Ratgeber UCC-Telefonie

WebCams, Mikrofone und Headsets optimieren

Die Features von Unified Communication and Collaboration (UCC-)-Diensten wie Skype, Hangouts, WebEx oder GoToMeeting sind kaum zu beeinflussen. Auswahl und Optimierung von Webcam, Mikrofon und Headset kann aber jeder selbst in die Hand nehmen, um die Sendequalität zu verbessern.

Wenn die Audio- und Video-Qualität bei UCC-Online-Konferenzen nicht stimmt, die fest verbaute Webcam aus dem Notebook nur ein aschfahles Horrorgesicht sendet, und der Ton wie in der Geisterbahn klingt, dann macht das Video-Conferencing sicher keinen Spaß. Der Hauptgrund für oftmals schwache Sendequalität: Die meisten fest verbauten Webcams in vielen Laptop-Deckeln haben keine hochwertige Optik und auch keinen Autofokus. Durch externe WebCams, Mikrofone, Kopfhörer und Headsets kann der User aber viel verbessern. Wir erklären es an ganz konkreten Beispielen.

Audio-Video-Conferencing via Cloud: Bei Sixt hat fast jeder Mitarbeiter eine sehr gute Webcam samt Headset für das Collaborative Working mit Microsoft Lync 2013 am Arbeitsplatz, zusätzlich Mikrofon und Lautsprecher.
Audio-Video-Conferencing via Cloud: Bei Sixt hat fast jeder Mitarbeiter eine sehr gute Webcam samt Headset für das Collaborative Working mit Microsoft Lync 2013 am Arbeitsplatz, zusätzlich Mikrofon und Lautsprecher.
Foto: Roswitha Model

Zwei Laptops an zwei Internet-Anschlüssen

Unsere Internet- und Rechner-Test-Umgebung wird ausführlich in unserem gesonderten UCC-Bandbreiten-Messtest beschrieben. Daher nur kurz:

  • Ein schneller Business-Laptop Dell Latitude E6520 mit extern aufgesetzter Logitech Full HD 1080p Weitwinkel-WebCam C930e hängt über 11n-WiFi an einem VDSL-50-Anschluss der Deutschen Telekom. Dieser schafft recht stabil und zuverlässig knapp 10 MBit/s im Upload und knapp 50 MBit/s im Download.

  • Ein nicht minder schneller Sony Vaio S13A mit ebenfalls externer Logitech C930e hängt über 11n-WLAN an einem Kabel-100-Anschluss von Kabel Deutschland alias Vodafone. Letzterer bringt ziemlich zuverlässig 6 MBit/s im Upload, aber eher schwankend 50 bis 90 MBit/s im Download.

Zwei Logitech C930e mit Full HD 1080p

Beide fest verbauten WebCams können kein Full HD 1080p aufnehmen. Deshalb installierten wir an jedem Laptop eine externe Logitech Webcam C930e für 109 Euro EVP via USB-Kabel.

Es sei die erste 1080p-HD-Webcam mit 30 Bildern pro Sekunde sowie "Unterstützung für H.264 mit skalierbarer Videokodierung und UVC 1.5-Kodierungstechnologie", behauptet Logitech. Sie entlaste den angeschlossenen Rechner, weil "die Videoverarbeitung direkt in der Kamera erfolgt und sich dynamisch an den verfügbaren Bitstrom anpasst". Das Ergebnis sei ein flüssigerer Videostream in UCC-Anwendungen. Laut Logitech-Manager Roland Lunck ist diese Business-WebCam C930e für Microsoft Lync 2013 und für Skype zertifiziert, aber auch mit den meisten anderen UC- und Webkonferenz-Anwendungen kompatibel.

