Fachmesse

Viel Neues zur photokina - Fotowelt im Umbruch

Die photokina rückt jede Menge Neuheiten und technische Fortschritte in den Fokus. Minikameras zum Anstecken - sogenannte Wearables - wecken Neugier. Hightech macht fast alles möglich, Bilder dienen heute vor allem schneller Kommunikation: Die Fotowelt ist im Umbruch.

3D-Kolibri, Wearables, Multikopter oder Dashcams. Auch wenn der Laie bei diesen Namen nicht gleich an Kameras denkt, sie alle haben gemeinsam: Sie machen Bilder und werden in gut einer Woche im Rampenlicht der weltgrößten Fotomesse photokina stehen. Die Branche habe neben neuen Modellen auch wichtige technische Weiterentwicklungen im Gepäck, betont der Photoindustrie-Verband (PIV). Das Angebot sei breiter und vielfältiger geworden.

So mancher Hersteller wird sein Geheimnis erst zum Messestart am 16. September in Köln lüften. Dann gehört die Bühne sechs Tage lang den Spiegelreflexkameras, Systemkameras, Kompaktmodellen, Smartphones und Sofortbildkameras. Aber auch dem kabellosen Bildtransfer, der 3D-Drucktechnik und den immer neuen Foto-Apps.

Das wirtschaftliche Umfeld ganz grob: Der Fotomarkt bleibt lukrativ. Hochwertige Kameras sind weiter gefragt, haben aber angesichts der boomenden Smartphones mit ihren immer ausgefeilteren Fotofunktionen kein leichtes Spiel. Fast jeder macht Bilder, in jeder Sekunde wird hierzulande rund 2000 Mal der Auslöser gedrückt. Branchenzahlen legt die Industrie in den nächsten Tagen vor.

Fest steht: Große Erwartungen liegen auf den kleinen Wearables - winzigen Hightech-Geräten, die meist mit Kameras ausgestattet sind. "Das Interesse an Wearables ist riesengroß, der Markt wird explodieren", glaubt PIV-Sprecherin Constanze Clauß. Die neuen tragbaren Minis - Thema auch gerade bei der Elektronik-Messe IFA in Berlin - kommen in Form von Kettenanhängern, Brillen, Broschen oder Armbanduhren daher.

Wearables nehmen alles auf, was ihnen vor die Linse kommt, in einem vorher eingegebenen Intervall. Die Aufnahmen lassen sich verbinden mit kompatiblem Smartphone, PC oder Laptop. Kritiker fragen jedoch nach dem Datenschutz Dritter, wenn die Umgebung aufgenommen und die Bilder gleich im sozialen Netzwerk veröffentlicht werden.

Im 175. Jahr der Fotografie ist ein tiefer Umbruch im Gang - ausgelöst auch durch eine veränderte Bildnutzung. Es geht nicht mehr um das Ablichten und Bewahren für die Ewigkeit, sondern ums Mitteilen über schnelle Bilder. "Selfies" werden gern in Echtzeit versendet. Die Botschaft: "Ich war dabei." Für die Schnappschüsse - millionenfach gepostet und geteilt - werden Smartphones genutzt.

Der PIV sieht diese nicht als Konkurrenten der Kamera. Bei wichtigen Ereignissen wie Schulanfang oder Hochzeit greife der Verbraucher weiter zur hochwertigen Kamera. Der Spaß mit dem Smartphone könne aber zum Kauf einer Spiegelreflex- oder Systemkamera motivieren.

Die Wertigkeit dürfe bei der Flut der Bilder nicht verloren gehen, mahnt Hans Starosta, Geschäftsführer des CentralVerbands Deutscher Berufsfotografen. Und betont: Auch wenn die moderne Kamera als High-Tech-Gerät dem Verbraucher zu guten Bildern verhelfe, brauche es doch weiter den geschulten Spezialisten. "Für die Kreativität, das Sehen, Gestalten, Bildaufbau, optimale Bearbeitung."

Es werde zur photokina viele "baukastenmäßige Verbesserungen und Qualitätssprünge" geben, meint Starosta. Aber: "Ich sehe derzeit nichts technologisch bahnbrechend Neues." Leistungsfähigkeit und Funktionen der aktuellen Kameras seien schon so stark, dass sich nicht mehr einfach obendrauf satteln lasse. Eine Revolution wie die Digitalisierung der Fotografie könne man nicht alle paar Jahre neu anzetteln, sagt Clauß. Neue Trends und Modelle gebe es viele.

Die ActionCam, 2012 bei der photokina noch als Neuling beäugt, boomt inzwischen. Die robuste Outdoor-Kamera zeichnet am Fahrrad- und Skihelm auf oder beim Tauchen. Drohnen - auch Multikopter genannt - liefern Bilder aus der Vogelsperspektive, etwa für Landwirtschaft oder Städtebau. Eine Kamera zum Schlucken oder auch die sogenannte Kolibri-3D-Kamera mit haargenauen Gesichts-Scans richten sich vor allem an Medizin und Wissenschaft.

Bei den technischen Entwicklungen stellen einige der weit über 1000 Anbieter die 4K-Auflösung in den Mittelpunkt. Ein "Quantensprung" in Sachen Bildqualität für Foto und Video wird angepriesen.

Interessant zudem: "Der Nachwuchs, der mit der Digitalfotografie groß geworden ist, entdeckt wieder die Analogkameras. Gewünscht wird Entschleunigung", berichtet die Verbandssprecherin. "Die jungen Leute finden es aufregend, dass sie sich auf 36 Fotos beschränken müssen und erst nach der Entwicklung erfahren, was drauf ist auf dem Film." Das sei zwar noch eine Nische, aber schon ein wachsender Trend. Clauß prognostiziert: "Die Analogfotografie erlebt eine Wiedergeburt." (dpa/wh)