Industrie 4.0

Normungsinstitut verspricht schnellere Zertifizierung für IoT-Anwendungen

Die Initiative der Bundesregierung für die vernetzte Industrie von morgen "Industrie 4,0" stößt auch im Ausland auf Interesse. Das DIN-Institut erwartet derweil hunderte neuer Normen - und will künftig für IoT-Zertifizierungen zügiger arbeiten.

Intelligente Vernetzung soll die Produktion in der Industrie revolutionieren - bei der Entwicklung der nötigen Standards müssen Wirtschaft und Norm-Institute international aber noch schneller vorankommen. Der eher US-basierte IIC-Verbund sucht dabei den Schulterschluss mit den Deutschen, während das Deutsche Institut für Normung (DIN) neue Zulassungsverfahren stark beschleunigen will.

Die von der Bundesregierung angestoßene Entwicklungs-Plattform Industrie 4.0 ergänze die IIC-Arbeit ideal, erklärte am Mittwoch der Vorsitzende des Industrial Internet Consortium (IIC), Richard Soley.

Für die vernetzte Fertigung in Fabriken ("Industrie 4.0") solle die Entwicklung neuer Technik-Standards an Tempo gewinnen, kündigte das DIN-Institut an. Angesichts hunderter erwarteter Normen würden die Zulassungszeiten auch auf Druck der EU von 30 auf 18 Monate verkürzt.

Soley erklärte der Deutschen Presse-Agentur, er habe in Gesprächen mit Vertretern der Bundesregierung bei der Vorstellung der deutschen Plattform eine mögliche Kooperation angesprochen. Dafür sei zunächst der Aufbau gegenseitigen Vertrauens nötig, sagte der Amerikaner.

"Wir gehen aber davon aus, dass sich eine sehr enge Zusammenarbeit mit beiden Organisationen entwickeln wird", meinte Soley. "Wir lösen ja die gleichen Probleme." Der IIC sei kein nationaler Verbund, sondern ein Zusammenschluss von Firmen aus aller Welt.

Zuvor hatte sich bereits der US-Telekommunikationskonzern Cisco für eine engere Kooperation mit der deutschen Plattform Industrie 4.0 ausgesprochen. "Die Deutschen denken grundsätzlich ein bisschen mehr in die Tiefe und entwickeln Richtlinien", meinte der US-Manager Paul Didier, der Ciscos Vertreter im IIC ist. "Beim IIC gibt es dagegen sehr pragmatische Ansätze im Produktionsbereich." Ähnlich wie etwa der Siemens-Konzern - der sowohl im IIC als auch in der Plattform Industrie 4.0 sitzt - drängt es auch Cisco in beide Arbeitsgruppen.

Das deutsche Normungsinstitut sucht ebenfalls den Kontakt mit dem IIC. DIN-Chef Torsten Bahlke erklärte: "Das IIC ist eine wichtige Plattform, die wir auch nutzen." Sie habe eine hohe IT-Kompetenz.

Schwieriger sei der Schulterschluss mit entsprechenden Stellen in China, die meist mit Regierungsbeamten besetzt seien. Insgesamt erwartet Bahlke "mehrere hundert neue Normen" auf dem Weg zur Industrie 4.0. Grundvoraussetzung für ihr Funktionieren sei die Datensicherheit. Mit Blick auf das transatlantische Handelsabkommen TTIP äußerte er sich skeptisch: "Es macht keinen Sinn, unterschiedliche Normenwelten zu harmonisieren."

Als eines der größten Probleme gelte neben der Sicherheit bei der IT-Anwendung die weiterhin ungenügende Internet-Geschwindigkeit. Einen zügigen, flächendeckenden Breitbandausbau - vor allem in den ländlichen Gebieten - forderten auch die Regierungschefs der norddeutschen Länder, die gemeinsam auf dem Messegelände tagten. Neben dem Bund stehe dabei auch die EU in der Pflicht.

Im jüngsten Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) über die Internet-Verfügbarkeit rutschte Deutschland von Rang 12 auf Platz 13 ab. Spitzenreiter in dem am Mittwoch veröffentlichten Index ist Singapur - gefolgt von Finnland, Schweden, den Niederlanden, Norwegen, der Schweiz, den USA und Großbritannien. (dpa/hal)