Logitech C930e Full HD Weitwinkel-Webcam mit automatischer Fokussierung.
Logitech C930e Full HD Weitwinkel-Webcam mit automatischer Fokussierung.
Foto: Roswitha Model

Die Kamera habe das "breiteste Blickfeld aller bisherigen Desktop-Kameras - 90 Grad", so der Hersteller. Das kann sich bei Videochats mit Gruppen als Vorteil erweisen, weil bei diesem Winkel mehrere Personen gleichzeitig in die Kamera schauen können. Der Nachteil: Auch vom Büro - ob aufgeräumt oder nicht - ist mehr zu sehen.

Dank Schwenk- und Kipp-Funktion sowie 4-fach-Digital-Zoom kann sich der Video-Teilnehmer sehr bequem ins rechte Licht rücken, sofern der jeweilige UCC-Client diese Funktionen unterstützt.

HD-Video-Unterstützung bei WebEx
HD-Video-Unterstützung bei WebEx
Foto: Cisco

Audio-Output: Bose Geräuschunterdrückung

Bose QC3: Auch ein Audio-Only-Meeting via WLAN, nur per Smartphone und Kopfhörer, ist möglich. Aber das Kabel stört.
Bose QC3: Auch ein Audio-Only-Meeting via WLAN, nur per Smartphone und Kopfhörer, ist möglich. Aber das Kabel stört.
Foto: Harald Karcher

Zu einem guten Videobild wünscht man sich einen guten Ton. Die fest verbauten Lautsprecher beim Dell Latitude E6520 und beim Sony Vaio S13A klingen etwas dünn, wie bei fast allen Laptops. Dreht man die Lautsprecher auch nur ein bisschen auf, so kommt es bei den Video-Meetings schnell zu einem höchst unangenehmen Rückkopplungs-Pfeifen, das sich hochschaukelt, wenn man die Lautstärke nicht sofort herunterdreht.

Schon aus diesem Grund sind externe Kopfhörer oder Headsets mit eingebautem Mikrofon bei Laptop-Video-Meetings grundsätzlich zu empfehlen. Professionelle Headsets findet man bei Jabra, Logitech, Plantronics, Sennheiser und weiteren Anbietern. Die Preise starten bei unter 30 und enden bei über 300 Euro.

Wir installierten im Test zunächst zwei Noise-Cancelling-Kopfhörer von Bose: Den etwas größeren Bose Quiet Comfort QC15 für knapp 300 Euro und den etwas kleineren Bose Quiet Comfort QC3 für knapp 350 Euro. Die aktive Rausch-Reduktions-Technik beider Kopfhörer wurde ursprünglich für Flugzeug-Piloten entwickelt, damit sich diese optimal auf ihre Arbeit im lauten Cockpit konzentrieren können.

Und tatsächlich: Das Audio-Video-Meeting klingt sehr gut: Der Gesprächspartner wirkt zum Greifen nah, sofern man eine gute "Leitung" und einen guten "Videoserver" erwischt. Die beiden Bose-QC-Kopfhörer weisen zudem störende Geräusche aus der eigenen Umgebung aktiv durch "Gegenschalldruck" ab. Dadurch kann man sich noch besser auf das Video-Meeting konzentrieren. Der QC15 klingt sehr ausgewogen, der kleinere QC3 ist basslastiger. In Video-Meetings bevorzugt der Tester den QC15, denn satte Bässe spielen eher für Musikfans eine Rolle.

Laut Boris Kaapke von BT Germany muss es nicht immer Bose sein: "Wir nutzen unter anderem die Headsets der Marke Plantronics Blackwire C320 mit USB für Microsoft Lync, die sind schön weich und haben eine gute Qualität, für rund 40 Euro". Damit dürfte BT keine Ausnahme sein: Einen Bose Quiet Comfort gibt es nur selten als Dienst-Kopfhörer vom Arbeitgeber. Doch das könnte sich ändern. Denn inzwischen werden Handy und Headset wichtige Status-Symbole. Kein Wunder, dass Apple im Mai 2014 drei Milliarden Dollar für die Kopfhörerfirma Beats von Dr. Dre und Jimmy Iovine bot.