Chipsatz-Test: VIAs PT880 gegen Intel und SiS

Fazit

VIAs PT880 für Pentium-4-Prozessoren mit Dual-Channel-Speicher-Interface überrascht positiv. Zwar kommt er in punkto Performance nicht ganz an Intels-875P-Chipsatz heran, aber weitere Konkurrenz aus dem Testfeld braucht er nicht zu fürchten. So beträgt die Leistungsdifferenz beim SPEC-CPU2000-Benchmark zum 875P zirka 2,5 Prozent. Dagegen kommt er beim 3DMark2001 SE bis auf 1,5 Prozent an den Intel-Konkurrenten heran. Zusätzlich bietet der PT880 in Verbindung mit dem VIA-VPX2-Baustein die Möglichkeit, den Chipsatz um mehrere PCI-X-Slots für Server- und Workstation-Anwendungen zu erweitern. Weitere Ausstattungsmerkmale wie acht USB-2.0-Ports und zwei integrierte Dual-SATA-Schnittstellen runden das gute Gesamtbild des Chipsatzes ab.

Namhafte Hersteller wie MSI oder Soltek haben bereits den preisgünstigen PT880-Chipsatz in ihr Produktportfolio aufgenommen. Die Mainboards kosten zirka 100 Euro und sind in den nächsten Wochen im Handel erhältlich.

VIAs PT800 zählt nicht zu den schnellsten Chipsätzen für Pentium-4-Prozessoren. Das Ergebnis ist nicht überraschend, verfügt der Chipsatz doch nur über einen Single-Channel-Memory-Controller. Damit halbiert sich rein theoretisch die Speicherbandbreite im Vergleich zu den aktuellen Dual-Channel-Memory-Lösungen. Mit deren Performance kann der PT800 nur in Ausnahmefällen mithalten. Für Anwender, die auf Top-Performance keinen Wert legen, dafür aber ein preiswertes Board mit zeitgemäßen Features verlangen, stellt der PT800 durchaus eine interessante Alternative dar - mehr nicht.

Die Testergebnisse des Intel 865PE in Kombination FSB400/DDR400 und FSB533/DDR333 zeigen, dass er ein würdiger Nachfolger des 845PE-Mainstream-Chipsatzes mit Single-DDR333-Unterstützung ist. In allen Disziplinen liegt der Neuling deutlich vor dem Vorgänger. In punkto Performance erreicht der 865PE nicht ganz das Niveau des 875P-Chipsatzes, obwohl die beiden Chipsätze rechnerisch identische Prozessor- und Speicherbusbandbreiten aufweisen. Ursache hierfür ist die fehlende Intel Performance Acceleration Technology (PAT) beim 865-Chipsatz. Sie verkürzt die Latenzzeiten bei Speicherzugriffen und nutzt somit die vorhandene Speicherbandbreite effektiver aus. Die Chipsatzvariante 865G mit "Extreme Graphics 2" bietet im Vergleich zum Vorgänger 845GE eine deutlich höhere 3D-Performance. Der 865G eignet sich daher besonders gut als integrierte Office-PC-Plattform.

Der High-End-Chipsatz Intel 875P in Kombination mit FSB800 und DDR400 erfüllt die hohen Performance-Erwartungen und stellt die momentan schnellste Pentium-4-Plattform. Darüber hinaus bietet er - anders als der 865-Chipsatz - ECC-Support. In nahezu allen Benchmarks liegt der Chipsatz vorne. Verwunderlich ist das gute Ergebnis des neuen Chipsatzes nicht, denn der 875P wartet ebenso wie der 865PE mit Bandbreiten von 5,96 GByte/s für Prozessor- und Speicherbus auf. Darüber hinaus sind Datenengpässe zwischen CPU und Speicher durch die ausbalancierten Transferraten nicht zu erwarten.

Die Kosten für Boards mit 875P-Chipsatz liegen bei 200 Euro. Ein Mainboard mit dem 865PE ist je nach Ausstattung für zirka 120 bis 180 Euro zu haben. Ein Board mit E7205 kostet im Durchschnitt 180 Euro und für eine Platine mit 850E-Chipsatz sind etwa 160 Euro zu bezahlen. (Stand: 07.07.2003)

Mit dem SiSR658 ist der taiwanischen Chipsatzschmiede SiS der Vorstoß in die Workstation/Server-Domäne von Intel nicht gelungen. In den Praxis-Benchmarks kann der SiSR658 den 850E nur im Sysmark2002 deutlich schlagen. Bei allen anderen Tests ist er dem Intel-Chipsatz unterlegen oder bestenfalls ebenbürtig. Ausschlaggebend für dieses Ergebnis sind die unterschiedlichen Transferraten des SiSR658 bei bestimmten Speicheroperationen. Wer auf RDRAM-Technologie nicht verzichten will, sollte zum bewährten 850E-Chipsatz greifen oder auf einen Chipsatz mit DDR -Speicher umschwenken. Der SiSR659 ist noch Zukunftsmusik. Dieser soll PC1200-RDRAM-Speicher im Quad-Channel-Modus unterstützen und gegenüber dem SiSR658 eine mehr als doppelt so hohe Speicherbandbreite haben.

Der SiS655-Chipsatz verfügt mit Dual-Channel DDR333-SDRAM über eine hohe Speicherbandbreite. In die Praxis kann er die 25 Prozent Mehrleistung gegenüber dem Konkurrenten E7205 mit Dual-Channel DDR266-SDRAM allerdings nicht umsetzen. Dies belegen die Benchmarks, die ein uneinheitliches Ergebnis zeigen. Auch im High-End-Desktop-Bereich ist er in punkto Performance mit Dual-Channel DDR333-SDRAM keine echte Alternative. Die Preise variieren zwischen 100 und 140 Euro.

Wer sich für den SiSR658- oder den SiS655-Chipsatz entscheidet, sollte genau auf die Version achten. Denn laut SiS kommen beide Chipsätze mit und ohne HyperThreading-Unterstützung auf den Markt. Darüber hinaus fehlt dem SiS655 mit ECC ein wichtiges Feature für den Einsatz im Server/Workstation-Umfeld. (hal)