Kabel, VDSL, Vectoring, LTE

Wunschdenken: Breitbandanschlüsse für alle

Die Mehrheit der deutschen Haushalte soll noch 2014 Zugriff auf einen Breitbandanschluss mit 50 Mbit/s haben; Ende 2018 soll dies flächendeckend der Fall sein. Die Provider befinden sich aber noch mitten in der Umsetzung. Wie weit ist das Vorhaben wirklich und wie realistisch sind die Ziele?

Für die einen ist das Glas halbvoll und für die anderen halbleer. Das gilt auch für die Breitbandversorgung in Deutschland. In ihrem Tätigkeitsbericht Telekommunikation und Post 2012/2013 kommt die Bundesnetzagentur zur Bewertung, dass die Breitbandversorgung in Deutschland gut vorankomme. Schätzungen zufolge stieg bis Ende 2013 die Anzahl der Breitbandanschlüsse in Deutschland auf 28,6 Millionen; zur Jahresmitte waren es noch 28,4 Millionen. Das entspricht laut Bundesnetzagentur einer Versorgungsrate von über 34 Prozent bezogen auf die Einwohnerzahl; der EU-Mittelwert beträgt 28,8 Prozent. Im Vergleich der EU-Staaten liegt Deutschland somit über dem Durchschnitt.

Bei einem genaueren Blick relativiert sich der Erfolg aber recht schnell, denn als Breitbandanschluss gelten der Bundesnetzagentur zufolge bereits Datenübertragungsraten von 2 Mbit/s. Den heutigen Ansprüchen von Privathaushalten und Unternehmen genügt das natürlich bei Weitem nicht. Um die Anforderungen zu verdeutlichen, reicht ein kurzer Blick auf die Verteilung der Breitbandanschlüsse. Im Jahr 2012 verfügten laut Bundesnetzagentur immerhin noch 16,2 Prozent der Anschlüsse über eine Datenrate von maximal 2 Mbit/s und 44,4 Prozent über eine Datenrate von 2 bis 10 Mbit/s. Da bleibt noch viel zu tun, um die ambitionierten Ziele der Bunderegierung für 2014 und 2018 erreichen zu können.

Wünschenswert für den Bedarf der Privatkunden wäre bis Ende 2014 eine nahezu flächendeckende Breitbandversorgung von 20 bis 30 Mbit/s. In der nächsten Ausbaustufe ist heute schon eine Steigerung auf 50 Mbit/s absehbar. Den aktuell verfügbaren Zahlen der Bundesnetzagentur zufolge entfielen aber lediglich 27,3 Prozent der Breitbandanschlüsse in die Kategorie 30 Mbit/s bis unter 100 Mbit/s.

Breitband: 2013 war ein Übergangsjahr

In Deutschland sind in vielen Bereichen die Kabelnetze gut ausgebaut. Diese sind im Gegensatz zu den TK-Netzen komplett unreguliert und ein großer Konkurrent für die klassischen Telekommunikationsnetzbetreiber. Die Deutschen Telekom und die alternativen regionalen und lokalen Anbieter setzen durch die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern guten Telefonleitungen zurzeit weiterhin vor allem auf DSL-Verfahren für den Internetzugang.

Auch wenn die Kabelnetzbetreiber in den letzten Jahren die Leistungsfähigkeit ihrer Infrastruktur erheblich ausgebaut haben (Rückkanalfähigkeit, Verkleinerung der Cluster-Größen), wurden kaum Investitionen in die räumliche Erweiterung der Netze getätigt. Dort, wo es Kabelnetze gibt, tragen diese auch zum Breitbandausbau bei. Neue Gebiete werden aber auch in Zukunft vor allem die Deutsche Telekom und die alternativen Anbieter erschließen.

Eine Schwäche der Kabelnetze besteht darin, dass sie sich nahezu ausschließlich auf Privathaushalte konzentrieren und damit die gesamtwirtschaftlich bedeutsame Gruppe der Geschäftskunden außen vor bleibt. Aber gerade sie sind auf schnelle Breitbandanschlüsse angewiesen, wenn kleine und mittlere Städte ihre wirtschaftliche Attraktivität für bereits ansässige Unter-nehmen oder neue Gewerbeansiedlungen stärken wollen.

Deutschlandweit hat sich Schätzungen zufolge bei den Breitband-Neukunden seit 2012 nicht sehr viel getan. Laut einer aktuellen Marktstudie von WIK-Consult konnten im Jahr 2012 die alternativen Netzbetreiber 170.000 neue VDSL-Kunden gewinnen und die Deutsche Telekom 300.000. Die Zahl der FTTB/H-Anschlüsse (Fibre-to-the-Premises) stieg um 100.000 und die Kabelnetzbetreiber verzeichneten 800.000 Neukunden.