Songs online und offline hören

Praxisempfehlungen: Musik-Apps für das iPhone im Test

Lust auf eine Alternative zu iTunes? Es gibt viele Apps, um Musik aus der Cloud zu hören. Die Unterschiede liegen vor allem in den Werbe-Einblendungen, Kosten und dem Komfort im Offline-Modus. Wir empfehlen folgende Apps für Ihr iOS-Smartphone.

Die aufgeführten fünf Musik-Apps haben sich im Praxiseinsatz der Autorin bewährt:

SoundCloud

Wer viel Musik aus dem Internet hört, ist mit SoundCloud oft besser bedient als mit YouTube. Das liegt einerseits daran, dass die App ziemlich schnell reagiert, weil keine Videos, sondern nur die Audio-Streams geladen werden. Andererseits liegt es aber auch daran, dass man den Homescreen, WhatsApp, Facebook oder irgendein anderes Fenster öffnen kann, ohne dass die Musik zu spielen aufhört, wie das bei YouTube ja der Fall ist.

Das wohl Genialste an SoundCloud ist, dass eine gewisse Menge an Liedern offline auf dem Smartphone zwischengespeichert wird. Man kann also auch ohne Internet-Verbindung wie WLAN, 3G oder Ähnlichem ein paar seiner Lieblings-Lieder hören, vorausgesetzt man ist eingeloggt. In meinem Fall sind es mehr als 30 Lieder, auf die ich offline zugreifen kann. SoundCloud entscheidet selbst, welche Songs das sind, vermutlich sind es aber die meist gehörten. Das Ganze funktioniert nur unter der Voraussetzung, dass man bei SoundCloud angemeldet ist.

Im Vergleich zur Windows-Desktop-Version verlangt die SoundCloud-App auf iOS zwingend, dass man sich einloggt: Etwa über die eigene Email-Adresse, Facebook oder Google+.

Falls man sich über Facebook einloggt, kann SoundCloud auf dem FB-Profil posten, welche Musik man gerade hört. Wer das nicht will, sollte diese Funktion deaktivieren.

Alternativ stellt man wenigstens die Privatsphäre-Einstellungen bei Facebook auf "Nur ich" ein, damit nicht jeder der virtuellen Freunde sieht, was man gerade hört.

SoundCloud ist kostenlos und enthält keine Werbung.

YouTube

Wer kennt sie nicht, die wohl bekannteste Musik- und Video-Plattform der Welt? Natürlich gibt YouTube auch in der App-Version und sie ist in den meisten Smartphones bereits vorinstalliert. Auf meinem iPhone musste ich sie allerdings erst noch herunterladen.

Gewisse Vorteile kann man der YouTube-App nicht absprechen: Nahezu jedes bekannte und auch weniger bekannte Lied ist darauf zu finden. Klasse ist auch, dass man die Songs mit Originalvideo schauen kann oder mit Lyrics im Video.

Leider ist in Deutschland, aus rechtlichen Gründen, gefühlt die Hälfte aller beliebten Songs gesperrt. Außerdem funktioniert die YouTube-App auch nur in schnellen Netzen wirklich gut, etwa in einem schnellen WLAN. Steht dagegen nur langsames 3G oder gar 2G zur Verfügung, dann stockt ein YouTube-Song oft im Sekunden-Takt, wegen der enormen Bandbreite, die von der Video-Spur benötigt wird.

Wer nur ein kleines Datenpaket bei seinem Mobilfunkanbieter hat, wird auch schnell bemerken, wie fix das Datenvolumen verbraucht ist, wenn man das ein oder andere YouTube-Video schaut.

Ziemlich cool ist, dass man innerhalb eines YouTube-Songs aus dem Video herausgehen kann, um bereits das nächste Video zu suchen: Dann läuft das aktuelle Video unten rechts verkleinert weiter. So verpasst man nie etwas. Sobald man allerdings die YouTube-App verlässt, um etwa eine Whatsapp-Nachricht zu öffnen, reist das Lied sofort ab. Für Multi-Tasking-Menschen ist das eher ungünstig.

Die YouTube-App ist kostenlos, spielt aber regelmäßig Werbeclips vor den Videos ein. Einige der Werbeclips kann man nach fünf Sekunden überspringen, bei anderen wird man genötigt, sich zum Beispiel die vollen 19 Sekunden über Haarpflegeprodukte informieren zu lassen.

Deezer

Ganz ähnlich wie bei SoundCloud wird man auch von der Deezer-App gebeten, sich mit Google+ oder Facebook einzuloggen. Auch Deezer möchte im eigenen Facebook-Profil posten, wenn man es nicht gezielt verbietet. Ebenfalls läuft die Musik auch nach Verlassen der App weiter.

