Hohe Bandbreite über Kupfer-Telefonkabel

Mit 100 Mbit/s ins Internet - Breitband-Hoffnung DSL-Vectoring

DSL-Vectoring hat jedoch einen Haken

Damit Vectoring die wechselseitigen Störungen der einzelnen Leitungen in einem Kabelbündel unterdrücken kann, müssen diese koordiniert bearbeitet - also alle Adernpaare eines Telefonkabels in ihrer Gesamtheit kontrolliert und gemanagt werden. Damit widerspricht die Technik dem hierzulande verfolgten Regulierungsgedanken der entbündelten Teilnehmeranschlussleitung (TAL), die es jedem Netzanbieter und Service-Provider erlaubt, von der Telekom die nackte Kupferader zu mieten, um mit eigener Technik entsprechende DSL- und Telefonieangebote zu vermarkten. Beim Einsatz von DSL-Vectoring wäre dies in dieser Form nicht mehr möglich. Ebenso könnten nicht zwei Anbieter gleichzeitig DSL-Vectoring in einem Telefonkabelstrang einsetzen.

Vor diesem Hintergrund hatte die Telekom im Herbst angekündigt, dass sie DSL-Vectoring exklusiv auf der letzten Meile für ihre Kunden verwenden wolle. Entsprechend lautstark war der Aufschrei der Konkurrenten, die auf den letzten Metern zum Kunden auf die Telekom-Telefonleitung angewiesen sind.

Die Bonner reagierten daraufhin mit einem Kompromissvorschlag, den sie als Antrag bei der Bundesnetzagentur einreichten: Anbieter, die Vectoring ab dem Kabelverzweiger nutzen wollen, sollen verpflichtet werden, entsprechende Produkte auch für die Konkurrenz bereitzustellen.

Mit DSL-Vectoring können auch auf dem Kupferkabel 100 Mbit/s übertragen werden.
Mit DSL-Vectoring können auch auf dem Kupferkabel 100 Mbit/s übertragen werden.
Foto: Deutsche Telekom

Die Antwort der Konkurrenten folgte prompt. Einig wie selten, kritisierten die sonst oft zerstrittenen Lobby-Vereinigungen VATM, Breko und Buglas den neuen Telekom-Antrag. So erzürnt sich beispielsweise der VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) darüber, dass bereits die Telekom-Ankündigung des Vectoring-Ausbaus ein künftiges Zugangsverbot für die Konkurrenz zur Folge habe.

Der Breko (Bundesverband Breitbandkommunikation) sieht darin eine massive Attacke auf den Breitbandausbau der City- und Regional-Carrier in Deutschland. Und der Buglas (Bundesverband Glafaseranschluss e.V.) wirft der Telekom gar vor, eine Re-Monopolisierung anzustreben. Das letzte Wort in dem Streit hat die Bundesnetzagentur. Sie hat in dieser Angelegenheit bereits ein Prüfverfahren eingeleitet, und am 24. Januar 2013 fand eine erste Anhörung über den Telekom-Antrag statt. Zwar will die Bundesnetzagentur so schnell eine Entscheidung herbeiführen, doch einen konkreten Zeitplan hat die Behörde nicht preisgegeben. (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche.