ED, SoftRAM, DOS 4.0, Newton, Microsoft Office 2008
Soft- und Hardware, die die Welt nicht brauchte
In einem Umfeld wie der IT, das sich so schnell wandelt, bleiben Kalt- und Fehlstarts nicht aus. Einige Produkte brauchen Monate oder gar Jahre, bis man ihren tatsächlichen Wert erkennt. Andere Entwicklungen hingegen bleiben auf immer ein sprichwörtlicher "Schuss in den Ofen". Auf letztere wollen wir hier eingehen - die folgenden Produkte waren ihrer Zeit zu sehr voraus, falsch positioniert oder schlichtweg überflüssig.
- DOS 4.0
MS-DOS 4.00 erschien mit einem massiven Bug, der zu Datenverlusten führen konnte. - DOS 4.0
Die grafische Erweiterung der Shell unter MS-DOS 4.x konnte nicht so sehr überzeugen, dass das Produkt ein Erfolg wurde. - Office 2011 Entourage
Grabgesänge im Internet: Entourage wurde mit Office 2011 durch Outlook ersetzt. - Office 2011 Entourage
Stets unbeliebt: Microsoft Entourage, der Vorläufer von Outlook auf dem Mac. - RAM-Doubler
Der RAM-Doubler unter Mac OS sorgte für eine RAM-Komprimierung, die faktisch in der Verdoppelung des zur Verfügung stehenden Speichers einherging. - SoftRAM
Syncronys Webseite aus dem Jahr 1997 – kurz darauf verschwand das Unternehmen gänzlich vom Markt. Ihr Produkt SoftRAM war ein Fake.
Viel zu modern: Apple Newton
Wenn das iPhone der Vater des iPads ist, dann ist der Apple Newton sein Großvater. 1993 stellte der Hersteller aus Cupertino eine komplett neue Produktlinie mit dem Namen "MessagePad" vor. Eigentlich hieß das Betriebssystem des handlichen Mobilcomputers "Newton" - doch schon nach kurzer Zeit stand dieser Name synonym für die MessagePad-Serie, die 1998 im Zuge der Neustrukturierung von Apple unter Steve Jobs wieder eingestellt wurde.
Eine Besonderheit des Newtons stellte die lernfähige Handschriftenerkennung dar. Auf dem berührungsempfindlichen Display schrieb der Anwender mit einem Kunststoffstift in seiner eigenen Handschrift, die nach und nach von dem Kleincomputer erlernt wurde. Im Vergleich zu der damals verbreiteten Spezialschrift Graffiti, die Benutzer beispielsweise für die Palm-Geräte erlernen musste, ein deutlicher Fortschritt. Aufgrund der geringen CPU-Leistung der früheren MessagePads funktionierte die Erkennung jedoch nur eingeschränkt. Erst mit der 1996 für das OS 2.0 vorgestellten neuen "Rosetta"-Engine erkannte der Newton auch Druckschrift fehlerfrei.
Eine weitere konzeptionelle Besonderheit des Newtons waren die programmunabhängigen Datenbestände. Mehrere Programme auf dem Gerät konnten Informationen wie E-Mails, Notizen, Kalendereinträge oder Adressen gemeinsam nutzen. Aus heutiger Sicht eine Selbstverständlichkeit - Anfang der 1990er Jahre noch eine echte Neuerung, die sich in den klassischen Desktop-Betriebssystemen erst ein Jahrzehnt später wiederfinden sollte.
Das Newton-Konzept war mitnichten eine Fehlplanung oder hatte keine Daseinsberechtigung. Es passte aber einfach nicht mehr in Steve Jobs‘ Planungen nach seiner Rückkehr zu Apple.
Eher unbeliebt: Microsoft DOS 4.0
Für den Sprung von der MS-DOS-Version 3.3 auf 4.0 hatten sich die Entwickler in Redmond große Neuerungen vorgenommen. Erstmals bot der Vorläufer der heutigen Windows-Betriebssysteme ein Installationsprogramm im klassischen Sinne. Die Shell wartete mit grafischer Oberfläche auf, die bisher gültige 32-MB-Grenze für Festplatten wurde mit dem neuen Dateisystem FAT16 immerhin theoretisch auf 2 GB erweitert.
Um die tief in der Prozessortechnik verwurzelte Limitierung des konventionellen Arbeitsspeichers auf 640 KB wenigstens behelfsmäßig überwinden und speicherhungrigen Programmen mehr RAM zur Verfügung stellen zu können, führte Microsoft eine neue Speicherverwaltung für die "Expandend Memory Specification" (EMS) ein.
Doch eben diese Erweiterung enthielt in der im Juni 1988 vorgestellten Version 4.00 einen schwerwiegenden Fehler, der mit bestimmten Festplatten zu Datenverlusten führen konnte. Im November desselben Jahres erschien die Version 4.01 mit der entsprechenden Fehlerkorrektur. Aus heutiger Zeit erscheinen die fünf Monate für die Korrektur als unglaublich, die langen Releasezyklen zu dieser Zeit relativieren das Bild jedoch. Zwischen den Veröffentlichungen von DOS 3.1 und DOS 3.2 beispielsweise lagen ganze 17 Monate.
Insgesamt, so die Webseite winhistory.de, war MS-DOS 4 nicht sehr beliebt, was möglicherweise mit der missglückten Markteinführung zu tun haben könnte, oder dem Umstand, dass diese Version mehr vom stets knappen konventionellen Speicher belegte als seine Vorgänger.