Das Menü der Deezer-App wirkt sehr benutzer-freundlich: Sie weist auf die derzeitige Musikqualität hin: Man kann selbst entscheiden, wie hoch die Musik-Qualität sein soll. Die App informiert darüber, dass man für höhere Musik-Qualität eine gute Internetverbindung braucht und der benötigte Speicherplatz auf dem Smartphone steigt.

Deezer schaltet erstmal 15 Tage eine Premium+ Version frei. Erst nach genauem Lesen der Beschreibung im App-Store fällt auf, dass man momentan Vorteile genießt, die einem bald wieder genommen werden, wenn man nicht dafür bezahlen möchte.

Unschön ist, dass hier beim Apple User mal wieder mehr verlangt wird als beim Android Nutzer: Während man als Android User schon für 4,99 Euro sämtliche Vorteile genießt, sind es bei Apple 9,99 Euro im Monat. Dafür gibt es alle Songs ohne Werbung, mit verbesserter Audio-Qualität (320 kbps) und man kann, ähnlich wie bei SoundCloud, auch offline Musik hören.

Der Premium-User darf sich seine Offline-Titel dann auch selber aussuchen und ist nicht darauf angewiesen, dass die App die eigenen Musikgewohnheiten richtig und zeitnah analysiert.

Die Strategie, mit denen hier die Premium+ Kunden geworben werden, ist ausgefuchst: Da wird der User erst mit viel Komfort gelockt. Wenn er dann süchtig ist, wird der Geldbeutel aufgehalten. Das hätte auch bei mir fast funktioniert, als ich mit meinem Bose-Kopfhörer zum ersten Mal jeden erdenklichen Musiktitel offline und in bester Studio-Qualität hören konnte. Zum Glück reicht mir das kostenlose SoundCloud, das zumindest einen Teil der Vorteile anbietet. Spaß macht die Premium-Version von Deezer trotzdem. Die kostenlose Version spammt einen dann wieder mit Werbung voll, spielt nur in mittelmäßiger Qualität, und das auch nur mit stabiler Internet-Verbindung.

Rdio

Bei Rdio meldet man sich über die eigene E-Mail-Adresse oder über Facebook an. Google+ steht hier nicht zur Option.

Wer nicht möchte, dass Rdio im eigenen Facebook-Profil Musik postet, liest besser etwas genauer und drückt nicht automatisch einfach "weiter".

Sehr fair bei Rdio: Sobald man die App öffnet, wird deutlich darauf hingewiesen, dass man derzeit ein Probe-Abo hat, welches am Tag XY endet. Bei Rdio läuft die Musik weiter, wenn man die App verlässt.

Die Studio-Qualität ist, wie bei Deezer, auch bei der Rdio-Probe-Abo-Version einstellbar. Das Rdio-Abo kostet ebenfalls 9,99 Euro, ist in der Bedienung aber nicht halb so benutzerfreundlich.

Die Sidebar ist verwirrend, der Aufbau nicht annähernd so leicht zu verstehen wie bei den konkurrierenden Apps.

Während Deezer mit 30 Millionen Titeln wirbt, bietet das teurere Rdio nur 25 Millionen an. Die Premium-Version von Rdio ist daher nicht so empfehlenswert.

Spotify

Bei der Spotify-App kann man sich mit der eigenen E-Mailadresse registrieren oder die Anmeldung über Facebook wählen.

Die App ist übersichtlich aufgebaut und ganz ähnlich wie die Windows-Desktop-Version. Neben bekannten Ordnungs-Kriterien wie Neuerscheinungen und Top-Listen gibt es bei Spotify noch eine coole Ergänzung zu den regulären Genres: Musiklisten zu passenden Stimmungen. Wenn man z.B. eine Party schmeißt und sich nicht mit der entsprechenden Musik auskennt, übernimmt die Spotify-App die Auswahl. Doch auch zum Einschlafen oder zum Sport erstellt Spotify passende Playlisten.

Während Deezer und Rdio erst einmal die Premium-Version freischalten und sie nach einigen Tagen wieder sperren, wenn nicht dafür gezahlt wird, ist man bei Spotify erst mal automatisch in der kostenlosen Version angemeldet. Der Nachteil: Man muss nach ein paar Liedern einen halbminütigen Werbeblock anhören. Der lässt sich, anders als bei YouTube, auch nicht wegklicken. Auch das Offline-Musik-Hören ist in der kostenlosen Version nicht möglich.

Die Premium-Version kostet 9,99 Euro im Monat und behebt die eben genannten Nachteile mit sofortiger Wirkung. Auch die sogenannte "Extreme Qualität" wird erst in der Premium-Version freigeschaltet. Davor kann man zwischen normaler und hoher Qualität entscheiden.

(cvi)