen Testbild können Sie Farben, Gamma und Kontrast Ihres Monitors korrekt einstellen.
Mit einem speziellen Testbild können Sie Farben, Gamma und Kontrast Ihres Monitors korrekt einstellen.
Foto: Burosch

Wenn Sie das TV-Gerät über ein HDMI-Kabel auch als PC-Bildschirm verwenden, sind weitere Einstellungen für die optimale Darstellung nötig. Da die Einstellungen bei jedem TV-Gerät unterschiedlich sind, können wir keine allgemeinverbindliche Anleitung liefern. Ein Beispiel: Bei vielen Samsung- Geräten gibt es etwa nach der Auswahl des Eingangs HDMI1/DVI über die Source-Taste und Druck auf die Tools- Taste das Menü Name bearb. Dabei geht es jedoch nicht nur um die Bezeichnung, sondern auch um die Grundeinstellung. Probieren Sie einfach die Unterschiede zwischen PC und Blu-ray aus.

Sollte das Bild zu groß erscheinen, gehen Sie im Menü auf Bild/Bildoptionen/Größe/Bildschirmanp. Bei unscharfen Schriften ändern Sie über Bild/Erweiterte Einstellungen die Kantenglättung auf Aus. Im PC-Modus stellen Sie über Bild/Bildoptionen den Wert für HDMI-Schwarzp. auf Gering. (PC Welt/mje)